Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.

Bild:
<< vorherige Seite

zum dritten Male anhub, rannte er in die Werkstatt hinab, um seinen Vater zu holen, und Beide standen hinter der Kammerthür, und der gut gelaunte Dompfaff pfiff ihnen dreimal nach einander sein Stückchen vor, und da er nichts Weiteres konnte, so pfiff er es ihnen auch zum vierten und zum fünften Male. Da der Alte wie der Junge so etwas noch nie gehört hatten, so entzückte es sie, als wär's ein lieblich Wunder. Zuletzt kam auch noch der Gesell und stand mausestill mit an die Thür gelehntem Ohr: "Fritz!" flüsterte er, "so'n Vagel! Hev min Lävdag noch so'n Vagel nich hört!" Als Fritz aber, während der Dompfaff jetzt noch einmal anhub, leise die Kammerthür zurückdrängte, brach das Thierchen jählings ab; "Fiuh!" machte er noch, dann wetzte er seinen schwarzen Schnabel und kroch in sich zusammen.

Seine Hörer blieben doch des Wunders voll. "Fritz," sagte Meister Daniel seufzend, indem er heftig seines Sohnes Hand drückte, "wenn Deine Mutter das belebt hätte!"

Die Zeit rückte weiter; nach und nach störte den Vogel die Gegenwart der Hausgenossen

zum dritten Male anhub, rannte er in die Werkstatt hinab, um seinen Vater zu holen, und Beide standen hinter der Kammerthür, und der gut gelaunte Dompfaff pfiff ihnen dreimal nach einander sein Stückchen vor, und da er nichts Weiteres konnte, so pfiff er es ihnen auch zum vierten und zum fünften Male. Da der Alte wie der Junge so etwas noch nie gehört hatten, so entzückte es sie, als wär’s ein lieblich Wunder. Zuletzt kam auch noch der Gesell und stand mausestill mit an die Thür gelehntem Ohr: „Fritz!“ flüsterte er, „so’n Vagel! Hev min Lävdag noch so’n Vagel nich hört!“ Als Fritz aber, während der Dompfaff jetzt noch einmal anhub, leise die Kammerthür zurückdrängte, brach das Thierchen jählings ab; „Fiuh!“ machte er noch, dann wetzte er seinen schwarzen Schnabel und kroch in sich zusammen.

Seine Hörer blieben doch des Wunders voll. „Fritz,“ sagte Meister Daniel seufzend, indem er heftig seines Sohnes Hand drückte, „wenn Deine Mutter das belebt hätte!“

Die Zeit rückte weiter; nach und nach störte den Vogel die Gegenwart der Hausgenossen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0036" n="36"/>
zum dritten Male anhub, rannte er in die Werkstatt hinab, um seinen Vater zu holen, und Beide standen hinter der Kammerthür, und der gut gelaunte Dompfaff pfiff ihnen dreimal nach einander sein Stückchen vor, und da er nichts Weiteres konnte, so pfiff er es ihnen auch zum vierten und zum fünften Male. Da der Alte wie der Junge so etwas noch nie gehört hatten, so entzückte es sie, als wär&#x2019;s ein lieblich Wunder. Zuletzt kam auch noch der Gesell und stand mausestill mit an die Thür gelehntem Ohr: &#x201E;Fritz!&#x201C; flüsterte er, &#x201E;so&#x2019;n Vagel! Hev min Lävdag noch so&#x2019;n Vagel nich hört!&#x201C; Als Fritz aber, während der Dompfaff jetzt noch einmal anhub, leise die Kammerthür zurückdrängte, brach das Thierchen jählings ab; &#x201E;Fiuh!&#x201C; machte er noch, dann wetzte er seinen schwarzen Schnabel und kroch in sich zusammen.</p>
        <p>Seine Hörer blieben doch des Wunders voll. &#x201E;Fritz,&#x201C; sagte Meister Daniel seufzend, indem er heftig seines Sohnes Hand drückte, &#x201E;wenn Deine Mutter das belebt hätte!&#x201C;</p>
        <p>Die Zeit rückte weiter; nach und nach störte den Vogel die Gegenwart der Hausgenossen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[36/0036] zum dritten Male anhub, rannte er in die Werkstatt hinab, um seinen Vater zu holen, und Beide standen hinter der Kammerthür, und der gut gelaunte Dompfaff pfiff ihnen dreimal nach einander sein Stückchen vor, und da er nichts Weiteres konnte, so pfiff er es ihnen auch zum vierten und zum fünften Male. Da der Alte wie der Junge so etwas noch nie gehört hatten, so entzückte es sie, als wär’s ein lieblich Wunder. Zuletzt kam auch noch der Gesell und stand mausestill mit an die Thür gelehntem Ohr: „Fritz!“ flüsterte er, „so’n Vagel! Hev min Lävdag noch so’n Vagel nich hört!“ Als Fritz aber, während der Dompfaff jetzt noch einmal anhub, leise die Kammerthür zurückdrängte, brach das Thierchen jählings ab; „Fiuh!“ machte er noch, dann wetzte er seinen schwarzen Schnabel und kroch in sich zusammen. Seine Hörer blieben doch des Wunders voll. „Fritz,“ sagte Meister Daniel seufzend, indem er heftig seines Sohnes Hand drückte, „wenn Deine Mutter das belebt hätte!“ Die Zeit rückte weiter; nach und nach störte den Vogel die Gegenwart der Hausgenossen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • o über a wird als å dargestellt



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/36
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/36>, abgerufen am 04.05.2024.