die das Ufer von Wassili Ostrow bekränzen. Der Anblick der Newa, die diese Insel von unserm Standpunkt trennt, ist keiner der ge- ringsten Vorzüge derselben. Die hin und wie- der schwimmenden, oder mit vollen Segeln herbeyeilenden Schiffe, das Gewühl der See- leute und Schaluppenfahrer, erregen einen an- genehmen Kontrast mit der städtischen Lebhaf- tigkeit die am Ufer herrscht. Ueberall wo das Auge hintrifft, stößt es auf seltne Denkmäler der menschlichen Kunst und des menschlichen Fleißes. Eine schönere Gasse, als die Häuser- reihen zu beyden Seiten der Newa hier bil- den, giebt es vielleicht nirgend. Aber schöner noch ist der Standpunkt am Ende des Kays, wo er durch die Admiralität unterbrochen wird. Hier umfaßt der Blick mit einemmal das Ufer von Wassili Ostrow, die Schiffbrücke, den Petersplatz, die Admiralität: eine Gruppe, die durch so viele außerordentliche Monumente der Kunst und durch das große Gewühl des Luxus und der Betriebsamkeit ausgefüllt wird. Doch ich fühle, wie unzulänglich jede Beschrei- bung werden muß, die sich an Gegenstände dieser Art wagt, da selbst die schönen Abbil-
die das Ufer von Waſſili Oſtrow bekraͤnzen. Der Anblick der Newa, die dieſe Inſel von unſerm Standpunkt trennt, iſt keiner der ge- ringſten Vorzuͤge derſelben. Die hin und wie- der ſchwimmenden, oder mit vollen Segeln herbeyeilenden Schiffe, das Gewuͤhl der See- leute und Schaluppenfahrer, erregen einen an- genehmen Kontraſt mit der ſtaͤdtiſchen Lebhaf- tigkeit die am Ufer herrſcht. Ueberall wo das Auge hintrifft, ſtoͤßt es auf ſeltne Denkmaͤler der menſchlichen Kunſt und des menſchlichen Fleißes. Eine ſchoͤnere Gaſſe, als die Haͤuſer- reihen zu beyden Seiten der Newa hier bil- den, giebt es vielleicht nirgend. Aber ſchoͤner noch iſt der Standpunkt am Ende des Kays, wo er durch die Admiralitaͤt unterbrochen wird. Hier umfaßt der Blick mit einemmal das Ufer von Waſſili Oſtrow, die Schiffbruͤcke, den Petersplatz, die Admiralitaͤt: eine Gruppe, die durch ſo viele außerordentliche Monumente der Kunſt und durch das große Gewuͤhl des Luxus und der Betriebſamkeit ausgefuͤllt wird. Doch ich fuͤhle, wie unzulaͤnglich jede Beſchrei- bung werden muß, die ſich an Gegenſtaͤnde dieſer Art wagt, da ſelbſt die ſchoͤnen Abbil-
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die das Ufer von Waſſili Oſtrow bekraͤnzen.
Der Anblick der Newa, die dieſe Inſel von
unſerm Standpunkt trennt, iſt keiner der ge-
ringſten Vorzuͤge derſelben. Die hin und wie-
der ſchwimmenden, oder mit vollen Segeln
herbeyeilenden Schiffe, das Gewuͤhl der See-
leute und Schaluppenfahrer, erregen einen an-
genehmen Kontraſt mit der ſtaͤdtiſchen Lebhaf-
tigkeit die am Ufer herrſcht. Ueberall wo das
Auge hintrifft, ſtoͤßt es auf ſeltne Denkmaͤler
der menſchlichen Kunſt und des menſchlichen
Fleißes. Eine ſchoͤnere Gaſſe, als die Haͤuſer-
reihen zu beyden Seiten der Newa hier bil-
den, giebt es vielleicht nirgend. Aber ſchoͤner
noch iſt der Standpunkt am Ende des Kays,
wo er durch die Admiralitaͤt unterbrochen
wird. Hier umfaßt der Blick mit einemmal
das Ufer von Waſſili Oſtrow, die Schiffbruͤcke,
den Petersplatz, die Admiralitaͤt: eine Gruppe,
die durch ſo viele außerordentliche Monumente
der Kunſt und durch das große Gewuͤhl des
Luxus und der Betriebſamkeit ausgefuͤllt wird.
Doch ich fuͤhle, wie unzulaͤnglich jede Beſchrei-
bung werden muß, die ſich an Gegenſtaͤnde
dieſer Art wagt, da ſelbſt die ſchoͤnen Abbil-
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 301. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/319>, abgerufen am 23.11.2024.
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