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Storm, Theodor: Eine Malerarbeit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 257–304. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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Puderköpfchen des Dämchens aber, das an seinem Arme hing, war zurückgewandt und schaute übermüthig lachend nach dem Krüppel, an dem sie so eben vorübergegangen sein mochten. Ich hätte fast den Namen meines Mühmchens ausgerufen, aber die Aehnlichkeit, ob absichtlich oder zufällig, war doch nur eine flüchtige.

Mein kleiner Freund hatte mich gespannten Blickes angesehen, während ich dies seltsame Bild betrachtete. Du hast ihr Arme gegeben, bemerkte ich endlich, um nur etwas zu sagen, indem ich auf die Gestalt der Venus zeigte.

Freilich, versetzte er hastig, schöne, hülfreiche Arme, und sie hilft auch Jedem, nur nicht solchen Kreaturen, deren eine dort zu ihren Füßen kriecht.

Für wen, unterbrach ich ihn, hast du denn eigentlich dies Bild gemalt?

Nur eine Studie zur Selbsterkenntniß, Verehrtester.

Freilich, sagte ich, einige Selbstkenntniß ist darin. Du hast sehr wohl gewußt, daß du etwas besitzest, das selbst der Königin der Schönheit fehlt, zu der du dort so mißvergnügt hinaufschaust.

Er sah mich fragend an.

Du hast in der That, fuhr ich fort, unerachtet du dir sonst eben nicht geschmeichelt, deine ohnehin nicht üblen Augen in das beste Licht zu setzen gewußt.

Mein kleiner Freund lächelte. Meinst du? sagte er. Aber was nützen mir die Augen?

Nun, ich weiß nicht; aber sie haben schon Man-

Puderköpfchen des Dämchens aber, das an seinem Arme hing, war zurückgewandt und schaute übermüthig lachend nach dem Krüppel, an dem sie so eben vorübergegangen sein mochten. Ich hätte fast den Namen meines Mühmchens ausgerufen, aber die Aehnlichkeit, ob absichtlich oder zufällig, war doch nur eine flüchtige.

Mein kleiner Freund hatte mich gespannten Blickes angesehen, während ich dies seltsame Bild betrachtete. Du hast ihr Arme gegeben, bemerkte ich endlich, um nur etwas zu sagen, indem ich auf die Gestalt der Venus zeigte.

Freilich, versetzte er hastig, schöne, hülfreiche Arme, und sie hilft auch Jedem, nur nicht solchen Kreaturen, deren eine dort zu ihren Füßen kriecht.

Für wen, unterbrach ich ihn, hast du denn eigentlich dies Bild gemalt?

Nur eine Studie zur Selbsterkenntniß, Verehrtester.

Freilich, sagte ich, einige Selbstkenntniß ist darin. Du hast sehr wohl gewußt, daß du etwas besitzest, das selbst der Königin der Schönheit fehlt, zu der du dort so mißvergnügt hinaufschaust.

Er sah mich fragend an.

Du hast in der That, fuhr ich fort, unerachtet du dir sonst eben nicht geschmeichelt, deine ohnehin nicht üblen Augen in das beste Licht zu setzen gewußt.

Mein kleiner Freund lächelte. Meinst du? sagte er. Aber was nützen mir die Augen?

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[0017] Puderköpfchen des Dämchens aber, das an seinem Arme hing, war zurückgewandt und schaute übermüthig lachend nach dem Krüppel, an dem sie so eben vorübergegangen sein mochten. Ich hätte fast den Namen meines Mühmchens ausgerufen, aber die Aehnlichkeit, ob absichtlich oder zufällig, war doch nur eine flüchtige. Mein kleiner Freund hatte mich gespannten Blickes angesehen, während ich dies seltsame Bild betrachtete. Du hast ihr Arme gegeben, bemerkte ich endlich, um nur etwas zu sagen, indem ich auf die Gestalt der Venus zeigte. Freilich, versetzte er hastig, schöne, hülfreiche Arme, und sie hilft auch Jedem, nur nicht solchen Kreaturen, deren eine dort zu ihren Füßen kriecht. Für wen, unterbrach ich ihn, hast du denn eigentlich dies Bild gemalt? Nur eine Studie zur Selbsterkenntniß, Verehrtester. Freilich, sagte ich, einige Selbstkenntniß ist darin. Du hast sehr wohl gewußt, daß du etwas besitzest, das selbst der Königin der Schönheit fehlt, zu der du dort so mißvergnügt hinaufschaust. Er sah mich fragend an. Du hast in der That, fuhr ich fort, unerachtet du dir sonst eben nicht geschmeichelt, deine ohnehin nicht üblen Augen in das beste Licht zu setzen gewußt. Mein kleiner Freund lächelte. Meinst du? sagte er. Aber was nützen mir die Augen? Nun, ich weiß nicht; aber sie haben schon Man-

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:17:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:17:45Z)

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Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (ꝛ): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: nein; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Eine Malerarbeit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 257–304. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_malerarbeit_1910/17>, abgerufen am 21.11.2024.