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Storm, Theodor: Eine Malerarbeit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 257–304. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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dische Volkslieder, die er von der Antwerpener Akademie mitgebracht hatte. Er war in solchen Dingen unerschöpflich. Endlich langte man in einem Dorfe unterhalb des Gebirges an, von wo aus es zu Fuße nach der Teufelskanzel hinaufgehen sollte, einem breiten Felsenvorsprunge, zu dem ein ziemlich steiler Weg etwa eine Stunde lang durch niedriges Gebüsch hinaufführte. Die Sonne brannte, und da ich das Bergsteigen unter solchen Umständen für meinen Freund nicht räthlich hielt, so bestieg er eines unserer Wagenpferde, einen alten mageren Urhengst, und, diesen Reiter in der Mitte, zog nun die lustige Schaar in der Bergschlucht aufwärts; zwei Bauernburschen folgten mit wohlgepackten Körben, die ein gutes Frühstück am Ziele alles Mühsales verhießen.

Aber wer konnte so lange dursten! Auf der Mitte des Weges wurde Halt commandirt; die Mädchen schenkten Wein, Alles trank, und auch dem Maler wurde von Gertrud ein großer Humpen hinaufgereicht. -- Man mußte es sehen, wie die kleine Gestalt mit dem rauhen, mächtigen Kopf auf der hochbeinigen Mähre huckte, wie er das Glas emporhob, daß die Sonne durch den rothen Wein funkelte, und mit den scharfen schwarzen Augen darnach hinblinzte. Flüssiger Rubin! rief er. Auf das Wohl aller schönen Erdenkinder! Und dabei goß er den rothen Wein hinab.

Sehet da, der Herr des Gebirges! rief Gertrud.

Nur der Kobold, schöne Dame! entgegnete der

dische Volkslieder, die er von der Antwerpener Akademie mitgebracht hatte. Er war in solchen Dingen unerschöpflich. Endlich langte man in einem Dorfe unterhalb des Gebirges an, von wo aus es zu Fuße nach der Teufelskanzel hinaufgehen sollte, einem breiten Felsenvorsprunge, zu dem ein ziemlich steiler Weg etwa eine Stunde lang durch niedriges Gebüsch hinaufführte. Die Sonne brannte, und da ich das Bergsteigen unter solchen Umständen für meinen Freund nicht räthlich hielt, so bestieg er eines unserer Wagenpferde, einen alten mageren Urhengst, und, diesen Reiter in der Mitte, zog nun die lustige Schaar in der Bergschlucht aufwärts; zwei Bauernburschen folgten mit wohlgepackten Körben, die ein gutes Frühstück am Ziele alles Mühsales verhießen.

Aber wer konnte so lange dursten! Auf der Mitte des Weges wurde Halt commandirt; die Mädchen schenkten Wein, Alles trank, und auch dem Maler wurde von Gertrud ein großer Humpen hinaufgereicht. — Man mußte es sehen, wie die kleine Gestalt mit dem rauhen, mächtigen Kopf auf der hochbeinigen Mähre huckte, wie er das Glas emporhob, daß die Sonne durch den rothen Wein funkelte, und mit den scharfen schwarzen Augen darnach hinblinzte. Flüssiger Rubin! rief er. Auf das Wohl aller schönen Erdenkinder! Und dabei goß er den rothen Wein hinab.

Sehet da, der Herr des Gebirges! rief Gertrud.

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[0019] dische Volkslieder, die er von der Antwerpener Akademie mitgebracht hatte. Er war in solchen Dingen unerschöpflich. Endlich langte man in einem Dorfe unterhalb des Gebirges an, von wo aus es zu Fuße nach der Teufelskanzel hinaufgehen sollte, einem breiten Felsenvorsprunge, zu dem ein ziemlich steiler Weg etwa eine Stunde lang durch niedriges Gebüsch hinaufführte. Die Sonne brannte, und da ich das Bergsteigen unter solchen Umständen für meinen Freund nicht räthlich hielt, so bestieg er eines unserer Wagenpferde, einen alten mageren Urhengst, und, diesen Reiter in der Mitte, zog nun die lustige Schaar in der Bergschlucht aufwärts; zwei Bauernburschen folgten mit wohlgepackten Körben, die ein gutes Frühstück am Ziele alles Mühsales verhießen. Aber wer konnte so lange dursten! Auf der Mitte des Weges wurde Halt commandirt; die Mädchen schenkten Wein, Alles trank, und auch dem Maler wurde von Gertrud ein großer Humpen hinaufgereicht. — Man mußte es sehen, wie die kleine Gestalt mit dem rauhen, mächtigen Kopf auf der hochbeinigen Mähre huckte, wie er das Glas emporhob, daß die Sonne durch den rothen Wein funkelte, und mit den scharfen schwarzen Augen darnach hinblinzte. Flüssiger Rubin! rief er. Auf das Wohl aller schönen Erdenkinder! Und dabei goß er den rothen Wein hinab. Sehet da, der Herr des Gebirges! rief Gertrud. Nur der Kobold, schöne Dame! entgegnete der

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T12:17:45Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T12:17:45Z)

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Eine Malerarbeit. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 9. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 257–304. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_malerarbeit_1910/19>, abgerufen am 23.11.2024.