bekannt zu machen. Unter diesen Werken be- fanden sich verschiedene naturhistorische, geo- graphische und andere Lehrbücher, aber kein philosophisches, weil er in diesem Zweige menschlicher Erkenntniß seinen Mongolen mehr als den Europäern zutraute.
Nicht so selten als die mongolischen Ma- nuscripte, aber immer merkwürdig genug, um die Zierde einer Bibliothek zu machen, sind die chinesischen Bücher, von welchen die Akademie eine Sammlung von zweytausend achthundert Bänden oder Bündeln besitzt. Die erste Acquisition dieser litterarischen Seltenheit ward im Jahr 1730 durch einen russischen Residenten am khanischen Hofe gemacht, der sie von jesuitischen Missionarien in Peking er- halten hatte. Die Bände sind sehr dünn, etwa wie unsere Journale, brochirt und auf Sei- denpapier oder geglätteter Bambusrinde ge- druckt. Ihr Inhalt ist nicht völlig so unbe- kannt, als der der mongolischen Handschriften, da Rußland beständig Kommissarien oder Residen- ten in China oder an der Grenze unterhält. Man hat nicht nur ein Register von den Bü- chertiteln, sondern sogar russische Uebersetzun-
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bekannt zu machen. Unter dieſen Werken be- fanden ſich verſchiedene naturhiſtoriſche, geo- graphiſche und andere Lehrbuͤcher, aber kein philoſophiſches, weil er in dieſem Zweige menſchlicher Erkenntniß ſeinen Mongolen mehr als den Europaͤern zutraute.
Nicht ſo ſelten als die mongoliſchen Ma- nuſcripte, aber immer merkwuͤrdig genug, um die Zierde einer Bibliothek zu machen, ſind die chineſiſchen Buͤcher, von welchen die Akademie eine Sammlung von zweytauſend achthundert Baͤnden oder Buͤndeln beſitzt. Die erſte Acquiſition dieſer litterariſchen Seltenheit ward im Jahr 1730 durch einen ruſſiſchen Reſidenten am khaniſchen Hofe gemacht, der ſie von jeſuitiſchen Miſſionarien in Peking er- halten hatte. Die Baͤnde ſind ſehr duͤnn, etwa wie unſere Journale, brochirt und auf Sei- denpapier oder geglaͤtteter Bambusrinde ge- druckt. Ihr Inhalt iſt nicht voͤllig ſo unbe- kannt, als der der mongoliſchen Handſchriften, da Rußland beſtaͤndig Kommiſſarien oder Reſiden- ten in China oder an der Grenze unterhaͤlt. Man hat nicht nur ein Regiſter von den Buͤ- chertiteln, ſondern ſogar ruſſiſche Ueberſetzun-
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bekannt zu machen. Unter dieſen Werken be-
fanden ſich verſchiedene naturhiſtoriſche, geo-
graphiſche und andere Lehrbuͤcher, aber kein
philoſophiſches, weil er in dieſem Zweige
menſchlicher Erkenntniß ſeinen Mongolen mehr
als den Europaͤern zutraute.
Nicht ſo ſelten als die mongoliſchen Ma-
nuſcripte, aber immer merkwuͤrdig genug, um
die Zierde einer Bibliothek zu machen, ſind die
chineſiſchen Buͤcher, von welchen die
Akademie eine Sammlung von zweytauſend
achthundert Baͤnden oder Buͤndeln beſitzt. Die
erſte Acquiſition dieſer litterariſchen Seltenheit
ward im Jahr 1730 durch einen ruſſiſchen
Reſidenten am khaniſchen Hofe gemacht, der
ſie von jeſuitiſchen Miſſionarien in Peking er-
halten hatte. Die Baͤnde ſind ſehr duͤnn, etwa
wie unſere Journale, brochirt und auf Sei-
denpapier oder geglaͤtteter Bambusrinde ge-
druckt. Ihr Inhalt iſt nicht voͤllig ſo unbe-
kannt, als der der mongoliſchen Handſchriften, da
Rußland beſtaͤndig Kommiſſarien oder Reſiden-
ten in China oder an der Grenze unterhaͤlt.
Man hat nicht nur ein Regiſter von den Buͤ-
chertiteln, ſondern ſogar ruſſiſche Ueberſetzun-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 105. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/121>, abgerufen am 23.11.2024.
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