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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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Dieses Hospital enthält dreyhundert Bet-
ten, die in vorkommenden Fällen bis auf vier-
hundert vermehrt werden können. Es werden
in demselben Kranke aller Art, nur venerische
nicht, aufgenommen, die Armen unentgeld-
lich, herrschaftliche Leute, Handwerker, und
dergleichen aber gegen eine monatliche Bezah-
lung von vier Rubeln. Die ankommenden
Kranken werden sogleich geschoren und geba-
det, und erhalten eine reinliche Kleidung.

Eine eigenthümliche Einrichtung dieses In-
stituts ist die Anstellung eines Professors der
Elektrizität für die Heilung solcher Krankhei-
ten die durch die Wirkung derselben gehoben
werden können.

In fünf Jahren, von 1785 bis 1789
wurden hier 9895 Kranke aufgenommen, von
welchen 2075 starben, und 237 am Ende des
letzten Jahrs noch im Hospital waren. Daß
die Sterblichkeit, trotz der anerkannten Vor-
züge dieses Instituts, dennoch so groß ist,
rührt wol mehr von dem Umstande her, daß
sehr viele Kranke sich nur im äußersten Noth-
fall hieher bringen lassen, wenn es zu spät ist,
ihnen wirksame Hülfe zu leisten.


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Dieſes Hospital enthaͤlt dreyhundert Bet-
ten, die in vorkommenden Faͤllen bis auf vier-
hundert vermehrt werden koͤnnen. Es werden
in demſelben Kranke aller Art, nur veneriſche
nicht, aufgenommen, die Armen unentgeld-
lich, herrſchaftliche Leute, Handwerker, und
dergleichen aber gegen eine monatliche Bezah-
lung von vier Rubeln. Die ankommenden
Kranken werden ſogleich geſchoren und geba-
det, und erhalten eine reinliche Kleidung.

Eine eigenthuͤmliche Einrichtung dieſes In-
ſtituts iſt die Anſtellung eines Profeſſors der
Elektrizitaͤt fuͤr die Heilung ſolcher Krankhei-
ten die durch die Wirkung derſelben gehoben
werden koͤnnen.

In fuͤnf Jahren, von 1785 bis 1789
wurden hier 9895 Kranke aufgenommen, von
welchen 2075 ſtarben, und 237 am Ende des
letzten Jahrs noch im Hospital waren. Daß
die Sterblichkeit, trotz der anerkannten Vor-
zuͤge dieſes Inſtituts, dennoch ſo groß iſt,
ruͤhrt wol mehr von dem Umſtande her, daß
ſehr viele Kranke ſich nur im aͤußerſten Noth-
fall hieher bringen laſſen, wenn es zu ſpaͤt iſt,
ihnen wirkſame Huͤlfe zu leiſten.


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[261/0297] Dieſes Hospital enthaͤlt dreyhundert Bet- ten, die in vorkommenden Faͤllen bis auf vier- hundert vermehrt werden koͤnnen. Es werden in demſelben Kranke aller Art, nur veneriſche nicht, aufgenommen, die Armen unentgeld- lich, herrſchaftliche Leute, Handwerker, und dergleichen aber gegen eine monatliche Bezah- lung von vier Rubeln. Die ankommenden Kranken werden ſogleich geſchoren und geba- det, und erhalten eine reinliche Kleidung. Eine eigenthuͤmliche Einrichtung dieſes In- ſtituts iſt die Anſtellung eines Profeſſors der Elektrizitaͤt fuͤr die Heilung ſolcher Krankhei- ten die durch die Wirkung derſelben gehoben werden koͤnnen. In fuͤnf Jahren, von 1785 bis 1789 wurden hier 9895 Kranke aufgenommen, von welchen 2075 ſtarben, und 237 am Ende des letzten Jahrs noch im Hospital waren. Daß die Sterblichkeit, trotz der anerkannten Vor- zuͤge dieſes Inſtituts, dennoch ſo groß iſt, ruͤhrt wol mehr von dem Umſtande her, daß ſehr viele Kranke ſich nur im aͤußerſten Noth- fall hieher bringen laſſen, wenn es zu ſpaͤt iſt, ihnen wirkſame Huͤlfe zu leiſten. R 3

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/297>, abgerufen am 22.11.2024.