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Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.

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standen und mir vorphantasiert, wie hübsch es sich in diesem Liliputer-Hause ohne Eltern und Lehrer würde wohnen lassen. Später, als ich schon Secundaner war, kam noch ein Anderes hinzu: es gab oft einen Lärm in diesen engen Räumen, der die Vorbeigehenden davor Halt machen ließ, und zu diesen gehörte auch ich ein Paar Mal. Eine kräftige Männerstimme fluchte und schalt in sich überstürzenden Worten; dröhnende Schläge, das Zerschellen von Gefäßen wurde hörbar; dazwischen, kaum vernehmbar, das Wimmern einer Frauenstimme, doch nie ein Hilferuf. Eines Abends trat danach ein junger wilder Kerl aus dem Innern in die offene Hausthür, mit erhitztem Antlitz, über das ein paar dunkle Haarlocken ihm in die Stirn hingen. Er warf den Kopf mit der starken Adlernase zurück und musterte schweigend die Umstehenden; mich blitzte er mit ein paar Augen an, mir war, als hörte ich ihn schreien: "Mach, daß Du fortkommst, Du mit dem feinen Rock! Was geht's Dich an, wenn ich mein Weib zerhaue!"

Das war John Glückstadt, der Vater meiner

standen und mir vorphantasiert, wie hübsch es sich in diesem Liliputer-Hause ohne Eltern und Lehrer würde wohnen lassen. Später, als ich schon Secundaner war, kam noch ein Anderes hinzu: es gab oft einen Lärm in diesen engen Räumen, der die Vorbeigehenden davor Halt machen ließ, und zu diesen gehörte auch ich ein Paar Mal. Eine kräftige Männerstimme fluchte und schalt in sich überstürzenden Worten; dröhnende Schläge, das Zerschellen von Gefäßen wurde hörbar; dazwischen, kaum vernehmbar, das Wimmern einer Frauenstimme, doch nie ein Hilferuf. Eines Abends trat danach ein junger wilder Kerl aus dem Innern in die offene Hausthür, mit erhitztem Antlitz, über das ein paar dunkle Haarlocken ihm in die Stirn hingen. Er warf den Kopf mit der starken Adlernase zurück und musterte schweigend die Umstehenden; mich blitzte er mit ein paar Augen an, mir war, als hörte ich ihn schreien: „Mach, daß Du fortkommst, Du mit dem feinen Rock! Was geht’s Dich an, wenn ich mein Weib zerhaue!“

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[35/0035] standen und mir vorphantasiert, wie hübsch es sich in diesem Liliputer-Hause ohne Eltern und Lehrer würde wohnen lassen. Später, als ich schon Secundaner war, kam noch ein Anderes hinzu: es gab oft einen Lärm in diesen engen Räumen, der die Vorbeigehenden davor Halt machen ließ, und zu diesen gehörte auch ich ein Paar Mal. Eine kräftige Männerstimme fluchte und schalt in sich überstürzenden Worten; dröhnende Schläge, das Zerschellen von Gefäßen wurde hörbar; dazwischen, kaum vernehmbar, das Wimmern einer Frauenstimme, doch nie ein Hilferuf. Eines Abends trat danach ein junger wilder Kerl aus dem Innern in die offene Hausthür, mit erhitztem Antlitz, über das ein paar dunkle Haarlocken ihm in die Stirn hingen. Er warf den Kopf mit der starken Adlernase zurück und musterte schweigend die Umstehenden; mich blitzte er mit ein paar Augen an, mir war, als hörte ich ihn schreien: „Mach, daß Du fortkommst, Du mit dem feinen Rock! Was geht’s Dich an, wenn ich mein Weib zerhaue!“ Das war John Glückstadt, der Vater meiner

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887, S. 35. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_doppelgaenger_1887/35>, abgerufen am 03.12.2024.