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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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- "Nein, Fraue; lasset sie nur immer liegen!"

Aber sie nahm sie fort. "Dann," sprach sie, "stößt nicht meine Hand ihn fort; dann ist es eine andere, die ihn zu sich zieht!"

"Sprecht weiter, Herrin! Mein Witz ist nicht so fein wie Frauensinn."

"Du sahst doch," sprach sie, "wie er gestern auf dem Weg mir seine Hand entriß! Es that nicht sanft; aber vorhin in der Dämmerung; er wollte fort, so sagte er, um heute noch das Raubthier zu erlegen; ich griff nach seiner Hand -"

Sie war aufgestanden und ging mit starken Schritten durch das Zimmer "Sieh her!" rief sie und streckte ihm ihre linke Hand entgegen: "der Blutriß ist von seinem Ehering! Ich hatte, meine ich, genug der Wunden aus meinem ersten Ehebund!" Sie warf den Kopf zurück und begann mit geschlossenen Fäusten wieder auf und ab zu schreiten.

Gaspard sah dem eine Weile zu; dann sprach er. "Und worin, Herrin, heischt Ihr meine Dienste?"

Da stand sie still und sah auf ihn herab; sie mußte erst der Frage nachsinnen. "Er wird auch heut' nicht zu mir kommen," sprach sie heimlich, doch ihre Stimme bebte vor Zorn; "er wird auf seine Bodenkammer schleichen und im Traum mit seinem

- „Nein, Fraue; lasset sie nur immer liegen!“

Aber sie nahm sie fort. „Dann,“ sprach sie, „stößt nicht meine Hand ihn fort; dann ist es eine andere, die ihn zu sich zieht!“

„Sprecht weiter, Herrin! Mein Witz ist nicht so fein wie Frauensinn.“

„Du sahst doch,“ sprach sie, „wie er gestern auf dem Weg mir seine Hand entriß! Es that nicht sanft; aber vorhin in der Dämmerung; er wollte fort, so sagte er, um heute noch das Raubthier zu erlegen; ich griff nach seiner Hand -“

Sie war aufgestanden und ging mit starken Schritten durch das Zimmer „Sieh her!“ rief sie und streckte ihm ihre linke Hand entgegen: „der Blutriß ist von seinem Ehering! Ich hatte, meine ich, genug der Wunden aus meinem ersten Ehebund!“ Sie warf den Kopf zurück und begann mit geschlossenen Fäusten wieder auf und ab zu schreiten.

Gaspard sah dem eine Weile zu; dann sprach er. „Und worin, Herrin, heischt Ihr meine Dienste?“

Da stand sie still und sah auf ihn herab; sie mußte erst der Frage nachsinnen. „Er wird auch heut’ nicht zu mir kommen,“ sprach sie heimlich, doch ihre Stimme bebte vor Zorn; „er wird auf seine Bodenkammer schleichen und im Traum mit seinem

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[153/0157] - „Nein, Fraue; lasset sie nur immer liegen!“ Aber sie nahm sie fort. „Dann,“ sprach sie, „stößt nicht meine Hand ihn fort; dann ist es eine andere, die ihn zu sich zieht!“ „Sprecht weiter, Herrin! Mein Witz ist nicht so fein wie Frauensinn.“ „Du sahst doch,“ sprach sie, „wie er gestern auf dem Weg mir seine Hand entriß! Es that nicht sanft; aber vorhin in der Dämmerung; er wollte fort, so sagte er, um heute noch das Raubthier zu erlegen; ich griff nach seiner Hand -“ Sie war aufgestanden und ging mit starken Schritten durch das Zimmer „Sieh her!“ rief sie und streckte ihm ihre linke Hand entgegen: „der Blutriß ist von seinem Ehering! Ich hatte, meine ich, genug der Wunden aus meinem ersten Ehebund!“ Sie warf den Kopf zurück und begann mit geschlossenen Fäusten wieder auf und ab zu schreiten. Gaspard sah dem eine Weile zu; dann sprach er. „Und worin, Herrin, heischt Ihr meine Dienste?“ Da stand sie still und sah auf ihn herab; sie mußte erst der Frage nachsinnen. „Er wird auch heut’ nicht zu mir kommen,“ sprach sie heimlich, doch ihre Stimme bebte vor Zorn; „er wird auf seine Bodenkammer schleichen und im Traum mit seinem

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/157>, abgerufen am 24.11.2024.