Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.seinen Jungen, der schon so früh für sich selber stehen wollte. Allmälig war die Zeit vergangen, und Fritz hatte bald sein dreizehntes Jahr erreicht. Er war ein leidlich gewachsener Junge, trug einen kurzen blauen Tuchrock, manchesterne Hosen und eine große runde Tellermütze, wie sie damals unter den Jungen Mode waren, und wanderte Vor- und Nachmittags, wie einst sein Vater, mit einem Packen Bücher in die unterste Klasse der Gelehrtenschule. In Geographie und Rechnen war er bald der Meister; auch in den andern Fächern konnte er gewaltig lernen, das heißt, wenn er mochte; aber er mochte nur nicht immer, und im Lateinischen wollte er mit mensa und amo nichts zu thun haben. "Was brauch' ich Latein!" sagte er. "Wenn ich konfirmirt bin, komm' ich in Vaters Werkstatt, und die Faßbinderei geht auch auf Deutsch, am besten auf Plattdeutsch!" Es war aber nicht das allein: er hatte, gleich seinen Kameraden, eine knabenhafte Nichtachtung seinen Jungen, der schon so früh für sich selber stehen wollte. Allmälig war die Zeit vergangen, und Fritz hatte bald sein dreizehntes Jahr erreicht. Er war ein leidlich gewachsener Junge, trug einen kurzen blauen Tuchrock, manchesterne Hosen und eine große runde Tellermütze, wie sie damals unter den Jungen Mode waren, und wanderte Vor- und Nachmittags, wie einst sein Vater, mit einem Packen Bücher in die unterste Klasse der Gelehrtenschule. In Geographie und Rechnen war er bald der Meister; auch in den andern Fächern konnte er gewaltig lernen, das heißt, wenn er mochte; aber er mochte nur nicht immer, und im Lateinischen wollte er mit mensa und amo nichts zu thun haben. „Was brauch’ ich Latein!“ sagte er. „Wenn ich konfirmirt bin, komm’ ich in Vaters Werkstatt, und die Faßbinderei geht auch auf Deutsch, am besten auf Plattdeutsch!“ Es war aber nicht das allein: er hatte, gleich seinen Kameraden, eine knabenhafte Nichtachtung <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0026" n="26"/> seinen Jungen, der schon so früh für sich selber stehen wollte.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Allmälig war die Zeit vergangen, und Fritz hatte bald sein dreizehntes Jahr erreicht. Er war ein leidlich gewachsener Junge, trug einen kurzen blauen Tuchrock, manchesterne Hosen und eine große runde Tellermütze, wie sie damals unter den Jungen Mode waren, und wanderte Vor- und Nachmittags, wie einst sein Vater, mit einem Packen Bücher in die unterste Klasse der Gelehrtenschule. In Geographie und Rechnen war er bald der Meister; auch in den andern Fächern konnte er gewaltig lernen, das heißt, wenn er mochte; aber er mochte nur nicht immer, und im Lateinischen wollte er mit <hi rendition="#aq">mensa</hi> und <hi rendition="#aq">amo</hi> nichts zu thun haben. „Was brauch’ ich Latein!“ sagte er. „Wenn ich konfirmirt bin, komm’ ich in Vaters Werkstatt, und die Faßbinderei geht auch auf Deutsch, am besten auf Plattdeutsch!“</p> <p>Es war aber nicht das allein: er hatte, gleich seinen Kameraden, eine knabenhafte Nichtachtung </p> </div> </body> </text> </TEI> [26/0026]
seinen Jungen, der schon so früh für sich selber stehen wollte.
Allmälig war die Zeit vergangen, und Fritz hatte bald sein dreizehntes Jahr erreicht. Er war ein leidlich gewachsener Junge, trug einen kurzen blauen Tuchrock, manchesterne Hosen und eine große runde Tellermütze, wie sie damals unter den Jungen Mode waren, und wanderte Vor- und Nachmittags, wie einst sein Vater, mit einem Packen Bücher in die unterste Klasse der Gelehrtenschule. In Geographie und Rechnen war er bald der Meister; auch in den andern Fächern konnte er gewaltig lernen, das heißt, wenn er mochte; aber er mochte nur nicht immer, und im Lateinischen wollte er mit mensa und amo nichts zu thun haben. „Was brauch’ ich Latein!“ sagte er. „Wenn ich konfirmirt bin, komm’ ich in Vaters Werkstatt, und die Faßbinderei geht auch auf Deutsch, am besten auf Plattdeutsch!“
Es war aber nicht das allein: er hatte, gleich seinen Kameraden, eine knabenhafte Nichtachtung
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