Belustigung genießt, das Auffallende und Son- derbare der Spiele selbst, geben diesem Volks- fest einen so eigenthümlichen Karakter, daß der Beobachter, der sich die Mühe nehmen will, die Nation auch auf diesem Tummelplatz ih- res Vergnügens zu studiren, sehr kräftige Pinselstriche zu ihrer Schilderung auffinden kann. Er wird die allgemeine Fröhlichkeit nicht verkennen, mit welcher Alte und Junge, Kin- der und Greise beseelt sind, und die hier nicht auf einen vorübergehenden Augenblick erweckt, sondern durch eine angenehme Veranlassung gehoben und in ihr gefälligstes Licht gestellt ist. Er wird den Geist der Höflichkeit und Galan- terie bemerken, der sich in tausend kleinen Zü- gen, als eine nicht gleichgültige Schattirung im Nationalkarakter, malt. Hier grüßen sich ein paar mit Lumpen behangene Bettler auf die ehrerbietigste und anständigste Weise; eine lange Reihe von Fragen über das wechselsei- tige Wohlseyn eröfnet ihren Dialog, der sich ebenfalls mit einer höflichen Umarmung schließt. Dort bietet ein junger Kerl seiner von Schminke und Branntwein glühenden Dirne die Hand, um sie in den Sessel zu geleiten,
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Beluſtigung genießt, das Auffallende und Son- derbare der Spiele ſelbſt, geben dieſem Volks- feſt einen ſo eigenthuͤmlichen Karakter, daß der Beobachter, der ſich die Muͤhe nehmen will, die Nation auch auf dieſem Tummelplatz ih- res Vergnuͤgens zu ſtudiren, ſehr kraͤftige Pinſelſtriche zu ihrer Schilderung auffinden kann. Er wird die allgemeine Froͤhlichkeit nicht verkennen, mit welcher Alte und Junge, Kin- der und Greiſe beſeelt ſind, und die hier nicht auf einen voruͤbergehenden Augenblick erweckt, ſondern durch eine angenehme Veranlaſſung gehoben und in ihr gefaͤlligſtes Licht geſtellt iſt. Er wird den Geiſt der Hoͤflichkeit und Galan- terie bemerken, der ſich in tauſend kleinen Zuͤ- gen, als eine nicht gleichguͤltige Schattirung im Nationalkarakter, malt. Hier gruͤßen ſich ein paar mit Lumpen behangene Bettler auf die ehrerbietigſte und anſtaͤndigſte Weiſe; eine lange Reihe von Fragen uͤber das wechſelſei- tige Wohlſeyn eroͤfnet ihren Dialog, der ſich ebenfalls mit einer hoͤflichen Umarmung ſchließt. Dort bietet ein junger Kerl ſeiner von Schminke und Branntwein gluͤhenden Dirne die Hand, um ſie in den Seſſel zu geleiten,
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Beluſtigung genießt, das Auffallende und Son-
derbare der Spiele ſelbſt, geben dieſem Volks-
feſt einen ſo eigenthuͤmlichen Karakter, daß der
Beobachter, der ſich die Muͤhe nehmen will,
die Nation auch auf dieſem Tummelplatz ih-
res Vergnuͤgens zu ſtudiren, ſehr kraͤftige
Pinſelſtriche zu ihrer Schilderung auffinden
kann. Er wird die allgemeine Froͤhlichkeit nicht
verkennen, mit welcher Alte und Junge, Kin-
der und Greiſe beſeelt ſind, und die hier nicht
auf einen voruͤbergehenden Augenblick erweckt,
ſondern durch eine angenehme Veranlaſſung
gehoben und in ihr gefaͤlligſtes Licht geſtellt iſt.
Er wird den Geiſt der Hoͤflichkeit und Galan-
terie bemerken, der ſich in tauſend kleinen Zuͤ-
gen, als eine nicht gleichguͤltige Schattirung
im Nationalkarakter, malt. Hier gruͤßen ſich
ein paar mit Lumpen behangene Bettler auf
die ehrerbietigſte und anſtaͤndigſte Weiſe; eine
lange Reihe von Fragen uͤber das wechſelſei-
tige Wohlſeyn eroͤfnet ihren Dialog, der ſich
ebenfalls mit einer hoͤflichen Umarmung ſchließt.
Dort bietet ein junger Kerl ſeiner von
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 279. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/297>, abgerufen am 24.11.2024.
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