Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.schändlich fand, ihren ersten Liebhaber in sei- So groß die Sicherheit in Rücksicht auf ſchaͤndlich fand, ihren erſten Liebhaber in ſei- So groß die Sicherheit in Ruͤckſicht auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0230" n="196"/> ſchaͤndlich fand, ihren erſten Liebhaber in ſei-<lb/> nem Ungluͤck zu verlaſſen. —</p><lb/> <p>So groß die Sicherheit in Ruͤckſicht auf<lb/> oͤffentliche Gewaltthaͤtigkeiten iſt, ſo ſehr muß<lb/> man gegen liſtige <hi rendition="#g">Betruͤgereyen</hi> und feine<lb/> Streiche auf ſeiner Hut ſeyn. Die haͤufigen<lb/> Beyſpiele dieſer Art machen jeden Ruſſen ge-<lb/> gen den andern wachſam, und es gelingt ih-<lb/> nen daher nicht ſo leicht ein Betrug gegen ih-<lb/> re eigene Landsleute; aber deſto mehr halten<lb/> ſie ſich an Fremden und Auslaͤndern ſchadlos,<lb/> beſonders wenn ſie die Landesſprache nicht ver-<lb/> ſtehen. Die Kraͤmer und Kaufleute fordern ge-<lb/> woͤhnlich drey und zuweilen auch fuͤnfmal ſo<lb/> viel als die Waare werth iſt; der Unkundige<lb/> bietet die Haͤlfte, und glaubt einen guten<lb/> Kauf gethan zu haben, da er doch betrogen<lb/> iſt. Schlechter Waare ein gutes Anſehen zu<lb/> geben, im Maaß und Gewicht auf eine un-<lb/> merkliche Weiſe zu uͤbervortheilen, die ſchlech-<lb/> tere Waare der gekauften beſſeren unterzuſchie-<lb/> ben, alle dieſe und eine Menge anderer Kuͤn-<lb/> ſte verſteht kein Kaufmann beſſer als der ruſ-<lb/> ſiſche. Da die Ruſſen im Ganzen viel Witz<lb/> und einen lebhaften Verſtand haben, ſo ſind<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [196/0230]
ſchaͤndlich fand, ihren erſten Liebhaber in ſei-
nem Ungluͤck zu verlaſſen. —
So groß die Sicherheit in Ruͤckſicht auf
oͤffentliche Gewaltthaͤtigkeiten iſt, ſo ſehr muß
man gegen liſtige Betruͤgereyen und feine
Streiche auf ſeiner Hut ſeyn. Die haͤufigen
Beyſpiele dieſer Art machen jeden Ruſſen ge-
gen den andern wachſam, und es gelingt ih-
nen daher nicht ſo leicht ein Betrug gegen ih-
re eigene Landsleute; aber deſto mehr halten
ſie ſich an Fremden und Auslaͤndern ſchadlos,
beſonders wenn ſie die Landesſprache nicht ver-
ſtehen. Die Kraͤmer und Kaufleute fordern ge-
woͤhnlich drey und zuweilen auch fuͤnfmal ſo
viel als die Waare werth iſt; der Unkundige
bietet die Haͤlfte, und glaubt einen guten
Kauf gethan zu haben, da er doch betrogen
iſt. Schlechter Waare ein gutes Anſehen zu
geben, im Maaß und Gewicht auf eine un-
merkliche Weiſe zu uͤbervortheilen, die ſchlech-
tere Waare der gekauften beſſeren unterzuſchie-
ben, alle dieſe und eine Menge anderer Kuͤn-
ſte verſteht kein Kaufmann beſſer als der ruſ-
ſiſche. Da die Ruſſen im Ganzen viel Witz
und einen lebhaften Verſtand haben, ſo ſind
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