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Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.

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Der Schrecken, den er über das Mädchen gebracht hatte, schien dem jungen Manne plötzlich weh zu thun; es war ein zu unschuldig Gesichtlein, das zu ihm aufschaute. "Komm!" sagte er und hob sie sanft vom Boden; "Du mußt Dich nicht so fürchten; ich mein' es nicht so schlimm. Nun sag' mir, wer hat den Vogel denn genommen? Oder hat ihn Jemand nur im Freien eingefangen?"

Sie schüttelte wieder ihr blondes Köpfchen: "Nein," sagte sie traurig, "mein Bruder Tiberius hat den Vogel vom offenen Fenster weggeholt."

"So?" sagte er: "er schielt; ich kenn' ihn noch wohl."

"O thut ihm nichts, Herr Fritz!" rief sie und hob flehend ihre Hände zu ihm auf; "er hat schon seine Strafe; Großmutter hat es seinen Lehrern angezeigt! Und sagt auch nichts zu Mamsell Riekchen, sagt es keinem Menschen!"

Er stand und sah wie bewundernd auf sie nieder: aus dem noch halben Kinderangesicht hatte das Antlitz der werdenden Jungfrau ihn plötzlich angeblickt.

Der Schrecken, den er über das Mädchen gebracht hatte, schien dem jungen Manne plötzlich weh zu thun; es war ein zu unschuldig Gesichtlein, das zu ihm aufschaute. „Komm!“ sagte er und hob sie sanft vom Boden; „Du mußt Dich nicht so fürchten; ich mein’ es nicht so schlimm. Nun sag’ mir, wer hat den Vogel denn genommen? Oder hat ihn Jemand nur im Freien eingefangen?“

Sie schüttelte wieder ihr blondes Köpfchen: „Nein,“ sagte sie traurig, „mein Bruder Tiberius hat den Vogel vom offenen Fenster weggeholt.“

„So?“ sagte er: „er schielt; ich kenn’ ihn noch wohl.“

„O thut ihm nichts, Herr Fritz!“ rief sie und hob flehend ihre Hände zu ihm auf; „er hat schon seine Strafe; Großmutter hat es seinen Lehrern angezeigt! Und sagt auch nichts zu Mamsell Riekchen, sagt es keinem Menschen!“

Er stand und sah wie bewundernd auf sie nieder: aus dem noch halben Kinderangesicht hatte das Antlitz der werdenden Jungfrau ihn plötzlich angeblickt.

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[103/0103] Der Schrecken, den er über das Mädchen gebracht hatte, schien dem jungen Manne plötzlich weh zu thun; es war ein zu unschuldig Gesichtlein, das zu ihm aufschaute. „Komm!“ sagte er und hob sie sanft vom Boden; „Du mußt Dich nicht so fürchten; ich mein’ es nicht so schlimm. Nun sag’ mir, wer hat den Vogel denn genommen? Oder hat ihn Jemand nur im Freien eingefangen?“ Sie schüttelte wieder ihr blondes Köpfchen: „Nein,“ sagte sie traurig, „mein Bruder Tiberius hat den Vogel vom offenen Fenster weggeholt.“ „So?“ sagte er: „er schielt; ich kenn’ ihn noch wohl.“ „O thut ihm nichts, Herr Fritz!“ rief sie und hob flehend ihre Hände zu ihm auf; „er hat schon seine Strafe; Großmutter hat es seinen Lehrern angezeigt! Und sagt auch nichts zu Mamsell Riekchen, sagt es keinem Menschen!“ Er stand und sah wie bewundernd auf sie nieder: aus dem noch halben Kinderangesicht hatte das Antlitz der werdenden Jungfrau ihn plötzlich angeblickt.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887, S. 103. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/103>, abgerufen am 21.11.2024.