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Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885.

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mir herauf, daß ich mir kaum die Nothdurft über den Leib ziehen konnte, und wieder stand die Alte, aber mit einem wahren Jammergesichte, vor mir.

"Nun, Riekchen," rief ich, "was ist denn das für eine Comödie?"

"Ach, Onkel John, scheltet nur nicht! Der Herr Baron hat sie selber vom Ball zurückgebracht; aber sie ist krank geworden beim Tanzen; ohnmächtig, ganz ohne Besinnung; ach, Onkel John, schier wie eine Leiche sieht sie aus. Die alte feine Frau, die mitkam, ist noch unten; aber sie weiß ja hier doch nicht Bescheid."

"Da soll ich wohl den Doctor holen?" fragte ich.

"Ach, wenn Ihr wolltet, Onkel John?"

"Hol' der Teufel Euere Bälle und Barone!" rief ich; "aber geht nur hinunter zu dem armen Kind!" - Ich hatte mich schon völlig angekleidet, nahm meinen Hut und lief hinaus.

Bald war ich auch am Doctorhause und klingelte den alten Doctor Snittger aus den Federn, der nur eine Straße von uns wohnte und mir vor Jahren einmal das Marschfieber vertrieben hatte.

Er war sogleich auch diesmal bei der Hand und fertig. "Sorget Euch nicht, Capitän," sagte er, als wir mit einander die Gasse wieder hinaufgingen;

mir herauf, daß ich mir kaum die Nothdurft über den Leib ziehen konnte, und wieder stand die Alte, aber mit einem wahren Jammergesichte, vor mir.

„Nun, Riekchen,“ rief ich, „was ist denn das für eine Comödie?“

„Ach, Onkel John, scheltet nur nicht! Der Herr Baron hat sie selber vom Ball zurückgebracht; aber sie ist krank geworden beim Tanzen; ohnmächtig, ganz ohne Besinnung; ach, Onkel John, schier wie eine Leiche sieht sie aus. Die alte feine Frau, die mitkam, ist noch unten; aber sie weiß ja hier doch nicht Bescheid.“

„Da soll ich wohl den Doctor holen?“ fragte ich.

„Ach, wenn Ihr wolltet, Onkel John?“

„Hol’ der Teufel Euere Bälle und Barone!“ rief ich; „aber geht nur hinunter zu dem armen Kind!“ – Ich hatte mich schon völlig angekleidet, nahm meinen Hut und lief hinaus.

Bald war ich auch am Doctorhause und klingelte den alten Doctor Snittger aus den Federn, der nur eine Straße von uns wohnte und mir vor Jahren einmal das Marschfieber vertrieben hatte.

Er war sogleich auch diesmal bei der Hand und fertig. „Sorget Euch nicht, Capitän,“ sagte er, als wir mit einander die Gasse wieder hinaufgingen;

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[67/0071] mir herauf, daß ich mir kaum die Nothdurft über den Leib ziehen konnte, und wieder stand die Alte, aber mit einem wahren Jammergesichte, vor mir. „Nun, Riekchen,“ rief ich, „was ist denn das für eine Comödie?“ „Ach, Onkel John, scheltet nur nicht! Der Herr Baron hat sie selber vom Ball zurückgebracht; aber sie ist krank geworden beim Tanzen; ohnmächtig, ganz ohne Besinnung; ach, Onkel John, schier wie eine Leiche sieht sie aus. Die alte feine Frau, die mitkam, ist noch unten; aber sie weiß ja hier doch nicht Bescheid.“ „Da soll ich wohl den Doctor holen?“ fragte ich. „Ach, wenn Ihr wolltet, Onkel John?“ „Hol’ der Teufel Euere Bälle und Barone!“ rief ich; „aber geht nur hinunter zu dem armen Kind!“ – Ich hatte mich schon völlig angekleidet, nahm meinen Hut und lief hinaus. Bald war ich auch am Doctorhause und klingelte den alten Doctor Snittger aus den Federn, der nur eine Straße von uns wohnte und mir vor Jahren einmal das Marschfieber vertrieben hatte. Er war sogleich auch diesmal bei der Hand und fertig. „Sorget Euch nicht, Capitän,“ sagte er, als wir mit einander die Gasse wieder hinaufgingen;

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: John Riew', Ein Fest auf Haderslevhuus. Zwei Novellen. Berlin, 1885, S. 67. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_riew_1885/71>, abgerufen am 24.11.2024.