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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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Söhnen; und sie starben alle, alle. Hallen und Gemächer dufteten Tag für Tag nach frischem Gras und Thymian, das gegen die böse Pestluft überall gestreut wurde; aber die Mutter Erde und ihre Kräuter hatten keine Heilkraft mehr; es war, als ob selbst Gott der Herr die Macht verloren habe auf seiner Erde.

Ein paar Monde schien dann das Sterben im Schlosse aufzuhalten; da eines Tages trat die Schloßfrau zu ihrem Eheherrn in sein Gemach, gekrümmten Leibes, mit entstelltem Antlitz. "Benedikte!" schrie er.

- "Ja, Hans, ich muß nun auch von Dir!"

"Du nicht! Nur Du nicht, Benedikte!" und er streckte seine Arme nach ihr aus. "Herr Gott, wo bist Du? Schütze Deine Menschen!"

Aber bevor er sie berührte, war sie mit ihrer letzten Kraft entflohen. "Ade, o Du mein Herzenstrauter! O süße Dagmar!" So rief sie noch zurück.

Er hatte ihr folgen wollen, aber ein bewußtloser Schrecken hatte ihn festgehalten; dann ging er taumelnd nach ihrem Ehegemach, aber es war leer, und ohne Sinne sank er auf das große Bett.

Die Schaffnerin, die noch lebte, fand ihn am

Söhnen; und sie starben alle, alle. Hallen und Gemächer dufteten Tag für Tag nach frischem Gras und Thymian, das gegen die böse Pestluft überall gestreut wurde; aber die Mutter Erde und ihre Kräuter hatten keine Heilkraft mehr; es war, als ob selbst Gott der Herr die Macht verloren habe auf seiner Erde.

Ein paar Monde schien dann das Sterben im Schlosse aufzuhalten; da eines Tages trat die Schloßfrau zu ihrem Eheherrn in sein Gemach, gekrümmten Leibes, mit entstelltem Antlitz. „Benedikte!“ schrie er.

- „Ja, Hans, ich muß nun auch von Dir!“

„Du nicht! Nur Du nicht, Benedikte!“ und er streckte seine Arme nach ihr aus. „Herr Gott, wo bist Du? Schütze Deine Menschen!“

Aber bevor er sie berührte, war sie mit ihrer letzten Kraft entflohen. „Ade, o Du mein Herzenstrauter! O süße Dagmar!“ So rief sie noch zurück.

Er hatte ihr folgen wollen, aber ein bewußtloser Schrecken hatte ihn festgehalten; dann ging er taumelnd nach ihrem Ehegemach, aber es war leer, und ohne Sinne sank er auf das große Bett.

Die Schaffnerin, die noch lebte, fand ihn am

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[128/0132] Söhnen; und sie starben alle, alle. Hallen und Gemächer dufteten Tag für Tag nach frischem Gras und Thymian, das gegen die böse Pestluft überall gestreut wurde; aber die Mutter Erde und ihre Kräuter hatten keine Heilkraft mehr; es war, als ob selbst Gott der Herr die Macht verloren habe auf seiner Erde. Ein paar Monde schien dann das Sterben im Schlosse aufzuhalten; da eines Tages trat die Schloßfrau zu ihrem Eheherrn in sein Gemach, gekrümmten Leibes, mit entstelltem Antlitz. „Benedikte!“ schrie er. - „Ja, Hans, ich muß nun auch von Dir!“ „Du nicht! Nur Du nicht, Benedikte!“ und er streckte seine Arme nach ihr aus. „Herr Gott, wo bist Du? Schütze Deine Menschen!“ Aber bevor er sie berührte, war sie mit ihrer letzten Kraft entflohen. „Ade, o Du mein Herzenstrauter! O süße Dagmar!“ So rief sie noch zurück. Er hatte ihr folgen wollen, aber ein bewußtloser Schrecken hatte ihn festgehalten; dann ging er taumelnd nach ihrem Ehegemach, aber es war leer, und ohne Sinne sank er auf das große Bett. Die Schaffnerin, die noch lebte, fand ihn am

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 128. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/132>, abgerufen am 24.11.2024.