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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

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tere so sehr Zweck aller Gesellschaften, als
hier. Die angenehmsten Zirkel und eine fru-
gale Tafel werden immer weniger Liebhaber
finden, als ein wohlbesetzter ausgesuchter Tisch
und eine trockne Unterhaltung. -- Das Kar-
tenspiel ist in allen großen Städten von Eu-
ropa das gewöhnlichste Mittel des Zeitver-
treibs; aber hier spielt man weniger sich die
Zeit zu vertreiben, als seine Leidenschaften
durch ein großes Interesse in Bewegung zu
setzen. Ein kleines Spiel, dessen Ausschlag
im ungünstigsten Falle keinen beträchtlichen
Verlust nach sich ziehen könnte, würde den
Petersburgern ein Zeitverderb scheinen. Pfand-
spiele, Räthsel, Charaden, Boutrime's, und
wie die gesellschaftlichen Erholungen heißen
mögen, bey denen man in den Familienkreisen
in Deutschland so froh und witzig ist, finden
hier nirgend Eingang, weil sie weder die Sinn-
lichkeit reizen, noch den Verstand befriedigen,
noch auch den Leidenschaften Spielraum ge-
ben. Kartenspiele in denen das Glück oder der
Zufall am freysten wirken können, sind die
beliebtesten; in Häusern wo keine Hazardspiele
geduldet werden, hält man sich daher an solche

tere ſo ſehr Zweck aller Geſellſchaften, als
hier. Die angenehmſten Zirkel und eine fru-
gale Tafel werden immer weniger Liebhaber
finden, als ein wohlbeſetzter ausgeſuchter Tiſch
und eine trockne Unterhaltung. — Das Kar-
tenſpiel iſt in allen großen Staͤdten von Eu-
ropa das gewoͤhnlichſte Mittel des Zeitver-
treibs; aber hier ſpielt man weniger ſich die
Zeit zu vertreiben, als ſeine Leidenſchaften
durch ein großes Intereſſe in Bewegung zu
ſetzen. Ein kleines Spiel, deſſen Ausſchlag
im unguͤnſtigſten Falle keinen betraͤchtlichen
Verluſt nach ſich ziehen koͤnnte, wuͤrde den
Petersburgern ein Zeitverderb ſcheinen. Pfand-
ſpiele, Raͤthſel, Charaden, Boutrime’s, und
wie die geſellſchaftlichen Erholungen heißen
moͤgen, bey denen man in den Familienkreiſen
in Deutſchland ſo froh und witzig iſt, finden
hier nirgend Eingang, weil ſie weder die Sinn-
lichkeit reizen, noch den Verſtand befriedigen,
noch auch den Leidenſchaften Spielraum ge-
ben. Kartenſpiele in denen das Gluͤck oder der
Zufall am freyſten wirken koͤnnen, ſind die
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[427/0445] tere ſo ſehr Zweck aller Geſellſchaften, als hier. Die angenehmſten Zirkel und eine fru- gale Tafel werden immer weniger Liebhaber finden, als ein wohlbeſetzter ausgeſuchter Tiſch und eine trockne Unterhaltung. — Das Kar- tenſpiel iſt in allen großen Staͤdten von Eu- ropa das gewoͤhnlichſte Mittel des Zeitver- treibs; aber hier ſpielt man weniger ſich die Zeit zu vertreiben, als ſeine Leidenſchaften durch ein großes Intereſſe in Bewegung zu ſetzen. Ein kleines Spiel, deſſen Ausſchlag im unguͤnſtigſten Falle keinen betraͤchtlichen Verluſt nach ſich ziehen koͤnnte, wuͤrde den Petersburgern ein Zeitverderb ſcheinen. Pfand- ſpiele, Raͤthſel, Charaden, Boutrime’s, und wie die geſellſchaftlichen Erholungen heißen moͤgen, bey denen man in den Familienkreiſen in Deutſchland ſo froh und witzig iſt, finden hier nirgend Eingang, weil ſie weder die Sinn- lichkeit reizen, noch den Verſtand befriedigen, noch auch den Leidenſchaften Spielraum ge- ben. Kartenſpiele in denen das Gluͤck oder der Zufall am freyſten wirken koͤnnen, ſind die beliebteſten; in Haͤuſern wo keine Hazardſpiele geduldet werden, haͤlt man ſich daher an ſolche

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Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 427. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/445>, abgerufen am 23.11.2024.