Des Küsters alte Magd hatte ich einmal nach des Predigers Frau befraget; aber sie hatte mir kurzen Bescheid gegeben: "Die kennt man nicht; in die Bauernhäuser kommt sie kaum, wenn Kindelbier und Hochzeit ist." -- Der Pastor selbst sprach nicht von ihr. Aus dem Garten der Küsterei, welcher in eine dichte Gruppe von Flie¬ derbüschen ausläuft, sahe ich sie einmal langsam über die Priesterkoppel nach ihrem Hause gehen; aber sie hatte mir den Rücken zugewendet, so daß ich nur ihre schlanke jugendliche Gestalt ge¬ wahren konnte, und außerdem ein paar gekräu¬ selte Löckchen, in der Art, wie sie sonst nur von den Vornehmeren getragen werden, und die der Wind von ihren Schläfen wehte. Das Bild ihres finsteren Ehgesponsen trat mir vor die Seele, und mir schien, es passe dieses Paar nicht wohl zusammen.
-- -- An den Tagen, wo ich nicht da draußen war, hatte ich auch die Arbeit an meinem Lazarus wieder aufgenommen, so daß nach einiger Zeit diese Bilder mit einander nahezu vollendet waren.
Des Küſters alte Magd hatte ich einmal nach des Predigers Frau befraget; aber ſie hatte mir kurzen Beſcheid gegeben: „Die kennt man nicht; in die Bauernhäuſer kommt ſie kaum, wenn Kindelbier und Hochzeit iſt.“ — Der Paſtor ſelbſt ſprach nicht von ihr. Aus dem Garten der Küſterei, welcher in eine dichte Gruppe von Flie¬ derbüſchen ausläuft, ſahe ich ſie einmal langſam über die Prieſterkoppel nach ihrem Hauſe gehen; aber ſie hatte mir den Rücken zugewendet, ſo daß ich nur ihre ſchlanke jugendliche Geſtalt ge¬ wahren konnte, und außerdem ein paar gekräu¬ ſelte Löckchen, in der Art, wie ſie ſonst nur von den Vornehmeren getragen werden, und die der Wind von ihren Schläfen wehte. Das Bild ihres finſteren Ehgeſponſen trat mir vor die Seele, und mir ſchien, es paſſe dieſes Paar nicht wohl zuſammen.
— — An den Tagen, wo ich nicht da draußen war, hatte ich auch die Arbeit an meinem Lazarus wieder aufgenommen, ſo daß nach einiger Zeit dieſe Bilder mit einander nahezu vollendet waren.
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Des Küſters alte Magd hatte ich einmal nach
des Predigers Frau befraget; aber ſie hatte mir
kurzen Beſcheid gegeben: „Die kennt man nicht;
in die Bauernhäuſer kommt ſie kaum, wenn
Kindelbier und Hochzeit iſt.“ — Der Paſtor ſelbſt
ſprach nicht von ihr. Aus dem Garten der
Küſterei, welcher in eine dichte Gruppe von Flie¬
derbüſchen ausläuft, ſahe ich ſie einmal langſam
über die Prieſterkoppel nach ihrem Hauſe gehen;
aber ſie hatte mir den Rücken zugewendet, ſo
daß ich nur ihre ſchlanke jugendliche Geſtalt ge¬
wahren konnte, und außerdem ein paar gekräu¬
ſelte Löckchen, in der Art, wie ſie ſonst nur von
den Vornehmeren getragen werden, und die der
Wind von ihren Schläfen wehte. Das Bild
ihres finſteren Ehgeſponſen trat mir vor die
Seele, und mir ſchien, es paſſe dieſes Paar nicht
wohl zuſammen.
— — An den Tagen, wo ich nicht da draußen
war, hatte ich auch die Arbeit an meinem Lazarus
wieder aufgenommen, ſo daß nach einiger Zeit
dieſe Bilder mit einander nahezu vollendet waren.
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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 126. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/140>, abgerufen am 17.07.2024.
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