Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.Nach langem Hinstarren nickte er wohl lang- Als er so eines Abends zu seinem Vater in Hauke sah ihn trotzig an. -- "Hörst Du mich nicht? Ich sag', Du "Ja," sagte Hauke; "ich bin doch nicht "Nein," erwiderte nach einer Weile der Alte "Aber," sagte Hauke wieder; "unsere Deiche -- "Was für was, Junge?" Nach langem Hinſtarren nickte er wohl lang- Als er ſo eines Abends zu ſeinem Vater in Hauke ſah ihn trotzig an. — „Hörſt Du mich nicht? Ich ſag', Du „Ja,” ſagte Hauke; „ich bin doch nicht „Nein,” erwiderte nach einer Weile der Alte „Aber,” ſagte Hauke wieder; „unſere Deiche — „Was für was, Junge?” <TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0027" n="15"/> <p>Nach langem Hinſtarren nickte er wohl lang-<lb/> ſam mit dem Kopfe oder zeichnete, ohne aufzuſehen,<lb/> mit der Hand eine weiche Linie in die Luft, als<lb/> ob er dem Deiche damit einen ſanfteren Abfall<lb/> geben wollte. Wurde es ſo dunkel, daß alle Erden-<lb/> dinge vor ſeinen Augen verſchwanden und nur<lb/> die Fluth ihm in die Ohren donnerte, dann ſtand<lb/> er auf und trabte halbdurchnäßt nach Hauſe.</p><lb/> <p>Als er ſo eines Abends zu ſeinem Vater in<lb/> die Stube trat, der an ſeinen Meßgeräthen putzte,<lb/> fuhr dieſer auf: „Was treibſt Du draußen? Du<lb/> hätteſt ja verſaufen können; die Waſſer beißen heute<lb/> in den Deich.”</p><lb/> <p>Hauke ſah ihn trotzig an.</p><lb/> <p>— „Hörſt Du mich nicht? Ich ſag', Du<lb/> hätt'ſt verſaufen können.”</p><lb/> <p>„Ja,” ſagte Hauke; „ich bin doch nicht<lb/> verſoffen!”</p><lb/> <p>„Nein,” erwiderte nach einer Weile der Alte<lb/> und ſah ihm wie abweſend ins Geſicht, — „dies-<lb/> mal noch nicht.”</p><lb/> <p>„Aber,” ſagte Hauke wieder; „unſere Deiche<lb/> ſind nichts werth!”</p><lb/> <p>— „Was für was, Junge?”</p><lb/> </div> </body> </text> </TEI> [15/0027]
Nach langem Hinſtarren nickte er wohl lang-
ſam mit dem Kopfe oder zeichnete, ohne aufzuſehen,
mit der Hand eine weiche Linie in die Luft, als
ob er dem Deiche damit einen ſanfteren Abfall
geben wollte. Wurde es ſo dunkel, daß alle Erden-
dinge vor ſeinen Augen verſchwanden und nur
die Fluth ihm in die Ohren donnerte, dann ſtand
er auf und trabte halbdurchnäßt nach Hauſe.
Als er ſo eines Abends zu ſeinem Vater in
die Stube trat, der an ſeinen Meßgeräthen putzte,
fuhr dieſer auf: „Was treibſt Du draußen? Du
hätteſt ja verſaufen können; die Waſſer beißen heute
in den Deich.”
Hauke ſah ihn trotzig an.
— „Hörſt Du mich nicht? Ich ſag', Du
hätt'ſt verſaufen können.”
„Ja,” ſagte Hauke; „ich bin doch nicht
verſoffen!”
„Nein,” erwiderte nach einer Weile der Alte
und ſah ihm wie abweſend ins Geſicht, — „dies-
mal noch nicht.”
„Aber,” ſagte Hauke wieder; „unſere Deiche
ſind nichts werth!”
— „Was für was, Junge?”
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