Storm, Theodor: Bötjer Basch. Berlin, 1887.der alte Physikus ihr strenge Ruhe auferlegt, und dem Arzte war sie stets gehorsam. Um diese Zeit kam ich gegen Abend von einer dreitägigen Geschäftsfahrt zurück und war oben an der Süderstraße vom Wagen gestiegen, weil ich einem dort Wohnenden das Ergebniß meiner Reise mitzutheilen hatte. Als ich dann später, da schon alle Handwerker Feierabend gemacht hatten, durch die Straße in die Stadt hinabging, sah ich an der offenen Hausthür von Meister Daniel's Hause den hageren Nachbar Schneider stehen, als ob er mit sonderlicher Befriedigung nach dem Innern hineinhorche. "Nun, Meister," sagte ich, in meinem Gange inne haltend, "gibt es in unsers armen Daniel's Hause auch einmal wieder Fröhliches zu erlauschen?" Er wandte sich zu mir und zupfte sich wie zum Gruße in seinen grauen staubigen Haaren: "Freilich, freilich, Herr Landvogt!" sagte er dann; "horchen Sie nur, wie fix das von der Hand geht. Er ist noch immer bei der Arbeit, wird bald unter den Resten aufräumen; schicken Sie der alte Physikus ihr strenge Ruhe auferlegt, und dem Arzte war sie stets gehorsam. Um diese Zeit kam ich gegen Abend von einer dreitägigen Geschäftsfahrt zurück und war oben an der Süderstraße vom Wagen gestiegen, weil ich einem dort Wohnenden das Ergebniß meiner Reise mitzutheilen hatte. Als ich dann später, da schon alle Handwerker Feierabend gemacht hatten, durch die Straße in die Stadt hinabging, sah ich an der offenen Hausthür von Meister Daniel’s Hause den hageren Nachbar Schneider stehen, als ob er mit sonderlicher Befriedigung nach dem Innern hineinhorche. „Nun, Meister,“ sagte ich, in meinem Gange inne haltend, „gibt es in unsers armen Daniel’s Hause auch einmal wieder Fröhliches zu erlauschen?“ Er wandte sich zu mir und zupfte sich wie zum Gruße in seinen grauen staubigen Haaren: „Freilich, freilich, Herr Landvogt!“ sagte er dann; „horchen Sie nur, wie fix das von der Hand geht. Er ist noch immer bei der Arbeit, wird bald unter den Resten aufräumen; schicken Sie <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095" n="95"/> der alte Physikus ihr strenge Ruhe auferlegt, und dem Arzte war sie stets gehorsam.</p> <p>Um diese Zeit kam ich gegen Abend von einer dreitägigen Geschäftsfahrt zurück und war oben an der Süderstraße vom Wagen gestiegen, weil ich einem dort Wohnenden das Ergebniß meiner Reise mitzutheilen hatte. Als ich dann später, da schon alle Handwerker Feierabend gemacht hatten, durch die Straße in die Stadt hinabging, sah ich an der offenen Hausthür von Meister Daniel’s Hause den hageren Nachbar Schneider stehen, als ob er mit sonderlicher Befriedigung nach dem Innern hineinhorche.</p> <p>„Nun, Meister,“ sagte ich, in meinem Gange inne haltend, „gibt es in unsers armen Daniel’s Hause auch einmal wieder Fröhliches zu erlauschen?“</p> <p>Er wandte sich zu mir und zupfte sich wie zum Gruße in seinen grauen staubigen Haaren: „Freilich, freilich, Herr Landvogt!“ sagte er dann; „horchen Sie nur, wie fix das von der Hand geht. Er ist noch immer bei der Arbeit, wird bald unter den Resten aufräumen; schicken Sie </p> </div> </body> </text> </TEI> [95/0095]
der alte Physikus ihr strenge Ruhe auferlegt, und dem Arzte war sie stets gehorsam.
Um diese Zeit kam ich gegen Abend von einer dreitägigen Geschäftsfahrt zurück und war oben an der Süderstraße vom Wagen gestiegen, weil ich einem dort Wohnenden das Ergebniß meiner Reise mitzutheilen hatte. Als ich dann später, da schon alle Handwerker Feierabend gemacht hatten, durch die Straße in die Stadt hinabging, sah ich an der offenen Hausthür von Meister Daniel’s Hause den hageren Nachbar Schneider stehen, als ob er mit sonderlicher Befriedigung nach dem Innern hineinhorche.
„Nun, Meister,“ sagte ich, in meinem Gange inne haltend, „gibt es in unsers armen Daniel’s Hause auch einmal wieder Fröhliches zu erlauschen?“
Er wandte sich zu mir und zupfte sich wie zum Gruße in seinen grauen staubigen Haaren: „Freilich, freilich, Herr Landvogt!“ sagte er dann; „horchen Sie nur, wie fix das von der Hand geht. Er ist noch immer bei der Arbeit, wird bald unter den Resten aufräumen; schicken Sie
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |