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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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"Wollet mich nicht beschämen, edle Frau! So bin ich also hier, um Euch zu hören!"

Sie setzte sich und lud ihn mit der Hand zum Niedersitzen; eine kurze Weile lagen ihre Augen auf seinem Antlitz, das er geduldig ihr entgegenhielt. "Mit Claus Lembeck," hub sie an, "saß hier ein dänisch Weib; ich bin aus dem Geschlecht der Schauenburger; wir beide sind Landsleute -"

Er unterbrach sie. "Ein Schleswiger bin ich und jetzt des Königs Mann!"

- "Ich weiß es, Ritter; Ihr waret auf Fühnen in der Schaar, von der mein seliger Gemahl von seinem Hengst gehauen wurde!"

"Er war mein Feind derzeit; ich aber habe ihn nicht gefällt," erwiderte er ruhig.

Sie schwieg einen Augenblick. "Mag sein! Ich habe den Schaden ausgeheilt und bin itzt Herrin hier auf Dorning; wir sind Nachbarn, Ritter; und also ..."

"Wollet Ihr mir etwa Nachbarrath ertheilen?"

- "Ei nun, wie Ihr es nehmen wollt!" und da er nickte: "Ihr wisset, hinter Eurem Garten, dort wo es so jäh hinab zu Boden schießt, steht hart daran eine italische Pappel und streckt ihre

„Wollet mich nicht beschämen, edle Frau! So bin ich also hier, um Euch zu hören!“

Sie setzte sich und lud ihn mit der Hand zum Niedersitzen; eine kurze Weile lagen ihre Augen auf seinem Antlitz, das er geduldig ihr entgegenhielt. „Mit Claus Lembeck,“ hub sie an, „saß hier ein dänisch Weib; ich bin aus dem Geschlecht der Schauenburger; wir beide sind Landsleute -“

Er unterbrach sie. „Ein Schleswiger bin ich und jetzt des Königs Mann!“

- „Ich weiß es, Ritter; Ihr waret auf Fühnen in der Schaar, von der mein seliger Gemahl von seinem Hengst gehauen wurde!“

„Er war mein Feind derzeit; ich aber habe ihn nicht gefällt,“ erwiderte er ruhig.

Sie schwieg einen Augenblick. „Mag sein! Ich habe den Schaden ausgeheilt und bin itzt Herrin hier auf Dorning; wir sind Nachbarn, Ritter; und also …“

„Wollet Ihr mir etwa Nachbarrath ertheilen?“

- „Ei nun, wie Ihr es nehmen wollt!“ und da er nickte: „Ihr wisset, hinter Eurem Garten, dort wo es so jäh hinab zu Boden schießt, steht hart daran eine italische Pappel und streckt ihre

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[186/0190] „Wollet mich nicht beschämen, edle Frau! So bin ich also hier, um Euch zu hören!“ Sie setzte sich und lud ihn mit der Hand zum Niedersitzen; eine kurze Weile lagen ihre Augen auf seinem Antlitz, das er geduldig ihr entgegenhielt. „Mit Claus Lembeck,“ hub sie an, „saß hier ein dänisch Weib; ich bin aus dem Geschlecht der Schauenburger; wir beide sind Landsleute -“ Er unterbrach sie. „Ein Schleswiger bin ich und jetzt des Königs Mann!“ - „Ich weiß es, Ritter; Ihr waret auf Fühnen in der Schaar, von der mein seliger Gemahl von seinem Hengst gehauen wurde!“ „Er war mein Feind derzeit; ich aber habe ihn nicht gefällt,“ erwiderte er ruhig. Sie schwieg einen Augenblick. „Mag sein! Ich habe den Schaden ausgeheilt und bin itzt Herrin hier auf Dorning; wir sind Nachbarn, Ritter; und also …“ „Wollet Ihr mir etwa Nachbarrath ertheilen?“ - „Ei nun, wie Ihr es nehmen wollt!“ und da er nickte: „Ihr wisset, hinter Eurem Garten, dort wo es so jäh hinab zu Boden schießt, steht hart daran eine italische Pappel und streckt ihre

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Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss).

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/190>, abgerufen am 24.11.2024.