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Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

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Vorland, das unserer Hofstatt gegenüber beginnt
und dann nach Westen ausgeht, zu einem festen
Kooge eingedeicht werde: die hohen Fluthen haben
fast ein Menschenalter uns in Ruh' gelassen; wenn
aber eine von den schlimmen wiederkommt und
den Anwachs stört, so kann mit einem Mal die
ganze Herrlichkeit zu Ende sein; nur der alte
Schlendrian hat das bis heut' so lassen können!"

Sie sah ihn voll Erstaunen an: "So schiltst
Du Dich ja selber!" sagte sie.

-- "Das thu' ich, Elke; aber es war bisher
auch so viel Anderes zu beschaffen!"

"Ja, Hauke; gewiß, Du hast genug gethan!"

Er hatte sich in den Lehnstuhl des alten Deich-
grafen gesetzt, und seine Hände griffen fest um beide
Lehnen.

"Hast Du denn guten Muth dazu?" frug
ihn sein Weib.

-- "Das hab' ich, Elke!" sprach er hastig.

"Sei nicht zu rasch, Hauke; das ist ein Werk
auf Tod und Leben; und fast Alle werden Dir
entgegen sein, man wird Dir Deine Müh' und
Sorg' nicht danken!"

Er nickte: "Ich weiß!" sagte er.

Vorland, das unſerer Hofſtatt gegenüber beginnt
und dann nach Weſten ausgeht, zu einem feſten
Kooge eingedeicht werde: die hohen Fluthen haben
faſt ein Menſchenalter uns in Ruh' gelaſſen; wenn
aber eine von den ſchlimmen wiederkommt und
den Anwachs ſtört, ſo kann mit einem Mal die
ganze Herrlichkeit zu Ende ſein; nur der alte
Schlendrian hat das bis heut' ſo laſſen können!”

Sie ſah ihn voll Erſtaunen an: „So ſchiltſt
Du Dich ja ſelber!” ſagte ſie.

— „Das thu' ich, Elke; aber es war bisher
auch ſo viel Anderes zu beſchaffen!”

„Ja, Hauke; gewiß, Du haſt genug gethan!”

Er hatte ſich in den Lehnſtuhl des alten Deich-
grafen geſetzt, und ſeine Hände griffen feſt um beide
Lehnen.

„Haſt Du denn guten Muth dazu?” frug
ihn ſein Weib.

— „Das hab' ich, Elke!” ſprach er haſtig.

„Sei nicht zu raſch, Hauke; das iſt ein Werk
auf Tod und Leben; und faſt Alle werden Dir
entgegen ſein, man wird Dir Deine Müh' und
Sorg' nicht danken!”

Er nickte: „Ich weiß!” ſagte er.

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[107/0119] Vorland, das unſerer Hofſtatt gegenüber beginnt und dann nach Weſten ausgeht, zu einem feſten Kooge eingedeicht werde: die hohen Fluthen haben faſt ein Menſchenalter uns in Ruh' gelaſſen; wenn aber eine von den ſchlimmen wiederkommt und den Anwachs ſtört, ſo kann mit einem Mal die ganze Herrlichkeit zu Ende ſein; nur der alte Schlendrian hat das bis heut' ſo laſſen können!” Sie ſah ihn voll Erſtaunen an: „So ſchiltſt Du Dich ja ſelber!” ſagte ſie. — „Das thu' ich, Elke; aber es war bisher auch ſo viel Anderes zu beſchaffen!” „Ja, Hauke; gewiß, Du haſt genug gethan!” Er hatte ſich in den Lehnſtuhl des alten Deich- grafen geſetzt, und ſeine Hände griffen feſt um beide Lehnen. „Haſt Du denn guten Muth dazu?” frug ihn ſein Weib. — „Das hab' ich, Elke!” ſprach er haſtig. „Sei nicht zu raſch, Hauke; das iſt ein Werk auf Tod und Leben; und faſt Alle werden Dir entgegen ſein, man wird Dir Deine Müh' und Sorg' nicht danken!” Er nickte: „Ich weiß!” ſagte er.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 107. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/119>, abgerufen am 24.11.2024.