Undankbarkeit gegen ihr zweytes Vaterland ver- leiten; gegen ein Land, das ihnen Brod und Ansehn gab, und sie, beym Ausbruch und wäh- rend der ganzen Fortsetzung eines so unrechtmä- ßig angefangenen als mit Erbitterung geführ- ten Krieges, in dem vollen und ungestörten Genuß ihrer hier erworbenen bürgerlichen Vor- theile schützte. Die Wachsamkeit, die schnelle Entdeckung, und mehr als dieß, die Mäßigung und Großmuth, mit welcher die Regierung ge- gen diese Staatsverbrecher verfuhr, sind eine allzuauffallende und merkwürdige Widerlegung des auswärtigen Vorurtheils und der partheyi- schen Stimmen einzelner Schriftsteller, als daß ich den Raum bedauern sollte, den eine unge- schmückte und wahre Erzählung eines der inter- essantesten Vorfälle dieser Art hier einnehmen dürfte.
Die Eilfertigkeit, mit welcher die hier be- findlich gewesene schwedische Gesandtschaft sich beym Ausbruch des Krieges aus dieser Residenz entfernte, hatte die Folge, daß ein Theil des Gesandtschaftsarchivs in guter Verwahrung zu- rückbleiben mußte. Ein beherzter und verschla- gener Mensch, der bey dem schwedischen Lega-
Undankbarkeit gegen ihr zweytes Vaterland ver- leiten; gegen ein Land, das ihnen Brod und Anſehn gab, und ſie, beym Ausbruch und waͤh- rend der ganzen Fortſetzung eines ſo unrechtmaͤ- ßig angefangenen als mit Erbitterung gefuͤhr- ten Krieges, in dem vollen und ungeſtoͤrten Genuß ihrer hier erworbenen buͤrgerlichen Vor- theile ſchuͤtzte. Die Wachſamkeit, die ſchnelle Entdeckung, und mehr als dieß, die Maͤßigung und Großmuth, mit welcher die Regierung ge- gen dieſe Staatsverbrecher verfuhr, ſind eine allzuauffallende und merkwuͤrdige Widerlegung des auswaͤrtigen Vorurtheils und der partheyi- ſchen Stimmen einzelner Schriftſteller, als daß ich den Raum bedauern ſollte, den eine unge- ſchmuͤckte und wahre Erzaͤhlung eines der inter- eſſanteſten Vorfaͤlle dieſer Art hier einnehmen duͤrfte.
Die Eilfertigkeit, mit welcher die hier be- findlich geweſene ſchwediſche Geſandtſchaft ſich beym Ausbruch des Krieges aus dieſer Reſidenz entfernte, hatte die Folge, daß ein Theil des Geſandtſchaftsarchivs in guter Verwahrung zu- ruͤckbleiben mußte. Ein beherzter und verſchla- gener Menſch, der bey dem ſchwediſchen Lega-
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Undankbarkeit gegen ihr zweytes Vaterland ver-
leiten; gegen ein Land, das ihnen Brod und
Anſehn gab, und ſie, beym Ausbruch und waͤh-
rend der ganzen Fortſetzung eines ſo unrechtmaͤ-
ßig angefangenen als mit Erbitterung gefuͤhr-
ten Krieges, in dem vollen und ungeſtoͤrten
Genuß ihrer hier erworbenen buͤrgerlichen Vor-
theile ſchuͤtzte. Die Wachſamkeit, die ſchnelle
Entdeckung, und mehr als dieß, die Maͤßigung
und Großmuth, mit welcher die Regierung ge-
gen dieſe Staatsverbrecher verfuhr, ſind eine
allzuauffallende und merkwuͤrdige Widerlegung
des auswaͤrtigen Vorurtheils und der partheyi-
ſchen Stimmen einzelner Schriftſteller, als daß
ich den Raum bedauern ſollte, den eine unge-
ſchmuͤckte und wahre Erzaͤhlung eines der inter-
eſſanteſten Vorfaͤlle dieſer Art hier einnehmen
duͤrfte.
Die Eilfertigkeit, mit welcher die hier be-
findlich geweſene ſchwediſche Geſandtſchaft ſich
beym Ausbruch des Krieges aus dieſer Reſidenz
entfernte, hatte die Folge, daß ein Theil des
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ruͤckbleiben mußte. Ein beherzter und verſchla-
gener Menſch, der bey dem ſchwediſchen Lega-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/212>, abgerufen am 24.11.2024.
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