Storm, Theodor: Immensee. Berlin, 1852.feinen zigeunerhaften Zügen; sie hatten ihre Instru¬ Am Studententische knallte ein Champagnerpfrop¬ Ich mag nicht, sagte sie, ohne ihre Stellung zu ver¬ So singe! rief der Junker, und warf ihr eine Sil¬ Reinhardt sprang mit dem Glase in der Hand auf, Deine Augen sehn. Was gehn dich meine Augen an? Reinhardt sah funkelnd auf sie nieder. Ich weiß feinen zigeunerhaften Zügen; ſie hatten ihre Inſtru¬ Am Studententiſche knallte ein Champagnerpfrop¬ Ich mag nicht, ſagte ſie, ohne ihre Stellung zu ver¬ So ſinge! rief der Junker, und warf ihr eine Sil¬ Reinhardt ſprang mit dem Glaſe in der Hand auf, Deine Augen ſehn. Was gehn dich meine Augen an? Reinhardt ſah funkelnd auf ſie nieder. Ich weiß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0028" n="22"/> feinen zigeunerhaften Zügen; ſie hatten ihre Inſtru¬<lb/> mente auf dem Schooß liegen und ſchienen theilnahm¬<lb/> los vor ſich hin zu ſehen.</p><lb/> <p>Am Studententiſche knallte ein Champagnerpfrop¬<lb/> fen. Trinke, mein böhmiſch Liebchen! rief ein junger<lb/> Mann von junkerhaftem Aeußern, indem er ein volles<lb/> Glas zu dem Mädchen hinüberreichte.</p><lb/> <p>Ich mag nicht, ſagte ſie, ohne ihre Stellung zu ver¬<lb/> ändern.</p><lb/> <p>So ſinge! rief der Junker, und warf ihr eine Sil¬<lb/> bermünze in den Schooß. Das Mädchen ſtrich ſich<lb/> langſam mit den Fingern durch ihr ſchwarzes Haar,<lb/> während der Geigenſpieler ihr ins Ohr flüſterte; aber<lb/> ſie warf den Kopf zurück, und ſtützte das Kinn auf<lb/> ihre Zitter. Für den ſpiel' ich nicht, ſagte ſie.</p><lb/> <p>Reinhardt ſprang mit dem Glaſe in der Hand auf,<lb/> und ſtellte ſich vor ſie. Was willſt du? fragte ſie<lb/> trotzig.</p><lb/> <p>Deine Augen ſehn.</p><lb/> <p>Was gehn dich meine Augen an?</p><lb/> <p>Reinhardt ſah funkelnd auf ſie nieder. Ich weiß<lb/> wohl, ſie ſind falſch! — Sie legte ihre Wange in die<lb/> flache Hand, und ſah ihn lauernd an. Reinhardt hob<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0028]
feinen zigeunerhaften Zügen; ſie hatten ihre Inſtru¬
mente auf dem Schooß liegen und ſchienen theilnahm¬
los vor ſich hin zu ſehen.
Am Studententiſche knallte ein Champagnerpfrop¬
fen. Trinke, mein böhmiſch Liebchen! rief ein junger
Mann von junkerhaftem Aeußern, indem er ein volles
Glas zu dem Mädchen hinüberreichte.
Ich mag nicht, ſagte ſie, ohne ihre Stellung zu ver¬
ändern.
So ſinge! rief der Junker, und warf ihr eine Sil¬
bermünze in den Schooß. Das Mädchen ſtrich ſich
langſam mit den Fingern durch ihr ſchwarzes Haar,
während der Geigenſpieler ihr ins Ohr flüſterte; aber
ſie warf den Kopf zurück, und ſtützte das Kinn auf
ihre Zitter. Für den ſpiel' ich nicht, ſagte ſie.
Reinhardt ſprang mit dem Glaſe in der Hand auf,
und ſtellte ſich vor ſie. Was willſt du? fragte ſie
trotzig.
Deine Augen ſehn.
Was gehn dich meine Augen an?
Reinhardt ſah funkelnd auf ſie nieder. Ich weiß
wohl, ſie ſind falſch! — Sie legte ihre Wange in die
flache Hand, und ſah ihn lauernd an. Reinhardt hob
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