Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.Das hohe Lied. Der Markt ist leer, die Bude steht verlassen, Im Winde weht der bunte Trödelkram; Und drinnen sitzt im Wirbelstaub der Gassen Das schlanke Kind des Juden Abraham. Sie stützt das Haupt in ihre weiße Hand, Im Sturm des Busens bebt die leichte Hülle; Man sieht's, an dieser Augen Sonnenbrand Gedieh der Mund zu seiner Purpurfülle. Die Lippe schweigt, die schwarzen Locken ranken Sich um die Stirn wie schmachtende Gedanken. Sie liest vertieft in einem alten Buch Von einem König, der die Harfe schlug, Und liebefordernd in den goldnen Klang Manch zärtlich Lied an Zions Mädchen sang. Das hohe Lied. Der Markt iſt leer, die Bude ſteht verlaſſen, Im Winde weht der bunte Trödelkram; Und drinnen ſitzt im Wirbelſtaub der Gaſſen Das ſchlanke Kind des Juden Abraham. Sie ſtützt das Haupt in ihre weiße Hand, Im Sturm des Buſens bebt die leichte Hülle; Man ſieht's, an dieſer Augen Sonnenbrand Gedieh der Mund zu ſeiner Purpurfülle. Die Lippe ſchweigt, die ſchwarzen Locken ranken Sich um die Stirn wie ſchmachtende Gedanken. Sie lieſt vertieft in einem alten Buch Von einem König, der die Harfe ſchlug, Und liebefordernd in den goldnen Klang Manch zärtlich Lied an Zions Mädchen ſang. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0144" n="134"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Das hohe Lied.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>er Markt iſt leer, die Bude ſteht verlaſſen,</l><lb/> <l>Im Winde weht der bunte Trödelkram;</l><lb/> <l>Und drinnen ſitzt im Wirbelſtaub der Gaſſen</l><lb/> <l>Das ſchlanke Kind des Juden Abraham.</l><lb/> <l>Sie ſtützt das Haupt in ihre weiße Hand,</l><lb/> <l>Im Sturm des Buſens bebt die leichte Hülle;</l><lb/> <l>Man ſieht's, an dieſer Augen Sonnenbrand</l><lb/> <l>Gedieh der Mund zu ſeiner Purpurfülle.</l><lb/> <l>Die Lippe ſchweigt, die ſchwarzen Locken ranken</l><lb/> <l>Sich um die Stirn wie ſchmachtende Gedanken.</l><lb/> <l>Sie lieſt vertieft in einem alten Buch</l><lb/> <l>Von einem König, der die Harfe ſchlug,</l><lb/> <l>Und liebefordernd in den goldnen Klang</l><lb/> <l>Manch zärtlich Lied an Zions Mädchen ſang.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [134/0144]
Das hohe Lied.
Der Markt iſt leer, die Bude ſteht verlaſſen,
Im Winde weht der bunte Trödelkram;
Und drinnen ſitzt im Wirbelſtaub der Gaſſen
Das ſchlanke Kind des Juden Abraham.
Sie ſtützt das Haupt in ihre weiße Hand,
Im Sturm des Buſens bebt die leichte Hülle;
Man ſieht's, an dieſer Augen Sonnenbrand
Gedieh der Mund zu ſeiner Purpurfülle.
Die Lippe ſchweigt, die ſchwarzen Locken ranken
Sich um die Stirn wie ſchmachtende Gedanken.
Sie lieſt vertieft in einem alten Buch
Von einem König, der die Harfe ſchlug,
Und liebefordernd in den goldnen Klang
Manch zärtlich Lied an Zions Mädchen ſang.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde von OCR-Software automatisch erfasst und anschließend gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien von Muttersprachlern nachkontrolliert. Es wurde gemäß dem DTA-Basisformat in XML/TEI P5 kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |