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Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

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Wolken süßen Dufts entgegen. Da war die Zeit
gekommen, die bisher nur idealen Antheile in
wirkliche zu verwandeln und allen Theilnehmern
ihre bestimmten Stücke für immer eigenthümlich
zuzusetzen. Hauke war nicht müßig gewesen, vor-
her noch einige neue zu erwerben; Ole Peters
hatte sich verbissen zurückgehalten; ihm gehörte
nichts im neuen Kooge. Ohne Verdruß und
Streit hatte auch so die Theilung nicht abgehen
können; aber fertig war es gleichwohl geworden;
auch dieser Tag lag hinter dem Deichgrafen.


Fortan lebte er einsam seinen Pflichten als
Hofwirth wie als Deichgraf und denen, die ihm
am nächsten angehörten; die alten Freunde waren
nicht mehr in der Zeitlichkeit, neue zu erwerben
war er nicht geeignet. Aber unter seinem Dach
war Frieden, den auch das stille Kind nicht störte;
es sprach wenig, das stete Fragen, was den auf-
geweckten Kindern eigen ist, kam selten und meist
so, daß dem Gefragten die Antwort darauf schwer
wurde; aber ihr liebes, einfältiges Gesichtlein trug
fast immer den Ausdruck der Zufriedenheit. Zwei
Spielkameraden hatte sie, die waren ihr genug:

Wolken ſüßen Dufts entgegen. Da war die Zeit
gekommen, die bisher nur idealen Antheile in
wirkliche zu verwandeln und allen Theilnehmern
ihre beſtimmten Stücke für immer eigenthümlich
zuzuſetzen. Hauke war nicht müßig geweſen, vor-
her noch einige neue zu erwerben; Ole Peters
hatte ſich verbiſſen zurückgehalten; ihm gehörte
nichts im neuen Kooge. Ohne Verdruß und
Streit hatte auch ſo die Theilung nicht abgehen
können; aber fertig war es gleichwohl geworden;
auch dieſer Tag lag hinter dem Deichgrafen.


Fortan lebte er einſam ſeinen Pflichten als
Hofwirth wie als Deichgraf und denen, die ihm
am nächſten angehörten; die alten Freunde waren
nicht mehr in der Zeitlichkeit, neue zu erwerben
war er nicht geeignet. Aber unter ſeinem Dach
war Frieden, den auch das ſtille Kind nicht ſtörte;
es ſprach wenig, das ſtete Fragen, was den auf-
geweckten Kindern eigen iſt, kam ſelten und meiſt
ſo, daß dem Gefragten die Antwort darauf ſchwer
wurde; aber ihr liebes, einfältiges Geſichtlein trug
faſt immer den Ausdruck der Zufriedenheit. Zwei
Spielkameraden hatte ſie, die waren ihr genug:

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[168/0180] Wolken ſüßen Dufts entgegen. Da war die Zeit gekommen, die bisher nur idealen Antheile in wirkliche zu verwandeln und allen Theilnehmern ihre beſtimmten Stücke für immer eigenthümlich zuzuſetzen. Hauke war nicht müßig geweſen, vor- her noch einige neue zu erwerben; Ole Peters hatte ſich verbiſſen zurückgehalten; ihm gehörte nichts im neuen Kooge. Ohne Verdruß und Streit hatte auch ſo die Theilung nicht abgehen können; aber fertig war es gleichwohl geworden; auch dieſer Tag lag hinter dem Deichgrafen. Fortan lebte er einſam ſeinen Pflichten als Hofwirth wie als Deichgraf und denen, die ihm am nächſten angehörten; die alten Freunde waren nicht mehr in der Zeitlichkeit, neue zu erwerben war er nicht geeignet. Aber unter ſeinem Dach war Frieden, den auch das ſtille Kind nicht ſtörte; es ſprach wenig, das ſtete Fragen, was den auf- geweckten Kindern eigen iſt, kam ſelten und meiſt ſo, daß dem Gefragten die Antwort darauf ſchwer wurde; aber ihr liebes, einfältiges Geſichtlein trug faſt immer den Ausdruck der Zufriedenheit. Zwei Spielkameraden hatte ſie, die waren ihr genug:

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 168. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/180>, abgerufen am 24.11.2024.