Religionspartheyen vergeblich suchte. -- Die Residenz hat in ihrem Umfange sechs und funf- zig griechische Kirchen, aber nur Ein Mönchs- und Ein Nonnenkloster.
Unter den geduldeten Religionsver- wandten sind die Protestanten die zahl- reichsten, und unter diesen sind es die Luthe- raner. Sie bilden acht Gemeinen, unter de- nen fünf deutsche, eine schwedische, eine finni- sche und eine lettische sind, und besitzen in den verschiedenen Theilen der Stadt sieben zum Theil schön gebaute Kircheu, von denen zwey der Krone gehören. Die Reformirten thei- len sich in die deutsche, französische, englische und holländische Gemeine, von denen die er- stern beyden eine gemeinschaftliche Kirche, aber besondere Prediger, die beyden letztern aber jede einen eigenen Betsaal haben. Die evan- gelischmährischen Brüder sind nur in geringer Anzahl; sie haben indessen sonntägli- chen Gottesdienst in ihrem Betsaal. -- Sämmt- liche protestantische Gemeinen bestreiten die Ko- sten ihres Gottesdienstes aus den Einkünften der Kirchen, von Kollekten und durch eine Ab- gabe von fünf Rubel, die jedes an einen aus-
Religionspartheyen vergeblich ſuchte. — Die Reſidenz hat in ihrem Umfange ſechs und funf- zig griechiſche Kirchen, aber nur Ein Moͤnchs- und Ein Nonnenkloſter.
Unter den geduldeten Religionsver- wandten ſind die Proteſtanten die zahl- reichſten, und unter dieſen ſind es die Luthe- raner. Sie bilden acht Gemeinen, unter de- nen fuͤnf deutſche, eine ſchwediſche, eine finni- ſche und eine lettiſche ſind, und beſitzen in den verſchiedenen Theilen der Stadt ſieben zum Theil ſchoͤn gebaute Kircheu, von denen zwey der Krone gehoͤren. Die Reformirten thei- len ſich in die deutſche, franzoͤſiſche, engliſche und hollaͤndiſche Gemeine, von denen die er- ſtern beyden eine gemeinſchaftliche Kirche, aber beſondere Prediger, die beyden letztern aber jede einen eigenen Betſaal haben. Die evan- geliſchmaͤhriſchen Bruͤder ſind nur in geringer Anzahl; ſie haben indeſſen ſonntaͤgli- chen Gottesdienſt in ihrem Betſaal. — Saͤmmt- liche proteſtantiſche Gemeinen beſtreiten die Ko- ſten ihres Gottesdienſtes aus den Einkuͤnften der Kirchen, von Kollekten und durch eine Ab- gabe von fuͤnf Rubel, die jedes an einen aus-
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Religionspartheyen vergeblich ſuchte. — Die
Reſidenz hat in ihrem Umfange ſechs und funf-
zig griechiſche Kirchen, aber nur Ein Moͤnchs-
und Ein Nonnenkloſter.
Unter den geduldeten Religionsver-
wandten ſind die Proteſtanten die zahl-
reichſten, und unter dieſen ſind es die Luthe-
raner. Sie bilden acht Gemeinen, unter de-
nen fuͤnf deutſche, eine ſchwediſche, eine finni-
ſche und eine lettiſche ſind, und beſitzen in den
verſchiedenen Theilen der Stadt ſieben zum
Theil ſchoͤn gebaute Kircheu, von denen zwey
der Krone gehoͤren. Die Reformirten thei-
len ſich in die deutſche, franzoͤſiſche, engliſche
und hollaͤndiſche Gemeine, von denen die er-
ſtern beyden eine gemeinſchaftliche Kirche, aber
beſondere Prediger, die beyden letztern aber
jede einen eigenen Betſaal haben. Die evan-
geliſchmaͤhriſchen Bruͤder ſind nur in
geringer Anzahl; ſie haben indeſſen ſonntaͤgli-
chen Gottesdienſt in ihrem Betſaal. — Saͤmmt-
liche proteſtantiſche Gemeinen beſtreiten die Ko-
ſten ihres Gottesdienſtes aus den Einkuͤnften
der Kirchen, von Kollekten und durch eine Ab-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 136. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/170>, abgerufen am 25.11.2024.
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