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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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er zitternd; "der Todte ist im Schein von Gottes Antlitz und braucht um Liebe nicht mehr Leid zu dulden."

Doch sie streckte die Arme aus und rief. "Mein Vater! Mein armer Vater! Wir werden nimmermehr vom Tod geheilet!"

"Das war ein hartes Wort von Euren jungen Lippen!" sprach der Mann.

Da wandte sie ihr Haupt und sah den Schmerz in seinen Augen. "O nein! ich wollte Euch nicht Leides anthun!" sprach sie bittend; "nur sagen: von all dem Sterben hab' auch ich mein Theil behalten!" - und sie faßte wieder mit der Hand nach ihrem Herzen - "des Königs Arzt, der spanische Jude, ich hörte ihn im Vorbeigehen zu der Base sagen, es sei zu groß, ich könnt' einmal so hingehn; groß Leid und Freude könnt' ich nicht ertragen. Und die gute Bas', will sie mir liebthun, sagt sie, ich hätte weiße Rosen auf den Wangen!"

Sie schwieg und er antwortete ihr nicht; aber sie sahen sich in die Augen, und drunten aus der Tiefe schlug die Nachtigall. "Frühling!" sprach er leise und öffnete die Arme ihr entgegen. Da lag sie an seiner Brust, die Augen geschlossen, die Hände um seinen Hals gestrickt; und für die Worte, welche ihnen

er zitternd; „der Todte ist im Schein von Gottes Antlitz und braucht um Liebe nicht mehr Leid zu dulden.“

Doch sie streckte die Arme aus und rief. „Mein Vater! Mein armer Vater! Wir werden nimmermehr vom Tod geheilet!“

„Das war ein hartes Wort von Euren jungen Lippen!“ sprach der Mann.

Da wandte sie ihr Haupt und sah den Schmerz in seinen Augen. „O nein! ich wollte Euch nicht Leides anthun!“ sprach sie bittend; „nur sagen: von all dem Sterben hab’ auch ich mein Theil behalten!“ – und sie faßte wieder mit der Hand nach ihrem Herzen – „des Königs Arzt, der spanische Jude, ich hörte ihn im Vorbeigehen zu der Base sagen, es sei zu groß, ich könnt’ einmal so hingehn; groß Leid und Freude könnt’ ich nicht ertragen. Und die gute Bas’, will sie mir liebthun, sagt sie, ich hätte weiße Rosen auf den Wangen!“

Sie schwieg und er antwortete ihr nicht; aber sie sahen sich in die Augen, und drunten aus der Tiefe schlug die Nachtigall. „Frühling!“ sprach er leise und öffnete die Arme ihr entgegen. Da lag sie an seiner Brust, die Augen geschlossen, die Hände um seinen Hals gestrickt; und für die Worte, welche ihnen

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[163/0167] er zitternd; „der Todte ist im Schein von Gottes Antlitz und braucht um Liebe nicht mehr Leid zu dulden.“ Doch sie streckte die Arme aus und rief. „Mein Vater! Mein armer Vater! Wir werden nimmermehr vom Tod geheilet!“ „Das war ein hartes Wort von Euren jungen Lippen!“ sprach der Mann. Da wandte sie ihr Haupt und sah den Schmerz in seinen Augen. „O nein! ich wollte Euch nicht Leides anthun!“ sprach sie bittend; „nur sagen: von all dem Sterben hab’ auch ich mein Theil behalten!“ – und sie faßte wieder mit der Hand nach ihrem Herzen – „des Königs Arzt, der spanische Jude, ich hörte ihn im Vorbeigehen zu der Base sagen, es sei zu groß, ich könnt’ einmal so hingehn; groß Leid und Freude könnt’ ich nicht ertragen. Und die gute Bas’, will sie mir liebthun, sagt sie, ich hätte weiße Rosen auf den Wangen!“ Sie schwieg und er antwortete ihr nicht; aber sie sahen sich in die Augen, und drunten aus der Tiefe schlug die Nachtigall. „Frühling!“ sprach er leise und öffnete die Arme ihr entgegen. Da lag sie an seiner Brust, die Augen geschlossen, die Hände um seinen Hals gestrickt; und für die Worte, welche ihnen

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Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 163. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/167>, abgerufen am 21.11.2024.