Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.vertragen, sei die zum Tod erschrocken worden und hab' ihr zornig Schweigen auferlegt, was doch nicht habe helfen wollen. Darüber grübelte der Ritter, und seine Augen folgten achtlos, wie der Abendschatten allmählich den Brunnen und den ganzen Hof bedeckte. "Darum auch!" sprach er leise; "sie wollte keinen mit sich haben; nicht mich, nicht Gaspard - den am wenigsten!" - Dann flogen die Gedanken mit ihm nach dem Inseldorfe Borgsum; was er mit seinem Vater dort am Bau geredet hatte, kam ihm zurück: er hörte wieder das Lachen des alten Herrn bei der Geschichte von dem Orlamünde: "Geduld, mein Sohn! Was dieses Weib dir werth ist, wirst du erst sehen, wenn dich der Däne überfallen kommt! Und - mit den Schauenburgern muß man sachte gehen!" Als aber der Tod des Pogwisch dann zur Sprache kommen, war er still geworden; einen Stein hatte er vom Boden gehoben und in den Bau geworfen. "Herrin auf Dorning und eine Gifthexe?" hatte er überlaut gerufen. "Nein, Rolf, das soll sie nicht, und wenn sie des großen Carol Tochter wär'! Ich helfe dir, mein Sohn; aber - Geduld! denn stumpfe Pfeile erlegen dir kein Wild!" Er fühlte noch, wie ihm der Athem derzeit bei vertragen, sei die zum Tod erschrocken worden und hab’ ihr zornig Schweigen auferlegt, was doch nicht habe helfen wollen. Darüber grübelte der Ritter, und seine Augen folgten achtlos, wie der Abendschatten allmählich den Brunnen und den ganzen Hof bedeckte. „Darum auch!“ sprach er leise; „sie wollte keinen mit sich haben; nicht mich, nicht Gaspard – den am wenigsten!“ – Dann flogen die Gedanken mit ihm nach dem Inseldorfe Borgsum; was er mit seinem Vater dort am Bau geredet hatte, kam ihm zurück: er hörte wieder das Lachen des alten Herrn bei der Geschichte von dem Orlamünde: „Geduld, mein Sohn! Was dieses Weib dir werth ist, wirst du erst sehen, wenn dich der Däne überfallen kommt! Und – mit den Schauenburgern muß man sachte gehen!“ Als aber der Tod des Pogwisch dann zur Sprache kommen, war er still geworden; einen Stein hatte er vom Boden gehoben und in den Bau geworfen. „Herrin auf Dorning und eine Gifthexe?“ hatte er überlaut gerufen. „Nein, Rolf, das soll sie nicht, und wenn sie des großen Carol Tochter wär’! Ich helfe dir, mein Sohn; aber – Geduld! denn stumpfe Pfeile erlegen dir kein Wild!“ Er fühlte noch, wie ihm der Athem derzeit bei <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0210" n="206"/> vertragen, sei die zum Tod erschrocken worden und hab’ ihr zornig Schweigen auferlegt, was doch nicht habe helfen wollen.</p> <p>Darüber grübelte der Ritter, und seine Augen folgten achtlos, wie der Abendschatten allmählich den Brunnen und den ganzen Hof bedeckte. „Darum auch!“ sprach er leise; „sie wollte keinen mit sich haben; nicht mich, nicht Gaspard – den am wenigsten!“ – Dann flogen die Gedanken mit ihm nach dem Inseldorfe Borgsum; was er mit seinem Vater dort am Bau geredet hatte, kam ihm zurück: er hörte wieder das Lachen des alten Herrn bei der Geschichte von dem Orlamünde: „Geduld, mein Sohn! Was dieses Weib dir werth ist, wirst du erst sehen, wenn dich der Däne überfallen kommt! Und – mit den Schauenburgern muß man sachte gehen!“ Als aber der Tod des Pogwisch dann zur Sprache kommen, war er still geworden; einen Stein hatte er vom Boden gehoben und in den Bau geworfen. „Herrin auf Dorning und eine Gifthexe?“ hatte er überlaut gerufen. „Nein, Rolf, das soll sie nicht, und wenn sie des großen Carol Tochter wär’! Ich helfe dir, mein Sohn; aber – Geduld! denn stumpfe Pfeile erlegen dir kein Wild!“</p> <p>Er fühlte noch, wie ihm der Athem derzeit bei </p> </div> </body> </text> </TEI> [206/0210]
vertragen, sei die zum Tod erschrocken worden und hab’ ihr zornig Schweigen auferlegt, was doch nicht habe helfen wollen.
Darüber grübelte der Ritter, und seine Augen folgten achtlos, wie der Abendschatten allmählich den Brunnen und den ganzen Hof bedeckte. „Darum auch!“ sprach er leise; „sie wollte keinen mit sich haben; nicht mich, nicht Gaspard – den am wenigsten!“ – Dann flogen die Gedanken mit ihm nach dem Inseldorfe Borgsum; was er mit seinem Vater dort am Bau geredet hatte, kam ihm zurück: er hörte wieder das Lachen des alten Herrn bei der Geschichte von dem Orlamünde: „Geduld, mein Sohn! Was dieses Weib dir werth ist, wirst du erst sehen, wenn dich der Däne überfallen kommt! Und – mit den Schauenburgern muß man sachte gehen!“ Als aber der Tod des Pogwisch dann zur Sprache kommen, war er still geworden; einen Stein hatte er vom Boden gehoben und in den Bau geworfen. „Herrin auf Dorning und eine Gifthexe?“ hatte er überlaut gerufen. „Nein, Rolf, das soll sie nicht, und wenn sie des großen Carol Tochter wär’! Ich helfe dir, mein Sohn; aber – Geduld! denn stumpfe Pfeile erlegen dir kein Wild!“
Er fühlte noch, wie ihm der Athem derzeit bei
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Dieses Werk stammt von Wikisource (John_Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuus). Quelle der Scans: Wikimedia Commons (John Riew’, Ein Fest auf Haderslevhuss). Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |