then sollte, sich in der ersten Handelsstadt des russischen Reichs zu befinden. Die reichen Kaufleute haben ihre Wohnungen und Kom- toirs in den schönsten und prächtigsten Stadt- theilen; ihre Häuser, Thorwege und Böden, sind nicht, wie in Hamburg und Riga, mit Balken von Waaren barrikadirt und beladen; hier sieht man, außer dem Komtoir, keine Spur von kaufmännischer Beschäftigung. Die Geschäfte des Zolls werden durch eigne von den Handelshäusern angestellte und besoldete Leute besorgt, die man Expeditoren nennt, und die Handarbeit wird durch die Artelscht- schiki verrichtet, deren zunftähnliche Verfassung man aus einem der vorigen Abschnitte kennt.
Der Kommissionnair übergiebt die einge- führten Waaren dem russischen Kaufmann, und dieser versendet sie entweder auf die oben an- gegebene Art in das Reich, oder verkauft sie im Einzelnen hier zur Stelle. Dieser Verkauf, der durch die Bedürfnisse und den Luxus einer so großen und üppigen Stadt einen sehr wich- tigen und beträchtlichen Theil des hiesigen Ge- werbes macht, geschieht auf den Märkten, in den Magazinen und Kramläden, und durch
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then ſollte, ſich in der erſten Handelsſtadt des ruſſiſchen Reichs zu befinden. Die reichen Kaufleute haben ihre Wohnungen und Kom- toirs in den ſchoͤnſten und praͤchtigſten Stadt- theilen; ihre Haͤuſer, Thorwege und Boͤden, ſind nicht, wie in Hamburg und Riga, mit Balken von Waaren barrikadirt und beladen; hier ſieht man, außer dem Komtoir, keine Spur von kaufmaͤnniſcher Beſchaͤftigung. Die Geſchaͤfte des Zolls werden durch eigne von den Handelshaͤuſern angeſtellte und beſoldete Leute beſorgt, die man Expeditoren nennt, und die Handarbeit wird durch die Artelſcht- ſchiki verrichtet, deren zunftaͤhnliche Verfaſſung man aus einem der vorigen Abſchnitte kennt.
Der Kommiſſionnair uͤbergiebt die einge- fuͤhrten Waaren dem ruſſiſchen Kaufmann, und dieſer verſendet ſie entweder auf die oben an- gegebene Art in das Reich, oder verkauft ſie im Einzelnen hier zur Stelle. Dieſer Verkauf, der durch die Beduͤrfniſſe und den Luxus einer ſo großen und uͤppigen Stadt einen ſehr wich- tigen und betraͤchtlichen Theil des hieſigen Ge- werbes macht, geſchieht auf den Maͤrkten, in den Magazinen und Kramlaͤden, und durch
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then ſollte, ſich in der erſten Handelsſtadt des
ruſſiſchen Reichs zu befinden. Die reichen
Kaufleute haben ihre Wohnungen und Kom-
toirs in den ſchoͤnſten und praͤchtigſten Stadt-
theilen; ihre Haͤuſer, Thorwege und Boͤden,
ſind nicht, wie in Hamburg und Riga, mit
Balken von Waaren barrikadirt und beladen;
hier ſieht man, außer dem Komtoir, keine
Spur von kaufmaͤnniſcher Beſchaͤftigung. Die
Geſchaͤfte des Zolls werden durch eigne von
den Handelshaͤuſern angeſtellte und beſoldete
Leute beſorgt, die man Expeditoren nennt,
und die Handarbeit wird durch die Artelſcht-
ſchiki verrichtet, deren zunftaͤhnliche Verfaſſung
man aus einem der vorigen Abſchnitte kennt.
Der Kommiſſionnair uͤbergiebt die einge-
fuͤhrten Waaren dem ruſſiſchen Kaufmann, und
dieſer verſendet ſie entweder auf die oben an-
gegebene Art in das Reich, oder verkauft ſie
im Einzelnen hier zur Stelle. Dieſer Verkauf,
der durch die Beduͤrfniſſe und den Luxus einer
ſo großen und uͤppigen Stadt einen ſehr wich-
tigen und betraͤchtlichen Theil des hieſigen Ge-
werbes macht, geſchieht auf den Maͤrkten,
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Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/51>, abgerufen am 18.12.2024.
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