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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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Ihr des Heilands Mutter nicht in Euerer Kirche
dulden?"

"Die Züge von des Heilands Mutter," ent¬
gegnete er, "sind nicht überliefert worden."

-- "Aber wollet Ihr's der Kunst mißgönnen,
sie in frommem Sinn zu suchen?"

Er sahe eine Weile finster auf mich herab;
denn, obschon ich zu den Kleinen nicht zu zählen,
so überragte er mich doch um eines halben Kopfes
Höhe; -- dann sprach er heftig: "Hat nicht der
König die holländischen Papisten dort auf die
zerrissene Insel herberufen; nur um durch das
Menschenwerk der Deiche des Höchsten Straf¬
gericht zu trotzen? Haben nicht noch letztlich die
Kirchenvorsteher drüben in der Stadt sich zwei
der Heiligen in ihr Gestühlte schnitzen lassen?
Betet und wachet! Denn auch hier geht Satan
noch von Haus zu Haus! Diese Marienbilder
sind nichts als Säugammen der Sinnenlust und
des Papismus; die Kunst hat allezeit mit der
Welt gebuhlt!"

Ein dunkles Feuer glühte in seinen Augen,

Ihr des Heilands Mutter nicht in Euerer Kirche
dulden?“

„Die Züge von des Heilands Mutter,“ ent¬
gegnete er, „ſind nicht überliefert worden.“

— „Aber wollet Ihr's der Kunſt mißgönnen,
ſie in frommem Sinn zu ſuchen?“

Er ſahe eine Weile finſter auf mich herab;
denn, obſchon ich zu den Kleinen nicht zu zählen,
ſo überragte er mich doch um eines halben Kopfes
Höhe; — dann ſprach er heftig: „Hat nicht der
König die holländiſchen Papiſten dort auf die
zerriſſene Inſel herberufen; nur um durch das
Menſchenwerk der Deiche des Höchſten Straf¬
gericht zu trotzen? Haben nicht noch letztlich die
Kirchenvorſteher drüben in der Stadt ſich zwei
der Heiligen in ihr Geſtühlte ſchnitzen laſſen?
Betet und wachet! Denn auch hier geht Satan
noch von Haus zu Haus! Dieſe Marienbilder
ſind nichts als Säugammen der Sinnenluſt und
des Papismus; die Kunſt hat allezeit mit der
Welt gebuhlt!“

Ein dunkles Feuer glühte in ſeinen Augen,

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[123/0137] Ihr des Heilands Mutter nicht in Euerer Kirche dulden?“ „Die Züge von des Heilands Mutter,“ ent¬ gegnete er, „ſind nicht überliefert worden.“ — „Aber wollet Ihr's der Kunſt mißgönnen, ſie in frommem Sinn zu ſuchen?“ Er ſahe eine Weile finſter auf mich herab; denn, obſchon ich zu den Kleinen nicht zu zählen, ſo überragte er mich doch um eines halben Kopfes Höhe; — dann ſprach er heftig: „Hat nicht der König die holländiſchen Papiſten dort auf die zerriſſene Inſel herberufen; nur um durch das Menſchenwerk der Deiche des Höchſten Straf¬ gericht zu trotzen? Haben nicht noch letztlich die Kirchenvorſteher drüben in der Stadt ſich zwei der Heiligen in ihr Geſtühlte ſchnitzen laſſen? Betet und wachet! Denn auch hier geht Satan noch von Haus zu Haus! Dieſe Marienbilder ſind nichts als Säugammen der Sinnenluſt und des Papismus; die Kunſt hat allezeit mit der Welt gebuhlt!“ Ein dunkles Feuer glühte in ſeinen Augen,

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 123. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/137>, abgerufen am 24.11.2024.