Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Gruppen, daß es schon aus dieser Ursache der
Mühe lohnt, einmal Theil an diesem Vergnü-
gen zu nehmen.

So groß die Anzahl der hier genannten
Spazierplätze ist, so wenig ist das Register
aller in und um der Residenz vorhandenen be-
endigt. Um mir und meinen Lesern Wieder-
holungen zu ersparen, wollen wir diesen Zweig
der öffentlichen Belustigungen verlassen, um
uns mit einer andern sehr nahe verwandten
Gattung derselben zu unterhalten.

Das Spazierengehen hat Freunde in St.
Petersburg, aber das Fahren noch ungleich
mehrere. Eine Bequemlichkeit, die in dieser
großen, kothigen Stadt so sehr Bedürfniß ist,
mußte bald in Luxus ausarten. Die Noth-
wendigkeit, Pferde für den Gebrauch zu hal-
ten, ist in die ausschweifendste Verschwendung
übergegangen: nirgend ist das Fahren so sehr
Belustigung, als hier.

Der gute Ton hat gewisse Tage festgesetzt,
die zu allgemeinen öffentlichen Promena-
den
bestimmt sind. Am ersten May versam-
melt sich die feine Welt in den glänzendsten
Equipagen in dem Wäldchen von Katharinen-

Gruppen, daß es ſchon aus dieſer Urſache der
Muͤhe lohnt, einmal Theil an dieſem Vergnuͤ-
gen zu nehmen.

So groß die Anzahl der hier genannten
Spazierplaͤtze iſt, ſo wenig iſt das Regiſter
aller in und um der Reſidenz vorhandenen be-
endigt. Um mir und meinen Leſern Wieder-
holungen zu erſparen, wollen wir dieſen Zweig
der oͤffentlichen Beluſtigungen verlaſſen, um
uns mit einer andern ſehr nahe verwandten
Gattung derſelben zu unterhalten.

Das Spazierengehen hat Freunde in St.
Petersburg, aber das Fahren noch ungleich
mehrere. Eine Bequemlichkeit, die in dieſer
großen, kothigen Stadt ſo ſehr Beduͤrfniß iſt,
mußte bald in Luxus ausarten. Die Noth-
wendigkeit, Pferde fuͤr den Gebrauch zu hal-
ten, iſt in die ausſchweifendſte Verſchwendung
uͤbergegangen: nirgend iſt das Fahren ſo ſehr
Beluſtigung, als hier.

Der gute Ton hat gewiſſe Tage feſtgeſetzt,
die zu allgemeinen oͤffentlichen Promena-
den
beſtimmt ſind. Am erſten May verſam-
melt ſich die feine Welt in den glaͤnzendſten
Equipagen in dem Waͤldchen von Katharinen-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0330" n="312"/>
Gruppen, daß es &#x017F;chon aus die&#x017F;er Ur&#x017F;ache der<lb/>
Mu&#x0364;he lohnt, einmal Theil an die&#x017F;em Vergnu&#x0364;-<lb/>
gen zu nehmen.</p><lb/>
          <p>So groß die Anzahl der hier genannten<lb/>
Spazierpla&#x0364;tze i&#x017F;t, &#x017F;o wenig i&#x017F;t das Regi&#x017F;ter<lb/>
aller in und um der Re&#x017F;idenz vorhandenen be-<lb/>
endigt. Um mir und meinen Le&#x017F;ern Wieder-<lb/>
holungen zu er&#x017F;paren, wollen wir die&#x017F;en Zweig<lb/>
der o&#x0364;ffentlichen Belu&#x017F;tigungen verla&#x017F;&#x017F;en, um<lb/>
uns mit einer andern &#x017F;ehr nahe verwandten<lb/>
Gattung der&#x017F;elben zu unterhalten.</p><lb/>
          <p>Das Spazierengehen hat Freunde in St.<lb/>
Petersburg, aber das Fahren noch ungleich<lb/>
mehrere. Eine Bequemlichkeit, die in die&#x017F;er<lb/>
großen, kothigen Stadt &#x017F;o &#x017F;ehr Bedu&#x0364;rfniß i&#x017F;t,<lb/>
mußte bald in Luxus ausarten. Die Noth-<lb/>
wendigkeit, Pferde fu&#x0364;r den Gebrauch zu hal-<lb/>
ten, i&#x017F;t in die aus&#x017F;chweifend&#x017F;te Ver&#x017F;chwendung<lb/>
u&#x0364;bergegangen: nirgend i&#x017F;t das Fahren &#x017F;o &#x017F;ehr<lb/>
Belu&#x017F;tigung, als hier.</p><lb/>
          <p>Der gute Ton hat gewi&#x017F;&#x017F;e Tage fe&#x017F;tge&#x017F;etzt,<lb/>
die zu allgemeinen o&#x0364;ffentlichen <hi rendition="#g">Promena-<lb/>
den</hi> be&#x017F;timmt &#x017F;ind. Am er&#x017F;ten May ver&#x017F;am-<lb/>
melt &#x017F;ich die feine Welt in den gla&#x0364;nzend&#x017F;ten<lb/>
Equipagen in dem Wa&#x0364;ldchen von Katharinen-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[312/0330] Gruppen, daß es ſchon aus dieſer Urſache der Muͤhe lohnt, einmal Theil an dieſem Vergnuͤ- gen zu nehmen. So groß die Anzahl der hier genannten Spazierplaͤtze iſt, ſo wenig iſt das Regiſter aller in und um der Reſidenz vorhandenen be- endigt. Um mir und meinen Leſern Wieder- holungen zu erſparen, wollen wir dieſen Zweig der oͤffentlichen Beluſtigungen verlaſſen, um uns mit einer andern ſehr nahe verwandten Gattung derſelben zu unterhalten. Das Spazierengehen hat Freunde in St. Petersburg, aber das Fahren noch ungleich mehrere. Eine Bequemlichkeit, die in dieſer großen, kothigen Stadt ſo ſehr Beduͤrfniß iſt, mußte bald in Luxus ausarten. Die Noth- wendigkeit, Pferde fuͤr den Gebrauch zu hal- ten, iſt in die ausſchweifendſte Verſchwendung uͤbergegangen: nirgend iſt das Fahren ſo ſehr Beluſtigung, als hier. Der gute Ton hat gewiſſe Tage feſtgeſetzt, die zu allgemeinen oͤffentlichen Promena- den beſtimmt ſind. Am erſten May verſam- melt ſich die feine Welt in den glaͤnzendſten Equipagen in dem Waͤldchen von Katharinen-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/330
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/330>, abgerufen am 23.11.2024.