Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.Mal; dann ging er aus der Thür; er wußte nicht, Auch als zu Ende Octobers die Deicharbeit Theodor Storm, Der Schimmelreiter. 2
Mal; dann ging er aus der Thür; er wußte nicht, Auch als zu Ende Octobers die Deicharbeit Theodor Storm, Der Schimmelreiter. 2
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Mal; dann ging er aus der Thür; er wußte nicht,
was er dem Jungen antworten ſollte.
Auch als zu Ende Octobers die Deicharbeit
vorbei war, blieb der Gang nordwärts nach dem
Haf hinaus für Hauke Haien die beſte Unter-
haltung; den Allerheiligentag, um den herum die
Aequinoctialſtürme zu toſen pflegen, von dem wir
ſagen, daß Friesland ihn wohl beklagen mag, er-
wartete er, wie heut' die Kinder das Chriſtfeſt.
Stand eine Springfluth bevor, ſo konnte man
ſicher ſein, er lag trotz Sturm und Wetter weit
draußen am Deiche mutterſeelenallein; und wenn
die Möven gackerten, wenn die Waſſer gegen den
Deich tobten und beim Zurückrollen ganze Fetzen
von der Grasdecke mit ins Meer hinabriſſen, dann
hätte man Hauke's zorniges Lachen hören können.
„Ihr könnt nichts Rechtes,” ſchrie er in den Lärm
hinaus, „ſowie die Menſchen auch nichts können!”
Und endlich, oft im Finſtern, trabte er aus der
weiten Oede den Deich entlang nach Hauſe, bis
ſeine aufgeſchoſſene Geſtalt die niedrige Thür unter
ſeines Vaters Rohrdach erreicht hatte und darunter
durch in das kleine Zimmer ſchlüpfte.
Theodor Storm, Der Schimmelreiter. 2
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