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Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.

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verschwiegener Kummer sich dahinter; und ein Gedanke fuhr wie ein Todesschreck durch das Gehirn des jungen Mannes: "Vatter," rief er; er zwang sich, daß er es nicht laut herausschrie - "Du hest de Breef nich krägen!"

Die Augen von Vater und Sohn standen eine Weile vor einander, als wagten sie nicht sich anzublicken. Endlich sprach der Alte langsam: "da Du mi fragst, min Sön - ick heff Din Breef nich krägen."

- "Un Du hest all de Tid von mi nix hört, as wat de Dögenix, de Amerikaner, hier in de Stadt herumlagen?"

"Nix wider; he hett mi't sülm vertellt."

Ein furchtbarer Schmerz schien den jungen Körper zu erschüttern: "Oh, Vatter! Oh, min Vatter!" stammelte er.

Aber Meister Daniel nahm den Kopf seines Kindes zwischen seine beiden zitternden Hände: "Min Fritz," sagte er zärtlich, "ick weet ja nu, Du harrst mi nich vergäten; dat Anner - dat deit nu nich mehr weh!"

Da schlossen eine junge und eine alte Hand

verschwiegener Kummer sich dahinter; und ein Gedanke fuhr wie ein Todesschreck durch das Gehirn des jungen Mannes: „Vatter,“ rief er; er zwang sich, daß er es nicht laut herausschrie – „Du hest de Breef nich krägen!“

Die Augen von Vater und Sohn standen eine Weile vor einander, als wagten sie nicht sich anzublicken. Endlich sprach der Alte langsam: „da Du mi frågst, min Sön – ick heff Din Breef nich krägen.“

– „Un Du hest all de Tid von mi nix hört, as wat de Dögenix, de Amerikaner, hier in de Stadt herumlågen?“

„Nix wider; he hett mi’t sülm vertellt.“

Ein furchtbarer Schmerz schien den jungen Körper zu erschüttern: „Oh, Vatter! Oh, min Vatter!“ stammelte er.

Aber Meister Daniel nahm den Kopf seines Kindes zwischen seine beiden zitternden Hände: „Min Fritz,“ sagte er zärtlich, „ick weet ja nu, Du harrst mi nich vergäten; dat Anner – dat deit nu nich mehr weh!“

Da schlossen eine junge und eine alte Hand

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[111/0111] verschwiegener Kummer sich dahinter; und ein Gedanke fuhr wie ein Todesschreck durch das Gehirn des jungen Mannes: „Vatter,“ rief er; er zwang sich, daß er es nicht laut herausschrie – „Du hest de Breef nich krägen!“ Die Augen von Vater und Sohn standen eine Weile vor einander, als wagten sie nicht sich anzublicken. Endlich sprach der Alte langsam: „da Du mi frågst, min Sön – ick heff Din Breef nich krägen.“ – „Un Du hest all de Tid von mi nix hört, as wat de Dögenix, de Amerikaner, hier in de Stadt herumlågen?“ „Nix wider; he hett mi’t sülm vertellt.“ Ein furchtbarer Schmerz schien den jungen Körper zu erschüttern: „Oh, Vatter! Oh, min Vatter!“ stammelte er. Aber Meister Daniel nahm den Kopf seines Kindes zwischen seine beiden zitternden Hände: „Min Fritz,“ sagte er zärtlich, „ick weet ja nu, Du harrst mi nich vergäten; dat Anner – dat deit nu nich mehr weh!“ Da schlossen eine junge und eine alte Hand

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/111>, abgerufen am 19.05.2024.