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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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seine Dankbarkeit zu Füßen zu legen. Groß
und außerordentlich, wie alle seine Entwürfe,
war auch dieser. Ein ganzer Monat verfloß
unter Zurüstungen; Künstler aller Art waren
beschäftigt; ganze Magazine wurden ausge-
leert, um die Nothwendigkeiten herbeyzuschaf-
fen; täglich versammelten sich mehrere hundert
Menschen, um die Ausführung vorzubereiten,
und jeder dieser Tage war ein glänzendes Fest.
Endlich erschien der Augenblick, welchem das
ganze Publikum der Residenz, durch so große
Veranstaltungen aufs höchste zur Erwartung
gespannt, mit Sehnsucht entgegen gesehen
hatte. Die Zusage der Kaiserinn und des kai-
serlichen Hauses, diesen Tag durch ihre Ge-
genwart zu verherrlichen, war gegeben; der
Hof, die fremden Minister, der Adel und ein
großer Theil des anständigen Publikums waren
geladen. Man versammelte sich Abends um
sechs Uhr in Maskaradenkleidung. Als der
Wagen der Kaiserinn gefahren kam, ward auf
ein gegebnes Zeichen die Kokagne für das Volk
eröffnet, welches sich in Menge vor dem Pal-
last eingefunden hatte. Große Haufen von
Kleidungsstücken, aufgethürmte Pyramiden von

ſeine Dankbarkeit zu Fuͤßen zu legen. Groß
und außerordentlich, wie alle ſeine Entwuͤrfe,
war auch dieſer. Ein ganzer Monat verfloß
unter Zuruͤſtungen; Kuͤnſtler aller Art waren
beſchaͤftigt; ganze Magazine wurden ausge-
leert, um die Nothwendigkeiten herbeyzuſchaf-
fen; taͤglich verſammelten ſich mehrere hundert
Menſchen, um die Ausfuͤhrung vorzubereiten,
und jeder dieſer Tage war ein glaͤnzendes Feſt.
Endlich erſchien der Augenblick, welchem das
ganze Publikum der Reſidenz, durch ſo große
Veranſtaltungen aufs hoͤchſte zur Erwartung
geſpannt, mit Sehnſucht entgegen geſehen
hatte. Die Zuſage der Kaiſerinn und des kai-
ſerlichen Hauſes, dieſen Tag durch ihre Ge-
genwart zu verherrlichen, war gegeben; der
Hof, die fremden Miniſter, der Adel und ein
großer Theil des anſtaͤndigen Publikums waren
geladen. Man verſammelte ſich Abends um
ſechs Uhr in Maskaradenkleidung. Als der
Wagen der Kaiſerinn gefahren kam, ward auf
ein gegebnes Zeichen die Kokagne fuͤr das Volk
eroͤffnet, welches ſich in Menge vor dem Pal-
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[349/0367] ſeine Dankbarkeit zu Fuͤßen zu legen. Groß und außerordentlich, wie alle ſeine Entwuͤrfe, war auch dieſer. Ein ganzer Monat verfloß unter Zuruͤſtungen; Kuͤnſtler aller Art waren beſchaͤftigt; ganze Magazine wurden ausge- leert, um die Nothwendigkeiten herbeyzuſchaf- fen; taͤglich verſammelten ſich mehrere hundert Menſchen, um die Ausfuͤhrung vorzubereiten, und jeder dieſer Tage war ein glaͤnzendes Feſt. Endlich erſchien der Augenblick, welchem das ganze Publikum der Reſidenz, durch ſo große Veranſtaltungen aufs hoͤchſte zur Erwartung geſpannt, mit Sehnſucht entgegen geſehen hatte. Die Zuſage der Kaiſerinn und des kai- ſerlichen Hauſes, dieſen Tag durch ihre Ge- genwart zu verherrlichen, war gegeben; der Hof, die fremden Miniſter, der Adel und ein großer Theil des anſtaͤndigen Publikums waren geladen. Man verſammelte ſich Abends um ſechs Uhr in Maskaradenkleidung. Als der Wagen der Kaiſerinn gefahren kam, ward auf ein gegebnes Zeichen die Kokagne fuͤr das Volk eroͤffnet, welches ſich in Menge vor dem Pal- laſt eingefunden hatte. Große Haufen von Kleidungsſtuͤcken, aufgethuͤrmte Pyramiden von

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 349. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/367>, abgerufen am 23.11.2024.