Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.Meister zu: "Ich muß nun nach Hause," sagte sie leise; "ich danke auch vielmal!" Er nahm ihre beiden Händchen und sah sie zärtlich an: "Willst Du auch wohl einmal wieder kommen?" Und nach kleiner Bedenkzeit nickte sie so bedeutsam, als sollte es ein Schwur sein. Dann brachte er sie an die Hausthür und sah ihr nach, wie sie bedächtig die Straße hinauf ging. Als er danach wieder in sein Zimmer trat, war ihm, als sei hier inmittelst ein Lichtlein ausgethan. Aber der Dompfaff hub wieder seine Melodie an. "Fritz! Mein Fritz!" rief der Alte, und lehnte sich zitternd an den Thürpfosten. Als der Mai ins Land gekommen war, saß schon die Mietherin unten in der Wohnstube, ein zierliches, etwa fünfzigjähriges Frauenzimmer. Riekchen Therebinte hieß sie und lebte von einem Sümmchen Erbzinsen und einem kleinen Jahrgehalt, den ihr eine zwanzigjährige Kammerjungfernschaft bei einer gräflichen Gutsbesitzerin Meister zu: „Ich muß nun nach Hause,“ sagte sie leise; „ich danke auch vielmal!“ Er nahm ihre beiden Händchen und sah sie zärtlich an: „Willst Du auch wohl einmal wieder kommen?“ Und nach kleiner Bedenkzeit nickte sie so bedeutsam, als sollte es ein Schwur sein. Dann brachte er sie an die Hausthür und sah ihr nach, wie sie bedächtig die Straße hinauf ging. Als er danach wieder in sein Zimmer trat, war ihm, als sei hier inmittelst ein Lichtlein ausgethan. Aber der Dompfaff hub wieder seine Melodie an. „Fritz! Mein Fritz!“ rief der Alte, und lehnte sich zitternd an den Thürpfosten. Als der Mai ins Land gekommen war, saß schon die Mietherin unten in der Wohnstube, ein zierliches, etwa fünfzigjähriges Frauenzimmer. Riekchen Therebinte hieß sie und lebte von einem Sümmchen Erbzinsen und einem kleinen Jahrgehalt, den ihr eine zwanzigjährige Kammerjungfernschaft bei einer gräflichen Gutsbesitzerin <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0048" n="48"/> Meister zu: „Ich muß nun nach Hause,“ sagte sie leise; „ich danke auch vielmal!“</p> <p>Er nahm ihre beiden Händchen und sah sie zärtlich an: „Willst Du auch wohl einmal wieder kommen?“</p> <p>Und nach kleiner Bedenkzeit nickte sie so bedeutsam, als sollte es ein Schwur sein. Dann brachte er sie an die Hausthür und sah ihr nach, wie sie bedächtig die Straße hinauf ging. Als er danach wieder in sein Zimmer trat, war ihm, als sei hier inmittelst ein Lichtlein ausgethan. Aber der Dompfaff hub wieder seine Melodie an. „Fritz! Mein Fritz!“ rief der Alte, und lehnte sich zitternd an den Thürpfosten.</p> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Als der Mai ins Land gekommen war, saß schon die Mietherin unten in der Wohnstube, ein zierliches, etwa fünfzigjähriges Frauenzimmer. Riekchen Therebinte hieß sie und lebte von einem Sümmchen Erbzinsen und einem kleinen Jahrgehalt, den ihr eine zwanzigjährige Kammerjungfernschaft bei einer gräflichen Gutsbesitzerin </p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0048]
Meister zu: „Ich muß nun nach Hause,“ sagte sie leise; „ich danke auch vielmal!“
Er nahm ihre beiden Händchen und sah sie zärtlich an: „Willst Du auch wohl einmal wieder kommen?“
Und nach kleiner Bedenkzeit nickte sie so bedeutsam, als sollte es ein Schwur sein. Dann brachte er sie an die Hausthür und sah ihr nach, wie sie bedächtig die Straße hinauf ging. Als er danach wieder in sein Zimmer trat, war ihm, als sei hier inmittelst ein Lichtlein ausgethan. Aber der Dompfaff hub wieder seine Melodie an. „Fritz! Mein Fritz!“ rief der Alte, und lehnte sich zitternd an den Thürpfosten.
Als der Mai ins Land gekommen war, saß schon die Mietherin unten in der Wohnstube, ein zierliches, etwa fünfzigjähriges Frauenzimmer. Riekchen Therebinte hieß sie und lebte von einem Sümmchen Erbzinsen und einem kleinen Jahrgehalt, den ihr eine zwanzigjährige Kammerjungfernschaft bei einer gräflichen Gutsbesitzerin
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |