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Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.

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Meisterin, die von ihrem Lehnstuhle aus ebenfalls dem Vorgange zugesehen hatte; "aber der alte Sünder drüben hat kein Herz für die Menschheit."

"Der Mann thut wohl nur seine Pflicht, Frau Meisterin," sagte ich, noch immer in meinen eigenen Gedanken.

"Ich möcht' nicht solche Pflicht zu thun haben," erwiederte sie, und lehnte sich fast zornig in ihren Stuhl zurück.

Drüben war indeß die Thür des Gefangenhauses zugeschlagen, und das junge Weib, nur mit einem kurzen wehenden Mäntelchen um die Schultern und einem schwarzen Tüchelchen um den Kopf geknotet, ging langsam die übereis'te Straße hinab. - Die Meisterin und ich waren schweigend auf unserem Platz geblieben; ich glaube - denn auch meine Theilnahme war jetzt erweckt - , es war uns Beiden, als ob wir helfen müßten und nur nicht wüßten, wie.

Als ich eben vom Fenster zurücktreten wollte, kam das Weib wieder die Straße herauf. Vor der Thür des Gefangenhauses blieb sie stehen und setzte zögernd einen Fuß auf den zur Schwelle führenden Treppenstein;

Meisterin, die von ihrem Lehnstuhle aus ebenfalls dem Vorgange zugesehen hatte; „aber der alte Sünder drüben hat kein Herz für die Menschheit.“

„Der Mann thut wohl nur seine Pflicht, Frau Meisterin,“ sagte ich, noch immer in meinen eigenen Gedanken.

„Ich möcht’ nicht solche Pflicht zu thun haben,“ erwiederte sie, und lehnte sich fast zornig in ihren Stuhl zurück.

Drüben war indeß die Thür des Gefangenhauses zugeschlagen, und das junge Weib, nur mit einem kurzen wehenden Mäntelchen um die Schultern und einem schwarzen Tüchelchen um den Kopf geknotet, ging langsam die übereis’te Straße hinab. – Die Meisterin und ich waren schweigend auf unserem Platz geblieben; ich glaube – denn auch meine Theilnahme war jetzt erweckt – , es war uns Beiden, als ob wir helfen müßten und nur nicht wüßten, wie.

Als ich eben vom Fenster zurücktreten wollte, kam das Weib wieder die Straße herauf. Vor der Thür des Gefangenhauses blieb sie stehen und setzte zögernd einen Fuß auf den zur Schwelle führenden Treppenstein;

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[181/0185] Meisterin, die von ihrem Lehnstuhle aus ebenfalls dem Vorgange zugesehen hatte; „aber der alte Sünder drüben hat kein Herz für die Menschheit.“ „Der Mann thut wohl nur seine Pflicht, Frau Meisterin,“ sagte ich, noch immer in meinen eigenen Gedanken. „Ich möcht’ nicht solche Pflicht zu thun haben,“ erwiederte sie, und lehnte sich fast zornig in ihren Stuhl zurück. Drüben war indeß die Thür des Gefangenhauses zugeschlagen, und das junge Weib, nur mit einem kurzen wehenden Mäntelchen um die Schultern und einem schwarzen Tüchelchen um den Kopf geknotet, ging langsam die übereis’te Straße hinab. – Die Meisterin und ich waren schweigend auf unserem Platz geblieben; ich glaube – denn auch meine Theilnahme war jetzt erweckt – , es war uns Beiden, als ob wir helfen müßten und nur nicht wüßten, wie. Als ich eben vom Fenster zurücktreten wollte, kam das Weib wieder die Straße herauf. Vor der Thür des Gefangenhauses blieb sie stehen und setzte zögernd einen Fuß auf den zur Schwelle führenden Treppenstein;

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Zitationshilfe: Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875, S. 181. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/storm_waldwinkel_1875/185>, abgerufen am 27.11.2024.