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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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dem Kutschersitze nickende Postillon an der Leine hatte, riß sich los und sprang, freudewinselnd und mit der mächtigen Ruthe den Staub der Straße peitschend, dem Kommenden entgegen.

"Leo, mein Hund, bist du da? Ja, ich komme, ich komme schon!" Ein lebensfroher Ton klang aus diesen Worten, unter denen der Hund die Liebkosungen seines Herrn entgegennahm.

Vor ihnen, im hellsten Sonnenscheine breitete sich ein weites Tiefland aus, zu dem in Wellenlinien sich der Weg hinuntersenkte. Bald saß der Wanderer auf dem Wagen, und während der Hund in großen Sätzen nebenher sprang, rollte das Gefährte in den jungen Frühling hinaus, der blauen Waldferne zu, die in kaum erkennbaren Zügen den Horizont begrenzte.



Oben in den Eichbäumen, die vor dem Kruge des Dorfes Föhrenschwarzeck standen, lärmten die Elstern, welche ihr Nest gegen zwei rothbrüstige Thurmfalken zu vertheidigen suchten; die Gäste in der Schenkstube konnten kaum ihr eigenes Wort verstehen.

dem Kutschersitze nickende Postillon an der Leine hatte, riß sich los und sprang, freudewinselnd und mit der mächtigen Ruthe den Staub der Straße peitschend, dem Kommenden entgegen.

„Leo, mein Hund, bist du da? Ja, ich komme, ich komme schon!“ Ein lebensfroher Ton klang aus diesen Worten, unter denen der Hund die Liebkosungen seines Herrn entgegennahm.

Vor ihnen, im hellsten Sonnenscheine breitete sich ein weites Tiefland aus, zu dem in Wellenlinien sich der Weg hinuntersenkte. Bald saß der Wanderer auf dem Wagen, und während der Hund in großen Sätzen nebenher sprang, rollte das Gefährte in den jungen Frühling hinaus, der blauen Waldferne zu, die in kaum erkennbaren Zügen den Horizont begrenzte.



Oben in den Eichbäumen, die vor dem Kruge des Dorfes Föhrenschwarzeck standen, lärmten die Elstern, welche ihr Nest gegen zwei rothbrüstige Thurmfalken zu vertheidigen suchten; die Gäste in der Schenkstube konnten kaum ihr eigenes Wort verstehen.

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[14/0018] dem Kutschersitze nickende Postillon an der Leine hatte, riß sich los und sprang, freudewinselnd und mit der mächtigen Ruthe den Staub der Straße peitschend, dem Kommenden entgegen. „Leo, mein Hund, bist du da? Ja, ich komme, ich komme schon!“ Ein lebensfroher Ton klang aus diesen Worten, unter denen der Hund die Liebkosungen seines Herrn entgegennahm. Vor ihnen, im hellsten Sonnenscheine breitete sich ein weites Tiefland aus, zu dem in Wellenlinien sich der Weg hinuntersenkte. Bald saß der Wanderer auf dem Wagen, und während der Hund in großen Sätzen nebenher sprang, rollte das Gefährte in den jungen Frühling hinaus, der blauen Waldferne zu, die in kaum erkennbaren Zügen den Horizont begrenzte. Oben in den Eichbäumen, die vor dem Kruge des Dorfes Föhrenschwarzeck standen, lärmten die Elstern, welche ihr Nest gegen zwei rothbrüstige Thurmfalken zu vertheidigen suchten; die Gäste in der Schenkstube konnten kaum ihr eigenes Wort verstehen.

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Dieses Werk stammt von Wikisource (Waldwinkel, Pole Poppenspäler).

Quelle der Scans: Wikimedia Commons.

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/18>, abgerufen am 03.12.2024.