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Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887.

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lag sie wie todt an seiner Brust; er fühlte nur, das Widerstreben ihrer Glieder hatte nachgelassen.

"Willst Du nicht sprechen?" frug er sanft.

Da griff sie jäh mit beiden Händen um seinen Hals, daß sie den starken Mann fast würgte. "Ja, ich will", rief sie. "Du bist der schönste! Komm weg vom Brunnen! Du sollst nicht drunten liegen, in meinen Armen ist's besser!" Und sie küßte ihn, bis sie den Athem verloren hatte.

"Weißt Du", sagte sie dann, "Du ziehst zu uns, zu mir und meiner Mutter in das kleine Haus; Du zahlst die halbe Miethe!" Sie sah ihn wieder an, sie küßte ihn nochmals; dann warf sie den Kopf mit dem dunklen Haar in den Nacken, und ihr helles Lachen stieg jetzt fast zu übermüthig aus den rothen Lippen. "So!" rief sie, "nun lauf' ich voraus, komm aber bald mir nach und sieh zu, ob ich nicht auch die schönste von all' den Weibern bin!"

Sie stürmte dem Arbeitsplatze zu, und er folgte ihr, taumelnd vor Entzücken. Wer ihn jetzt gesehen und einen Freund bedurft hätte, der würde ohn' Bedenken in seine Arme gestürzt sein; der

lag sie wie todt an seiner Brust; er fühlte nur, das Widerstreben ihrer Glieder hatte nachgelassen.

„Willst Du nicht sprechen?“ frug er sanft.

Da griff sie jäh mit beiden Händen um seinen Hals, daß sie den starken Mann fast würgte. „Ja, ich will“, rief sie. „Du bist der schönste! Komm weg vom Brunnen! Du sollst nicht drunten liegen, in meinen Armen ist’s besser!“ Und sie küßte ihn, bis sie den Athem verloren hatte.

„Weißt Du“, sagte sie dann, „Du ziehst zu uns, zu mir und meiner Mutter in das kleine Haus; Du zahlst die halbe Miethe!“ Sie sah ihn wieder an, sie küßte ihn nochmals; dann warf sie den Kopf mit dem dunklen Haar in den Nacken, und ihr helles Lachen stieg jetzt fast zu übermüthig aus den rothen Lippen. „So!“ rief sie, „nun lauf’ ich voraus, komm aber bald mir nach und sieh zu, ob ich nicht auch die schönste von all’ den Weibern bin!“

Sie stürmte dem Arbeitsplatze zu, und er folgte ihr, taumelnd vor Entzücken. Wer ihn jetzt gesehen und einen Freund bedurft hätte, der würde ohn’ Bedenken in seine Arme gestürzt sein; der

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[47/0047] lag sie wie todt an seiner Brust; er fühlte nur, das Widerstreben ihrer Glieder hatte nachgelassen. „Willst Du nicht sprechen?“ frug er sanft. Da griff sie jäh mit beiden Händen um seinen Hals, daß sie den starken Mann fast würgte. „Ja, ich will“, rief sie. „Du bist der schönste! Komm weg vom Brunnen! Du sollst nicht drunten liegen, in meinen Armen ist’s besser!“ Und sie küßte ihn, bis sie den Athem verloren hatte. „Weißt Du“, sagte sie dann, „Du ziehst zu uns, zu mir und meiner Mutter in das kleine Haus; Du zahlst die halbe Miethe!“ Sie sah ihn wieder an, sie küßte ihn nochmals; dann warf sie den Kopf mit dem dunklen Haar in den Nacken, und ihr helles Lachen stieg jetzt fast zu übermüthig aus den rothen Lippen. „So!“ rief sie, „nun lauf’ ich voraus, komm aber bald mir nach und sieh zu, ob ich nicht auch die schönste von all’ den Weibern bin!“ Sie stürmte dem Arbeitsplatze zu, und er folgte ihr, taumelnd vor Entzücken. Wer ihn jetzt gesehen und einen Freund bedurft hätte, der würde ohn’ Bedenken in seine Arme gestürzt sein; der

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Ein Doppelgänger. Novelle. Berlin, 1887, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_doppelgaenger_1887/47>, abgerufen am 21.11.2024.