wird. Der Saal selbst hat sonst weder Ver- zierungen noch Möbeln, da er zu großen Fe- sten bestimmt ist; aber in den beyden von Wänden umgebenen Halbzirkeln, in welche sich die Kolonnaden verlieren, stehen zwey Vasen von karrarischem Marmor, die durch ihre aus- serordentliche Größe und den Werth der Kunst, der Größe und Pracht des Ganzen entspre- chen. -- Der Seite des Vestibüle gegenüber liegt der Wintergarten, ein ungeheueres, zu einem Garten eingerichtetes Gebäude, welches nur durch die eben beschriebene Kolonnade vom Saal getrennt ist. Da die Größe desselben nicht ohne Pfeiler zu erhalten war, so hat man diese als Palmbäume maskirt. Die Wärme wird durch zahlreiche in den Wänden und Pfei- lern verborgene Oefen erhalten, und selbst un- ter dem Boden sind blecherne Röhren vorhan- den, die unaufhörlich mit kochendem Wasser angefüllt werden. Die Gänge dieses Gartens winden sich zwischen blühenden oder fruchttra- genden Hecken in Krümmungen über kleine Hü- gel hin und geben bey jedem Schritt Gelegen- heit zu einer neuen Ueberraschung. Bald trifft das Auge, von dem üppigen Gemisch der
wird. Der Saal ſelbſt hat ſonſt weder Ver- zierungen noch Moͤbeln, da er zu großen Fe- ſten beſtimmt iſt; aber in den beyden von Waͤnden umgebenen Halbzirkeln, in welche ſich die Kolonnaden verlieren, ſtehen zwey Vaſen von karrariſchem Marmor, die durch ihre auſ- ſerordentliche Groͤße und den Werth der Kunſt, der Groͤße und Pracht des Ganzen entſpre- chen. — Der Seite des Veſtibuͤle gegenuͤber liegt der Wintergarten, ein ungeheueres, zu einem Garten eingerichtetes Gebaͤude, welches nur durch die eben beſchriebene Kolonnade vom Saal getrennt iſt. Da die Groͤße deſſelben nicht ohne Pfeiler zu erhalten war, ſo hat man dieſe als Palmbaͤume maskirt. Die Waͤrme wird durch zahlreiche in den Waͤnden und Pfei- lern verborgene Oefen erhalten, und ſelbſt un- ter dem Boden ſind blecherne Roͤhren vorhan- den, die unaufhoͤrlich mit kochendem Waſſer angefuͤllt werden. Die Gaͤnge dieſes Gartens winden ſich zwiſchen bluͤhenden oder fruchttra- genden Hecken in Kruͤmmungen uͤber kleine Huͤ- gel hin und geben bey jedem Schritt Gelegen- heit zu einer neuen Ueberraſchung. Bald trifft das Auge, von dem uͤppigen Gemiſch der
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wird. Der Saal ſelbſt hat ſonſt weder Ver-
zierungen noch Moͤbeln, da er zu großen Fe-
ſten beſtimmt iſt; aber in den beyden von
Waͤnden umgebenen Halbzirkeln, in welche ſich
die Kolonnaden verlieren, ſtehen zwey Vaſen
von karrariſchem Marmor, die durch ihre auſ-
ſerordentliche Groͤße und den Werth der Kunſt,
der Groͤße und Pracht des Ganzen entſpre-
chen. — Der Seite des Veſtibuͤle gegenuͤber
liegt der Wintergarten, ein ungeheueres, zu
einem Garten eingerichtetes Gebaͤude, welches
nur durch die eben beſchriebene Kolonnade vom
Saal getrennt iſt. Da die Groͤße deſſelben
nicht ohne Pfeiler zu erhalten war, ſo hat man
dieſe als Palmbaͤume maskirt. Die Waͤrme
wird durch zahlreiche in den Waͤnden und Pfei-
lern verborgene Oefen erhalten, und ſelbſt un-
ter dem Boden ſind blecherne Roͤhren vorhan-
den, die unaufhoͤrlich mit kochendem Waſſer
angefuͤllt werden. Die Gaͤnge dieſes Gartens
winden ſich zwiſchen bluͤhenden oder fruchttra-
genden Hecken in Kruͤmmungen uͤber kleine Huͤ-
gel hin und geben bey jedem Schritt Gelegen-
heit zu einer neuen Ueberraſchung. Bald trifft
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 1. Riga, 1794, S. 62. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg01_1794/96>, abgerufen am 24.11.2024.
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