Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.

Bild:
<< vorherige Seite

einig werden, ob sie doch nicht vielleicht ein Türke wäre - bis daß ich endlich, ehe ich noch ein Wort hervorbrachte, von meinem hitzigen Vater einen hanebüchenen Backenstreich erhielt."

Tante Salome nickte, sie kannte die Geschichte; Frau Line Basch lachte: "Ich meinte, Du hättest auch Verse gemacht, Daniel!"

Der Alte schüttelte den Kopf: "Nein, Linchen, das ist es eben: ich bekomme meinen Backenstreich und falle vom Schemel; der Fritz macht seinen Vers und läuft zur Thür hinaus." Daniel sah seine Frau recht freundlich an: "Mutterwitz!" sagte er schelmisch. Und Frau Line nickte.



Glückes genug war in Meister Daniels Hause; aber wer, der seine Zeit gelebt hat, wüßte es nicht, daß, wie das Leben, so noch mehr das Glück auf leichten Flügeln geht.

Es war um die Frühlingszeit und im Garten wurden die Stachelbeerbüsche grün und die Störche kamen nach der langen Winterszeit wieder aus dem Süden, um auf den Schornsteinen der Stadt

einig werden, ob sie doch nicht vielleicht ein Türke wäre – bis daß ich endlich, ehe ich noch ein Wort hervorbrachte, von meinem hitzigen Vater einen hanebüchenen Backenstreich erhielt.“

Tante Salome nickte, sie kannte die Geschichte; Frau Line Basch lachte: „Ich meinte, Du hättest auch Verse gemacht, Daniel!“

Der Alte schüttelte den Kopf: „Nein, Linchen, das ist es eben: ich bekomme meinen Backenstreich und falle vom Schemel; der Fritz macht seinen Vers und läuft zur Thür hinaus.“ Daniel sah seine Frau recht freundlich an: „Mutterwitz!“ sagte er schelmisch. Und Frau Line nickte.



Glückes genug war in Meister Daniels Hause; aber wer, der seine Zeit gelebt hat, wüßte es nicht, daß, wie das Leben, so noch mehr das Glück auf leichten Flügeln geht.

Es war um die Frühlingszeit und im Garten wurden die Stachelbeerbüsche grün und die Störche kamen nach der langen Winterszeit wieder aus dem Süden, um auf den Schornsteinen der Stadt

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0018" n="18"/>
einig werden, ob sie doch nicht vielleicht ein Türke wäre &#x2013; bis daß ich endlich, ehe ich noch ein Wort hervorbrachte, von meinem hitzigen Vater einen hanebüchenen Backenstreich erhielt.&#x201C;</p>
        <p>Tante Salome nickte, sie kannte die Geschichte; Frau Line Basch lachte: &#x201E;Ich meinte, Du hättest auch Verse gemacht, Daniel!&#x201C;</p>
        <p>Der Alte schüttelte den Kopf: &#x201E;Nein, Linchen, das ist es eben: ich bekomme meinen Backenstreich und falle vom Schemel; der Fritz macht seinen Vers und läuft zur Thür hinaus.&#x201C; Daniel sah seine Frau recht freundlich an: &#x201E;Mutterwitz!&#x201C; sagte er schelmisch. Und Frau Line nickte.</p>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <p>Glückes genug war in Meister Daniels Hause; aber wer, der seine Zeit gelebt hat, wüßte es nicht, daß, wie das Leben, so noch mehr das Glück auf leichten Flügeln geht.</p>
        <p>Es war um die Frühlingszeit und im Garten wurden die Stachelbeerbüsche grün und die Störche kamen nach der langen Winterszeit wieder aus dem Süden, um auf den Schornsteinen der Stadt
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[18/0018] einig werden, ob sie doch nicht vielleicht ein Türke wäre – bis daß ich endlich, ehe ich noch ein Wort hervorbrachte, von meinem hitzigen Vater einen hanebüchenen Backenstreich erhielt.“ Tante Salome nickte, sie kannte die Geschichte; Frau Line Basch lachte: „Ich meinte, Du hättest auch Verse gemacht, Daniel!“ Der Alte schüttelte den Kopf: „Nein, Linchen, das ist es eben: ich bekomme meinen Backenstreich und falle vom Schemel; der Fritz macht seinen Vers und läuft zur Thür hinaus.“ Daniel sah seine Frau recht freundlich an: „Mutterwitz!“ sagte er schelmisch. Und Frau Line nickte. Glückes genug war in Meister Daniels Hause; aber wer, der seine Zeit gelebt hat, wüßte es nicht, daß, wie das Leben, so noch mehr das Glück auf leichten Flügeln geht. Es war um die Frühlingszeit und im Garten wurden die Stachelbeerbüsche grün und die Störche kamen nach der langen Winterszeit wieder aus dem Süden, um auf den Schornsteinen der Stadt

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • o über a wird als å dargestellt



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/18
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/18>, abgerufen am 05.05.2024.