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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794.

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Glück machen. In den Hauptstädten, wo die
Kunst geschätzt und belohnt wird, unterdrückt
der Geschmack und das Vorurtheil für aus-
wärtige Produkte die Strebsamkeit und den
Muth des russischen Künstlers, und in den
Provinzen suchen Talente dieser Gattung ver-
gebens ihr Brod. Es ist daher das gewöhn-
liche Schicksal junger Künstler, daß sie ge-
zwungen sind, den Zweck ihrer Erziehung, der
oft zugleich der Gegenstand ihrer feurigsten Lei-
denschaft ist, zu verlassen, um sich durch das
erste beste Gewerbe Unterhalt zu verschaffen --
glücklich, wenn der Mangel anderer Kennt-
nisse sie nicht zwingt, in die niedere Abhän-
gigkeit zurückzukehren, die größtentheils bey
der Geburt ihre Bestimmung zu seyn schien,
und aus welcher die großmüthige Stiftung
Katharinens sie gerissen hatte.

Eine zweyte Lehranstalt dieser Gattung
schränkt sich einzig auf die Ausbildung zur the-
atralischen Kunst
ein. Die Zöglinge sind
von beyden Geschlechtern und werden ebenfalls
aus den untern Volksklassen, aus den Findel-
häusern, u. s. w. genommen. Der Unterricht
umfaßt alle Gegenstände des Theaters: Mu-

Gluͤck machen. In den Hauptſtaͤdten, wo die
Kunſt geſchaͤtzt und belohnt wird, unterdruͤckt
der Geſchmack und das Vorurtheil fuͤr aus-
waͤrtige Produkte die Strebſamkeit und den
Muth des ruſſiſchen Kuͤnſtlers, und in den
Provinzen ſuchen Talente dieſer Gattung ver-
gebens ihr Brod. Es iſt daher das gewoͤhn-
liche Schickſal junger Kuͤnſtler, daß ſie ge-
zwungen ſind, den Zweck ihrer Erziehung, der
oft zugleich der Gegenſtand ihrer feurigſten Lei-
denſchaft iſt, zu verlaſſen, um ſich durch das
erſte beſte Gewerbe Unterhalt zu verſchaffen —
gluͤcklich, wenn der Mangel anderer Kennt-
niſſe ſie nicht zwingt, in die niedere Abhaͤn-
gigkeit zuruͤckzukehren, die groͤßtentheils bey
der Geburt ihre Beſtimmung zu ſeyn ſchien,
und aus welcher die großmuͤthige Stiftung
Katharinens ſie geriſſen hatte.

Eine zweyte Lehranſtalt dieſer Gattung
ſchraͤnkt ſich einzig auf die Ausbildung zur the-
atraliſchen Kunſt
ein. Die Zoͤglinge ſind
von beyden Geſchlechtern und werden ebenfalls
aus den untern Volksklaſſen, aus den Findel-
haͤuſern, u. ſ. w. genommen. Der Unterricht
umfaßt alle Gegenſtaͤnde des Theaters: Mu-

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[306/0342] Gluͤck machen. In den Hauptſtaͤdten, wo die Kunſt geſchaͤtzt und belohnt wird, unterdruͤckt der Geſchmack und das Vorurtheil fuͤr aus- waͤrtige Produkte die Strebſamkeit und den Muth des ruſſiſchen Kuͤnſtlers, und in den Provinzen ſuchen Talente dieſer Gattung ver- gebens ihr Brod. Es iſt daher das gewoͤhn- liche Schickſal junger Kuͤnſtler, daß ſie ge- zwungen ſind, den Zweck ihrer Erziehung, der oft zugleich der Gegenſtand ihrer feurigſten Lei- denſchaft iſt, zu verlaſſen, um ſich durch das erſte beſte Gewerbe Unterhalt zu verſchaffen — gluͤcklich, wenn der Mangel anderer Kennt- niſſe ſie nicht zwingt, in die niedere Abhaͤn- gigkeit zuruͤckzukehren, die groͤßtentheils bey der Geburt ihre Beſtimmung zu ſeyn ſchien, und aus welcher die großmuͤthige Stiftung Katharinens ſie geriſſen hatte. Eine zweyte Lehranſtalt dieſer Gattung ſchraͤnkt ſich einzig auf die Ausbildung zur the- atraliſchen Kunſt ein. Die Zoͤglinge ſind von beyden Geſchlechtern und werden ebenfalls aus den untern Volksklaſſen, aus den Findel- haͤuſern, u. ſ. w. genommen. Der Unterricht umfaßt alle Gegenſtaͤnde des Theaters: Mu-

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 306. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/342>, abgerufen am 22.11.2024.