Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.Junge Liebe. Aus eigenem Herzen geboren, Nie besessen, dennoch verloren. Ihr Aug' ist blau, nachtbraun ihr lockicht Haar, Ein Schelmenmund, wie jemals einer war, Ein launisch Kind; doch all' ihr Widerstreben Bezwingt ihr Herz, das mir so ganz ergeben. Schon lange sitzt sie vor mir, träumerisch Mit ihren Beinchen baumelnd, auf dem Tisch; Nun springt sie auf; an meines Stuhles Lehne Hängt sie sich, schmollend ob der stummen Scene. "Ich liebe dich!" -- "Du bist sehr interessant."
"Ich liebe dich!" -- "Ach das ist längst bekannt! Ich lieb' Geschichten, neu und nicht erfunden -- Erzählst du nicht, ich bin im Nu verschwunden." -- Junge Liebe. Aus eigenem Herzen geboren, Nie beſeſſen, dennoch verloren. Ihr Aug' iſt blau, nachtbraun ihr lockicht Haar, Ein Schelmenmund, wie jemals einer war, Ein launiſch Kind; doch all' ihr Widerſtreben Bezwingt ihr Herz, das mir ſo ganz ergeben. Schon lange ſitzt ſie vor mir, träumeriſch Mit ihren Beinchen baumelnd, auf dem Tiſch; Nun ſpringt ſie auf; an meines Stuhles Lehne Hängt ſie ſich, ſchmollend ob der ſtummen Scene. „Ich liebe dich!“ — „Du biſt ſehr intereſſant.“
„Ich liebe dich!“ — „Ach das iſt längſt bekannt! Ich lieb' Geſchichten, neu und nicht erfunden — Erzählſt du nicht, ich bin im Nu verſchwunden.“ — <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0149" n="139"/> </div> <div n="3"> <head> <hi rendition="#b">Junge Liebe.</hi><lb/> </head> <lg type="poem"> <lg n="1"> <l>Aus eigenem Herzen geboren,</l><lb/> <l>Nie beſeſſen, dennoch verloren.</l><lb/> </lg> <lg n="2"> <l><hi rendition="#in">I</hi>hr Aug' iſt blau, nachtbraun ihr lockicht Haar,</l><lb/> <l>Ein Schelmenmund, wie jemals einer war,</l><lb/> <l>Ein launiſch Kind; doch all' ihr Widerſtreben</l><lb/> <l>Bezwingt ihr Herz, das mir ſo ganz ergeben.</l><lb/> </lg> <lg n="3"> <l>Schon lange ſitzt ſie vor mir, träumeriſch</l><lb/> <l>Mit ihren Beinchen baumelnd, auf dem Tiſch;</l><lb/> <l>Nun ſpringt ſie auf; an meines Stuhles Lehne</l><lb/> <l>Hängt ſie ſich, ſchmollend ob der ſtummen Scene.</l><lb/> </lg> <lg n="4"> <l>„Ich liebe dich!“ — „Du biſt ſehr intereſſant.“</l><lb/> <l>„Ich liebe dich!“ — „Ach das iſt längſt bekannt!</l><lb/> <l>Ich lieb' Geſchichten, neu und nicht erfunden —</l><lb/> <l>Erzählſt du nicht, ich bin im Nu verſchwunden.“ —</l><lb/> </lg> </lg> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [139/0149]
Junge Liebe.
Aus eigenem Herzen geboren,
Nie beſeſſen, dennoch verloren.
Ihr Aug' iſt blau, nachtbraun ihr lockicht Haar,
Ein Schelmenmund, wie jemals einer war,
Ein launiſch Kind; doch all' ihr Widerſtreben
Bezwingt ihr Herz, das mir ſo ganz ergeben.
Schon lange ſitzt ſie vor mir, träumeriſch
Mit ihren Beinchen baumelnd, auf dem Tiſch;
Nun ſpringt ſie auf; an meines Stuhles Lehne
Hängt ſie ſich, ſchmollend ob der ſtummen Scene.
„Ich liebe dich!“ — „Du biſt ſehr intereſſant.“
„Ich liebe dich!“ — „Ach das iſt längſt bekannt!
Ich lieb' Geſchichten, neu und nicht erfunden —
Erzählſt du nicht, ich bin im Nu verſchwunden.“ —
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Zitationshilfe: | Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_gedichte_1852/149>, abgerufen am 16.02.2025. |