Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794.

Bild:
<< vorherige Seite

Politur einen Glanz erhalten haben, der zu sei-
ner Erhaltung keines Fro[t]tirens bedarf. Die
Arbeit an diesen Stücken ist eben so bewunderns-
würdig als ihre Erfindung; keine Fuge ist sicht-
bar, alles paßt so genau an einander, als ob
es aus einem Guß gegossen wäre; einige sind
mit Bronzearbeit von der schönsten und man-
nigfaltigsten Vergoldung, andere mit Basre-
liefs, Gemmen und Antiken eingelegt. Das
unübertrefflichste Produkt dieses Künstlers aber
ist ein Büreau oder Schreibepult, welches die
Kaiserinn dem Kunstkabinett der Akademie der
Wissenschaften vor einigen Jahren schenkte.
Hier hat das Genie des Erfinders seinen Reich-
thum und seine Fruchtbarkeit an die mannigfal-
tigsten Kompositionen verschwendet: alles scheint
Zauberey zu seyn. Wenn man dieses wunder-
bare Pult öfnet, so erblickt man in der Mitte
eine schöne Gruppe von Basreliefs in Bronze,
die bey dem leisesten Druck einer Feder ver-
schwindet und einer kostbaren Tafel mit einge-
legten Gemmen Platz macht. Der Raum, den
diese Tafel verdeckt, ist der Aufbewahrung wich-
tiger Papiere oder Gelder gewidmet; die kühne
Hand, die sich an diesem Fleck vergreifen wollte,

Politur einen Glanz erhalten haben, der zu ſei-
ner Erhaltung keines Fro[t]tirens bedarf. Die
Arbeit an dieſen Stuͤcken iſt eben ſo bewunderns-
wuͤrdig als ihre Erfindung; keine Fuge iſt ſicht-
bar, alles paßt ſo genau an einander, als ob
es aus einem Guß gegoſſen waͤre; einige ſind
mit Bronzearbeit von der ſchoͤnſten und man-
nigfaltigſten Vergoldung, andere mit Basre-
liefs, Gemmen und Antiken eingelegt. Das
unuͤbertrefflichſte Produkt dieſes Kuͤnſtlers aber
iſt ein Buͤreau oder Schreibepult, welches die
Kaiſerinn dem Kunſtkabinett der Akademie der
Wiſſenſchaften vor einigen Jahren ſchenkte.
Hier hat das Genie des Erfinders ſeinen Reich-
thum und ſeine Fruchtbarkeit an die mannigfal-
tigſten Kompoſitionen verſchwendet: alles ſcheint
Zauberey zu ſeyn. Wenn man dieſes wunder-
bare Pult oͤfnet, ſo erblickt man in der Mitte
eine ſchoͤne Gruppe von Basreliefs in Bronze,
die bey dem leiſeſten Druck einer Feder ver-
ſchwindet und einer koſtbaren Tafel mit einge-
legten Gemmen Platz macht. Der Raum, den
dieſe Tafel verdeckt, iſt der Aufbewahrung wich-
tiger Papiere oder Gelder gewidmet; die kuͤhne
Hand, die ſich an dieſem Fleck vergreifen wollte,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0079" n="63"/>
Politur einen Glanz erhalten haben, der zu &#x017F;ei-<lb/>
ner Erhaltung keines Fro<supplied>t</supplied>tirens bedarf. Die<lb/>
Arbeit an die&#x017F;en Stu&#x0364;cken i&#x017F;t eben &#x017F;o bewunderns-<lb/>
wu&#x0364;rdig als ihre Erfindung; keine Fuge i&#x017F;t &#x017F;icht-<lb/>
bar, alles paßt &#x017F;o genau an einander, als ob<lb/>
es aus einem Guß gego&#x017F;&#x017F;en wa&#x0364;re; einige &#x017F;ind<lb/>
mit Bronzearbeit von der &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;ten und man-<lb/>
nigfaltig&#x017F;ten Vergoldung, andere mit Basre-<lb/>
liefs, Gemmen und Antiken eingelegt. Das<lb/>
unu&#x0364;bertrefflich&#x017F;te Produkt die&#x017F;es Ku&#x0364;n&#x017F;tlers aber<lb/>
i&#x017F;t ein Bu&#x0364;reau oder Schreibepult, welches die<lb/>
Kai&#x017F;erinn dem Kun&#x017F;tkabinett der Akademie der<lb/>
Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften vor einigen Jahren &#x017F;chenkte.<lb/>
Hier hat das Genie des Erfinders &#x017F;einen Reich-<lb/>
thum und &#x017F;eine Fruchtbarkeit an die mannigfal-<lb/>
tig&#x017F;ten Kompo&#x017F;itionen ver&#x017F;chwendet: alles &#x017F;cheint<lb/>
Zauberey zu &#x017F;eyn. Wenn man die&#x017F;es wunder-<lb/>
bare Pult o&#x0364;fnet, &#x017F;o erblickt man in der Mitte<lb/>
eine &#x017F;cho&#x0364;ne Gruppe von Basreliefs in Bronze,<lb/>
die bey dem lei&#x017F;e&#x017F;ten Druck einer Feder ver-<lb/>
&#x017F;chwindet und einer ko&#x017F;tbaren Tafel mit einge-<lb/>
legten Gemmen Platz macht. Der Raum, den<lb/>
die&#x017F;e Tafel verdeckt, i&#x017F;t der Aufbewahrung wich-<lb/>
tiger Papiere oder Gelder gewidmet; die ku&#x0364;hne<lb/>
Hand, die &#x017F;ich an die&#x017F;em Fleck vergreifen wollte,<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[63/0079] Politur einen Glanz erhalten haben, der zu ſei- ner Erhaltung keines Frottirens bedarf. Die Arbeit an dieſen Stuͤcken iſt eben ſo bewunderns- wuͤrdig als ihre Erfindung; keine Fuge iſt ſicht- bar, alles paßt ſo genau an einander, als ob es aus einem Guß gegoſſen waͤre; einige ſind mit Bronzearbeit von der ſchoͤnſten und man- nigfaltigſten Vergoldung, andere mit Basre- liefs, Gemmen und Antiken eingelegt. Das unuͤbertrefflichſte Produkt dieſes Kuͤnſtlers aber iſt ein Buͤreau oder Schreibepult, welches die Kaiſerinn dem Kunſtkabinett der Akademie der Wiſſenſchaften vor einigen Jahren ſchenkte. Hier hat das Genie des Erfinders ſeinen Reich- thum und ſeine Fruchtbarkeit an die mannigfal- tigſten Kompoſitionen verſchwendet: alles ſcheint Zauberey zu ſeyn. Wenn man dieſes wunder- bare Pult oͤfnet, ſo erblickt man in der Mitte eine ſchoͤne Gruppe von Basreliefs in Bronze, die bey dem leiſeſten Druck einer Feder ver- ſchwindet und einer koſtbaren Tafel mit einge- legten Gemmen Platz macht. Der Raum, den dieſe Tafel verdeckt, iſt der Aufbewahrung wich- tiger Papiere oder Gelder gewidmet; die kuͤhne Hand, die ſich an dieſem Fleck vergreifen wollte,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/79
Zitationshilfe: Storch, Heinrich Friedrich von: Gemählde von St. Petersburg. Bd. 2. Riga, 1794, S. 63. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storch_petersburg02_1794/79>, abgerufen am 21.11.2024.