Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.

Bild:
<< vorherige Seite

mit dem Meister, den sie in ihrer Mitte trugen. "Er lebt noch! Er lebt aber noch!" schrieen sie der Frau entgegen, und die jugendlichen Gesichter glühten dabei von Lebens- und von Liebesfreude.

Plötzlich gewahrten sie mitten in ihrem Gedränge ein dürres Frauenfigürchen; sie hatte einen Schäferhut auf ihrem Köpfchen, zwei lange dünne Locken baumelten wie geängstete Schlangen unter ihrem Kinn zusammen. "Riekchen! Mamsell Therebintchen!" erscholl es aus dem Haufen. Und sie war es; sie war in Geschäften in der Stadt umher gewesen; sie hatte bei ihrer Heimkehr das Furchtbare erfahren, sie hatte ein großes Wäschestück in einen Papierbogen gewickelt und war fast ohne Besinnung mit diesem Bündel hinterhergelaufen, das sie jetzt auf den glücklich erreichten Tisch warf. "O all ihr lieben Engel," stieß sie hervor und sank auf einen Stuhl; "wo ist er, Ihr Knaben, wo habt Ihr den alten Meister Daniel Basch gelassen?"

Die Knaben aber drängten ihre Köpfe gegen

mit dem Meister, den sie in ihrer Mitte trugen. „Er lebt noch! Er lebt aber noch!“ schrieen sie der Frau entgegen, und die jugendlichen Gesichter glühten dabei von Lebens- und von Liebesfreude.

Plötzlich gewahrten sie mitten in ihrem Gedränge ein dürres Frauenfigürchen; sie hatte einen Schäferhut auf ihrem Köpfchen, zwei lange dünne Locken baumelten wie geängstete Schlangen unter ihrem Kinn zusammen. „Riekchen! Mamsell Therebintchen!“ erscholl es aus dem Haufen. Und sie war es; sie war in Geschäften in der Stadt umher gewesen; sie hatte bei ihrer Heimkehr das Furchtbare erfahren, sie hatte ein großes Wäschestück in einen Papierbogen gewickelt und war fast ohne Besinnung mit diesem Bündel hinterhergelaufen, das sie jetzt auf den glücklich erreichten Tisch warf. „O all ihr lieben Engel,“ stieß sie hervor und sank auf einen Stuhl; „wo ist er, Ihr Knaben, wo habt Ihr den alten Meister Daniel Basch gelassen?“

Die Knaben aber drängten ihre Köpfe gegen

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0092" n="92"/>
mit dem Meister, den sie in ihrer Mitte trugen. &#x201E;Er lebt noch! Er lebt aber noch!&#x201C; schrieen sie der Frau entgegen, und die jugendlichen Gesichter glühten dabei von Lebens- und von Liebesfreude.</p>
        <p>Plötzlich gewahrten sie mitten in ihrem Gedränge ein dürres Frauenfigürchen; sie hatte einen Schäferhut auf ihrem Köpfchen, zwei lange dünne Locken baumelten wie geängstete Schlangen unter ihrem Kinn zusammen. &#x201E;Riekchen! Mamsell Therebintchen!&#x201C; erscholl es aus dem Haufen. Und sie war es; sie war in Geschäften in der Stadt umher gewesen; sie hatte bei ihrer Heimkehr das Furchtbare erfahren, sie hatte ein großes Wäschestück in einen Papierbogen gewickelt und war fast ohne Besinnung mit diesem Bündel hinterhergelaufen, das sie jetzt auf den glücklich erreichten Tisch warf. &#x201E;O all ihr lieben Engel,&#x201C; stieß sie hervor und sank auf einen Stuhl; &#x201E;wo ist er, Ihr Knaben, wo habt Ihr den alten Meister Daniel Basch gelassen?&#x201C;</p>
        <p>Die Knaben aber drängten ihre Köpfe gegen
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[92/0092] mit dem Meister, den sie in ihrer Mitte trugen. „Er lebt noch! Er lebt aber noch!“ schrieen sie der Frau entgegen, und die jugendlichen Gesichter glühten dabei von Lebens- und von Liebesfreude. Plötzlich gewahrten sie mitten in ihrem Gedränge ein dürres Frauenfigürchen; sie hatte einen Schäferhut auf ihrem Köpfchen, zwei lange dünne Locken baumelten wie geängstete Schlangen unter ihrem Kinn zusammen. „Riekchen! Mamsell Therebintchen!“ erscholl es aus dem Haufen. Und sie war es; sie war in Geschäften in der Stadt umher gewesen; sie hatte bei ihrer Heimkehr das Furchtbare erfahren, sie hatte ein großes Wäschestück in einen Papierbogen gewickelt und war fast ohne Besinnung mit diesem Bündel hinterhergelaufen, das sie jetzt auf den glücklich erreichten Tisch warf. „O all ihr lieben Engel,“ stieß sie hervor und sank auf einen Stuhl; „wo ist er, Ihr Knaben, wo habt Ihr den alten Meister Daniel Basch gelassen?“ Die Knaben aber drängten ihre Köpfe gegen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • o über a wird als å dargestellt



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/92
Zitationshilfe: Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887, S. 92. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_basch_1887/92>, abgerufen am 18.05.2024.