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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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der jedem Fremden in den ersten Tagen sei-
nes Hierseyns auffallend wird, äußert sich nicht
bloß in diesem oder jenem Theile der Lebens-
art, sondern geht durch alle Zweige derselben.
Wohnung, Tisch, Kleidung, Bedienung, Equi-
page, alles trägt hier eine höhere Farbe.

Unter der Klasse von Menschen, von wel-
cher itzt die Rede ist, wird es in den großen
Städten anderer Länder nur einzelne Fami-
lien geben, die außer ihren Wohnzimmern noch
eine besondere Anzahl Gemächer dem bloßen
Prunk widmen; in St. Petersburg ist dieser
Unterschied allgemein. Eine Familie aus dem
Mittelstande bedarf, außer der eigentlichen
Wohngelegenheit, einen Gesellschaftssaal (salle
de compagnie
), ein Besuchzimmer, ein Spei-
sezimmer und eine Vorstube für den Aufent-
halt fremder Bedienten. Wer nicht auf die-
sem Fuße wohnt, lebt sehr eingeschränkt und
darf sich schwerlich zu den Leuten von Ton
zählen. Aber selbst der nothwendige Raum
wird hier nach einem größern Maaßstabe be-
rechnet. Selten entbehrt der Herr vom Hause
sein Arbeitszimmer und die Frau vom Hause
ihr Putzgemach. Ein eignes Kinderzimmer

der jedem Fremden in den erſten Tagen ſei-
nes Hierſeyns auffallend wird, aͤußert ſich nicht
bloß in dieſem oder jenem Theile der Lebens-
art, ſondern geht durch alle Zweige derſelben.
Wohnung, Tiſch, Kleidung, Bedienung, Equi-
page, alles traͤgt hier eine hoͤhere Farbe.

Unter der Klaſſe von Menſchen, von wel-
cher itzt die Rede iſt, wird es in den großen
Staͤdten anderer Laͤnder nur einzelne Fami-
lien geben, die außer ihren Wohnzimmern noch
eine beſondere Anzahl Gemaͤcher dem bloßen
Prunk widmen; in St. Petersburg iſt dieſer
Unterſchied allgemein. Eine Familie aus dem
Mittelſtande bedarf, außer der eigentlichen
Wohngelegenheit, einen Geſellſchaftsſaal (ſalle
de compagnie
), ein Beſuchzimmer, ein Spei-
ſezimmer und eine Vorſtube fuͤr den Aufent-
halt fremder Bedienten. Wer nicht auf die-
ſem Fuße wohnt, lebt ſehr eingeſchraͤnkt und
darf ſich ſchwerlich zu den Leuten von Ton
zaͤhlen. Aber ſelbſt der nothwendige Raum
wird hier nach einem groͤßern Maaßſtabe be-
rechnet. Selten entbehrt der Herr vom Hauſe
ſein Arbeitszimmer und die Frau vom Hauſe
ihr Putzgemach. Ein eignes Kinderzimmer

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[390/0408] der jedem Fremden in den erſten Tagen ſei- nes Hierſeyns auffallend wird, aͤußert ſich nicht bloß in dieſem oder jenem Theile der Lebens- art, ſondern geht durch alle Zweige derſelben. Wohnung, Tiſch, Kleidung, Bedienung, Equi- page, alles traͤgt hier eine hoͤhere Farbe. Unter der Klaſſe von Menſchen, von wel- cher itzt die Rede iſt, wird es in den großen Staͤdten anderer Laͤnder nur einzelne Fami- lien geben, die außer ihren Wohnzimmern noch eine beſondere Anzahl Gemaͤcher dem bloßen Prunk widmen; in St. Petersburg iſt dieſer Unterſchied allgemein. Eine Familie aus dem Mittelſtande bedarf, außer der eigentlichen Wohngelegenheit, einen Geſellſchaftsſaal (ſalle de compagnie), ein Beſuchzimmer, ein Spei- ſezimmer und eine Vorſtube fuͤr den Aufent- halt fremder Bedienten. Wer nicht auf die- ſem Fuße wohnt, lebt ſehr eingeſchraͤnkt und darf ſich ſchwerlich zu den Leuten von Ton zaͤhlen. Aber ſelbſt der nothwendige Raum wird hier nach einem groͤßern Maaßſtabe be- rechnet. Selten entbehrt der Herr vom Hauſe ſein Arbeitszimmer und die Frau vom Hauſe ihr Putzgemach. Ein eignes Kinderzimmer

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 390. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/408>, abgerufen am 23.11.2024.