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Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888.

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ein wohlhabender Mann zu werden! Eine Reihe
von Gesichtern ging vor seinem innern Blick vor-
über, und sie sahen ihn alle mit bösen Augen an;
da faßte ihn ein Groll gegen diese Menschen, er
streckte die Arme aus, als griffe er nach ihnen;
denn sie wollten ihn vom Amte drängen, zu dem
von allen nur er berufen war. -- Und die Ge-
danken ließen ihn nicht; sie waren immer wieder
da, und so wuchsen in seinem jungen Herzen neben
der Ehrenhaftigkeit und Liebe auch die Ehrsucht
und der Haß. Aber diese Beiden verschloß er
tief in seinem Innern; selbst Elke ahnte nichts
davon.

-- Als das neue Jahr gekommen war, gab
es eine Hochzeit; die Braut war eine Verwandte
von den Haiens, und Hauke und Elke waren
Beide dort geladene Gäste; ja, bei dem Hochzeit-
essen traf es sich durch das Ausbleiben eines näheren
Verwandten, daß sie ihre Plätze neben einander
fanden. Nur ein Lächeln, das über Beider Antlitz
glitt, verrieth ihre Freude darüber. Aber Elke
saß heute theilnahmlos in dem Geräusche des
Plauderns und Gläserklirrens

"Fehlt Dir etwas?" frug Hauke.

ein wohlhabender Mann zu werden! Eine Reihe
von Geſichtern ging vor ſeinem innern Blick vor-
über, und ſie ſahen ihn alle mit böſen Augen an;
da faßte ihn ein Groll gegen dieſe Menſchen, er
ſtreckte die Arme aus, als griffe er nach ihnen;
denn ſie wollten ihn vom Amte drängen, zu dem
von allen nur er berufen war. — Und die Ge-
danken ließen ihn nicht; ſie waren immer wieder
da, und ſo wuchſen in ſeinem jungen Herzen neben
der Ehrenhaftigkeit und Liebe auch die Ehrſucht
und der Haß. Aber dieſe Beiden verſchloß er
tief in ſeinem Innern; ſelbſt Elke ahnte nichts
davon.

— Als das neue Jahr gekommen war, gab
es eine Hochzeit; die Braut war eine Verwandte
von den Haiens, und Hauke und Elke waren
Beide dort geladene Gäſte; ja, bei dem Hochzeit-
eſſen traf es ſich durch das Ausbleiben eines näheren
Verwandten, daß ſie ihre Plätze neben einander
fanden. Nur ein Lächeln, das über Beider Antlitz
glitt, verrieth ihre Freude darüber. Aber Elke
ſaß heute theilnahmlos in dem Geräuſche des
Plauderns und Gläſerklirrens

„Fehlt Dir etwas?” frug Hauke.

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[85/0097] ein wohlhabender Mann zu werden! Eine Reihe von Geſichtern ging vor ſeinem innern Blick vor- über, und ſie ſahen ihn alle mit böſen Augen an; da faßte ihn ein Groll gegen dieſe Menſchen, er ſtreckte die Arme aus, als griffe er nach ihnen; denn ſie wollten ihn vom Amte drängen, zu dem von allen nur er berufen war. — Und die Ge- danken ließen ihn nicht; ſie waren immer wieder da, und ſo wuchſen in ſeinem jungen Herzen neben der Ehrenhaftigkeit und Liebe auch die Ehrſucht und der Haß. Aber dieſe Beiden verſchloß er tief in ſeinem Innern; ſelbſt Elke ahnte nichts davon. — Als das neue Jahr gekommen war, gab es eine Hochzeit; die Braut war eine Verwandte von den Haiens, und Hauke und Elke waren Beide dort geladene Gäſte; ja, bei dem Hochzeit- eſſen traf es ſich durch das Ausbleiben eines näheren Verwandten, daß ſie ihre Plätze neben einander fanden. Nur ein Lächeln, das über Beider Antlitz glitt, verrieth ihre Freude darüber. Aber Elke ſaß heute theilnahmlos in dem Geräuſche des Plauderns und Gläſerklirrens „Fehlt Dir etwas?” frug Hauke.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Der Schimmelreiter. Berlin, 1888, S. 85. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_schimmelreiter_1888/97>, abgerufen am 21.11.2024.