Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.Elke's Vorahnung war in Erfüllung gegangen; Und nun gab es eine große Leiche im Dorf. Dat is de Dot, de Allens fritt, Nimmt Kunst un Wetenschop di mit; De kloke Mann is nu vergan, Gott gäw em selik Uperstan. Es war die Begräbnißstätte des früheren Deich- Elke's Vorahnung war in Erfüllung gegangen; Und nun gab es eine große Leiche im Dorf. Dat is de Dot, de Allens fritt, Nimmt Kunſt un Wetenſchop di mit; De kloke Mann is nu vergån, Gott gäw em ſelik Uperſtån. Es war die Begräbnißſtätte des früheren Deich- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0100" n="88"/> <p>Elke's Vorahnung war in Erfüllung gegangen;<lb/> eines Morgens nach Oſtern hatte man den Deich-<lb/> grafen Tede Volkerts todt in ſeinem Bett ge-<lb/> funden; man ſah's an ſeinem Antlitz, ein ruhiges<lb/> Ende war darauf geſchrieben. Er hatte auch<lb/> mehrfach in den letzten Monden Lebensüberdruß<lb/> geäußert; ſein Leibgericht, der Ofenbraten, ſelbſt<lb/> ſeine Enten hatten ihm nicht mehr ſchmecken wollen.</p><lb/> <p>Und nun gab es eine große Leiche im Dorf.<lb/> Droben auf der Geeſt auf dem Begräbnißplatz<lb/> um die Kirche war zu Weſten eine mit Schmiede-<lb/> gitter umhegte Grabſtätte; ein breiter blauer<lb/> Grabſtein ſtand jetzt aufgehoben gegen eine Trauer-<lb/> eſche, auf welchem das Bild des Todes mit ſtark<lb/> gezahnten Kiefern ausgehauen war; darunter in<lb/> großen Buchſtaben:</p><lb/> <lg type="poem"> <l>Dat is de Dot, de Allens fritt,</l><lb/> <l>Nimmt Kunſt un Wetenſchop di mit;</l><lb/> <l>De kloke Mann is nu vergån,</l><lb/> <l>Gott gäw em ſelik Uperſtån.</l> </lg><lb/> <p>Es war die Begräbnißſtätte des früheren Deich-<lb/> grafen Volkert Tedſen; nun war eine friſche Grube<lb/> gegraben, wo hinein deſſen Sohn, der jetzt ver-<lb/> ſtorbene Deichgraf Tede Volkerts begraben werden<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [88/0100]
Elke's Vorahnung war in Erfüllung gegangen;
eines Morgens nach Oſtern hatte man den Deich-
grafen Tede Volkerts todt in ſeinem Bett ge-
funden; man ſah's an ſeinem Antlitz, ein ruhiges
Ende war darauf geſchrieben. Er hatte auch
mehrfach in den letzten Monden Lebensüberdruß
geäußert; ſein Leibgericht, der Ofenbraten, ſelbſt
ſeine Enten hatten ihm nicht mehr ſchmecken wollen.
Und nun gab es eine große Leiche im Dorf.
Droben auf der Geeſt auf dem Begräbnißplatz
um die Kirche war zu Weſten eine mit Schmiede-
gitter umhegte Grabſtätte; ein breiter blauer
Grabſtein ſtand jetzt aufgehoben gegen eine Trauer-
eſche, auf welchem das Bild des Todes mit ſtark
gezahnten Kiefern ausgehauen war; darunter in
großen Buchſtaben:
Dat is de Dot, de Allens fritt,
Nimmt Kunſt un Wetenſchop di mit;
De kloke Mann is nu vergån,
Gott gäw em ſelik Uperſtån.
Es war die Begräbnißſtätte des früheren Deich-
grafen Volkert Tedſen; nun war eine friſche Grube
gegraben, wo hinein deſſen Sohn, der jetzt ver-
ſtorbene Deichgraf Tede Volkerts begraben werden
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