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Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877.

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über das Geländer der großen Treppe aufge¬
hangen; ich aber ging durch den Schwiebbogen,
so unter dem Rathhause ist, eilends zur Stadt
hinaus.

Als ich hinter dem Schloßgarten auf dem
Steige war, sahe ich drüben bei der Lehmkuhle,
wo sie den neuen Galgen hingesetzet, einen mäch¬
tigen Holzstoß aufgeschichtet. Ein paar Leute
handtirten noch daran herum, und mochten das
der Frohn und seine Knechte sein, die leichten
Brennstoff zwischen die Hölzer thaten; von der
Stadt her aber kamen schon die ersten Buben
über die Felder ihnen zugelaufen. -- Ich achtete
deß nicht weiter, sondern wanderte rüstig fürbaß,
und da ich hinter den Bäumen hervortrat, sahe
ich mir zur Linken das Meer im ersten Sonnen¬
strahl entbrennen, der im Osten über die Haide
emporstieg. Da mußte ich meine Hände falten:

"O Herr, mein Gott und Christ,
Sei gnädig mit uns Allen,
Die wir in Sünd' gefallen,
Der Du die Liebe bist!" -- --

über das Geländer der großen Treppe aufge¬
hangen; ich aber ging durch den Schwiebbogen,
ſo unter dem Rathhauſe iſt, eilends zur Stadt
hinaus.

Als ich hinter dem Schloßgarten auf dem
Steige war, ſahe ich drüben bei der Lehmkuhle,
wo ſie den neuen Galgen hingeſetzet, einen mäch¬
tigen Holzſtoß aufgeſchichtet. Ein paar Leute
handtirten noch daran herum, und mochten das
der Frohn und ſeine Knechte ſein, die leichten
Brennſtoff zwiſchen die Hölzer thaten; von der
Stadt her aber kamen ſchon die erſten Buben
über die Felder ihnen zugelaufen. — Ich achtete
deß nicht weiter, ſondern wanderte rüſtig fürbaß,
und da ich hinter den Bäumen hervortrat, ſahe
ich mir zur Linken das Meer im erſten Sonnen¬
ſtrahl entbrennen, der im Oſten über die Haide
emporſtieg. Da mußte ich meine Hände falten:

„O Herr, mein Gott und Chriſt,
Sei gnädig mit uns Allen,
Die wir in Sünd' gefallen,
Der Du die Liebe biſt!“ — —
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[132/0146] über das Geländer der großen Treppe aufge¬ hangen; ich aber ging durch den Schwiebbogen, ſo unter dem Rathhauſe iſt, eilends zur Stadt hinaus. Als ich hinter dem Schloßgarten auf dem Steige war, ſahe ich drüben bei der Lehmkuhle, wo ſie den neuen Galgen hingeſetzet, einen mäch¬ tigen Holzſtoß aufgeſchichtet. Ein paar Leute handtirten noch daran herum, und mochten das der Frohn und ſeine Knechte ſein, die leichten Brennſtoff zwiſchen die Hölzer thaten; von der Stadt her aber kamen ſchon die erſten Buben über die Felder ihnen zugelaufen. — Ich achtete deß nicht weiter, ſondern wanderte rüſtig fürbaß, und da ich hinter den Bäumen hervortrat, ſahe ich mir zur Linken das Meer im erſten Sonnen¬ ſtrahl entbrennen, der im Oſten über die Haide emporſtieg. Da mußte ich meine Hände falten: „O Herr, mein Gott und Chriſt, Sei gnädig mit uns Allen, Die wir in Sünd' gefallen, Der Du die Liebe biſt!“ — —

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Aquis submersus. Berlin, 1877, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_aquis_1877/146>, abgerufen am 24.11.2024.