Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.erzählte der Oberförster die Geschichte seines Lieblings, des Lohbraunen, den er als junges Thier von einem ruinirten Spieler gekauft hatte, und von den Heldenthaten, welche er schon jetzt gegen die hier insonders kühnen Wilderer verübt habe. So geriethen wir in die Jagdgeschichten, von denen eine immer die andere nach sich zog; nur einmal, in einer Pause des Gespräches, sagte Frau Christine wie aus langem Sinnen: "Ob wohl noch die Kathe da ist, am Ende der Straße, und das Astloch in der Hausthüre, durch das ich abends hinaussah, ob nicht mein Vater von der Arbeit komme? - Ich möcht' doch einmal wieder hin!" Sie sah mich an, und ich erwiderte nur: "Sie würden viel verändert finden!" Der Oberförster aber faßte ihre beiden Hände und schüttelte sie ein wenig. "Wach auf, Christel!" rief er. "Was wolltest Du dort? Selbst unser Gastfreund hat sich ausgebaut! Bleib' bei mir, wo Du zu Haus bist - und um acht Tage kommt Dein Junge in die Sommerferien!" Sie sah mit glücklichen Augen zu ihm auf. erzählte der Oberförster die Geschichte seines Lieblings, des Lohbraunen, den er als junges Thier von einem ruinirten Spieler gekauft hatte, und von den Heldenthaten, welche er schon jetzt gegen die hier insonders kühnen Wilderer verübt habe. So geriethen wir in die Jagdgeschichten, von denen eine immer die andere nach sich zog; nur einmal, in einer Pause des Gespräches, sagte Frau Christine wie aus langem Sinnen: „Ob wohl noch die Kathe da ist, am Ende der Straße, und das Astloch in der Hausthüre, durch das ich abends hinaussah, ob nicht mein Vater von der Arbeit komme? – Ich möcht’ doch einmal wieder hin!“ Sie sah mich an, und ich erwiderte nur: „Sie würden viel verändert finden!“ Der Oberförster aber faßte ihre beiden Hände und schüttelte sie ein wenig. „Wach auf, Christel!“ rief er. „Was wolltest Du dort? Selbst unser Gastfreund hat sich ausgebaut! Bleib’ bei mir, wo Du zu Haus bist – und um acht Tage kommt Dein Junge in die Sommerferien!“ Sie sah mit glücklichen Augen zu ihm auf. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="32"/> erzählte der Oberförster die Geschichte seines Lieblings, des Lohbraunen, den er als junges Thier von einem ruinirten Spieler gekauft hatte, und von den Heldenthaten, welche er schon jetzt gegen die hier insonders kühnen Wilderer verübt habe. So geriethen wir in die Jagdgeschichten, von denen eine immer die andere nach sich zog; nur einmal, in einer Pause des Gespräches, sagte Frau Christine wie aus langem Sinnen: „Ob wohl noch die Kathe da ist, am Ende der Straße, und das Astloch in der Hausthüre, durch das ich abends hinaussah, ob nicht mein Vater von der Arbeit komme? – Ich möcht’ doch einmal wieder hin!“</p> <p>Sie sah mich an, und ich erwiderte nur: „Sie würden viel verändert finden!“ Der Oberförster aber faßte ihre beiden Hände und schüttelte sie ein wenig.</p> <p>„Wach auf, Christel!“ rief er. „Was wolltest Du dort? Selbst unser Gastfreund hat sich ausgebaut! Bleib’ bei mir, wo Du zu Haus bist – und um acht Tage kommt Dein Junge in die Sommerferien!“</p> <p>Sie sah mit glücklichen Augen zu ihm auf. </p> </div> </body> </text> </TEI> [32/0032]
erzählte der Oberförster die Geschichte seines Lieblings, des Lohbraunen, den er als junges Thier von einem ruinirten Spieler gekauft hatte, und von den Heldenthaten, welche er schon jetzt gegen die hier insonders kühnen Wilderer verübt habe. So geriethen wir in die Jagdgeschichten, von denen eine immer die andere nach sich zog; nur einmal, in einer Pause des Gespräches, sagte Frau Christine wie aus langem Sinnen: „Ob wohl noch die Kathe da ist, am Ende der Straße, und das Astloch in der Hausthüre, durch das ich abends hinaussah, ob nicht mein Vater von der Arbeit komme? – Ich möcht’ doch einmal wieder hin!“
Sie sah mich an, und ich erwiderte nur: „Sie würden viel verändert finden!“ Der Oberförster aber faßte ihre beiden Hände und schüttelte sie ein wenig.
„Wach auf, Christel!“ rief er. „Was wolltest Du dort? Selbst unser Gastfreund hat sich ausgebaut! Bleib’ bei mir, wo Du zu Haus bist – und um acht Tage kommt Dein Junge in die Sommerferien!“
Sie sah mit glücklichen Augen zu ihm auf.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-11-15T13:54:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-11-15T13:54:31Z)
Weitere Informationen:Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |