Storm, Theodor: Gedichte. Kiel, 1852.Da tauchen an des Berges Seite Zwei Köpfchen auf aus dem Gestein, Zwei Knaben steigen durch's Gekräute; Und sie sind unser, mein und dein. Sie jauchzen auf, die Felsen klingen; Mein Bursche schlank, mein Bursche klein! Schau, wie sie purzeln, wie sie springen, Und Jeder will der Erste sein. In Kinderlust die Wangen glühen; Die Welt, die Welt, o wie sie lacht! Nun hängen sie an deinen Knieen, Nun an den meinen unbedacht. Der Große hier, und hier der Kleine, Sie halten mich so eng umfaßt, Daß in den Thymian der Steine Mich hinzieht die geliebte Last. Die Schatten, die mein Auge trübten, Die letzten scheucht der Kindermund; Ich seh' der Heimath, der geliebten, Zukunft in dieser Augen Grund. Da tauchen an des Berges Seite Zwei Köpfchen auf aus dem Geſtein, Zwei Knaben ſteigen durch's Gekräute; Und ſie ſind unſer, mein und dein. Sie jauchzen auf, die Felſen klingen; Mein Burſche ſchlank, mein Burſche klein! Schau, wie ſie purzeln, wie ſie ſpringen, Und Jeder will der Erſte ſein. In Kinderluſt die Wangen glühen; Die Welt, die Welt, o wie ſie lacht! Nun hängen ſie an deinen Knieen, Nun an den meinen unbedacht. Der Große hier, und hier der Kleine, Sie halten mich ſo eng umfaßt, Daß in den Thymian der Steine Mich hinzieht die geliebte Laſt. Die Schatten, die mein Auge trübten, Die letzten ſcheucht der Kindermund; Ich ſeh' der Heimath, der geliebten, Zukunft in dieſer Augen Grund. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0096" n="86"/> <l>Da tauchen an des Berges Seite</l><lb/> <l>Zwei Köpfchen auf aus dem Geſtein,</l><lb/> <l>Zwei Knaben ſteigen durch's Gekräute;</l><lb/> <l>Und ſie ſind unſer, mein und dein.</l><lb/> <l>Sie jauchzen auf, die Felſen klingen;</l><lb/> <l>Mein Burſche ſchlank, mein Burſche klein!</l><lb/> <l>Schau, wie ſie purzeln, wie ſie ſpringen,</l><lb/> <l>Und Jeder will der Erſte ſein.</l><lb/> <l>In Kinderluſt die Wangen glühen;</l><lb/> <l>Die Welt, die Welt, o wie ſie lacht!</l><lb/> <l>Nun hängen ſie an deinen Knieen,</l><lb/> <l>Nun an den meinen unbedacht.</l><lb/> <l>Der Große hier, und hier der Kleine,</l><lb/> <l>Sie halten mich ſo eng umfaßt,</l><lb/> <l>Daß in den Thymian der Steine</l><lb/> <l>Mich hinzieht die geliebte Laſt.</l><lb/> <l>Die Schatten, die mein Auge trübten,</l><lb/> <l>Die letzten ſcheucht der Kindermund;</l><lb/> <l>Ich ſeh' der Heimath, der geliebten,</l><lb/> <l>Zukunft in dieſer Augen Grund.</l><lb/> </lg> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [86/0096]
Da tauchen an des Berges Seite
Zwei Köpfchen auf aus dem Geſtein,
Zwei Knaben ſteigen durch's Gekräute;
Und ſie ſind unſer, mein und dein.
Sie jauchzen auf, die Felſen klingen;
Mein Burſche ſchlank, mein Burſche klein!
Schau, wie ſie purzeln, wie ſie ſpringen,
Und Jeder will der Erſte ſein.
In Kinderluſt die Wangen glühen;
Die Welt, die Welt, o wie ſie lacht!
Nun hängen ſie an deinen Knieen,
Nun an den meinen unbedacht.
Der Große hier, und hier der Kleine,
Sie halten mich ſo eng umfaßt,
Daß in den Thymian der Steine
Mich hinzieht die geliebte Laſt.
Die Schatten, die mein Auge trübten,
Die letzten ſcheucht der Kindermund;
Ich ſeh' der Heimath, der geliebten,
Zukunft in dieſer Augen Grund.
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