Storm, Theodor: Waldwinkel, Pole Poppenspäler. Novellen. Braunschweig, 1875.jung sind, haben schon mitunter solche Mucken; Euer Junker Wolff ist ja derzumalen auch bei dem Wartburgstanze mit gewesen." Der Alte sagte nichts darauf; aber der Wirth wußte noch Weiteres zu erzählen, als wenn seine klugen Elstern ihm's von allen Seiten zugetragen hätten. - Hier aus der Gegend sollte der Fremde sein; aber drüben bei den Preußen hatte man ihn jahrelang in einem dunklen Kerkerloch gehalten; weder die Sonne, noch die Sterne der Nacht hatte er dort gesehen; nur der qualmige Schein einer Thranlampe war ihm vergönnt gewesen; dabei hatte er ohne Kunde, ob Morgen oder Mitternacht, Tag aus Tag ein gesessen und viele dicke Bücher durchstudirt. "Aber, Casper-Ohm," sagte der Krämer und hielt dem Wirthe seine offene Tabaksdose hin, "Ihr seid doch nicht etwa wieder in einen Grenzproceß verzwirnet?" "Ich? Wie meint Ihr das, Pfeffers?" "Nun, ich dachte, Ihr wärt wieder einmal in der Stadt bei dem Winkeladvocaten, dem Actuariatsschreiber gewesen, bei dem man für die Kosten die Lügen scheffelweis drauf zu bekommt." jung sind, haben schon mitunter solche Mucken; Euer Junker Wolff ist ja derzumalen auch bei dem Wartburgstanze mit gewesen.“ Der Alte sagte nichts darauf; aber der Wirth wußte noch Weiteres zu erzählen, als wenn seine klugen Elstern ihm’s von allen Seiten zugetragen hätten. – Hier aus der Gegend sollte der Fremde sein; aber drüben bei den Preußen hatte man ihn jahrelang in einem dunklen Kerkerloch gehalten; weder die Sonne, noch die Sterne der Nacht hatte er dort gesehen; nur der qualmige Schein einer Thranlampe war ihm vergönnt gewesen; dabei hatte er ohne Kunde, ob Morgen oder Mitternacht, Tag aus Tag ein gesessen und viele dicke Bücher durchstudirt. „Aber, Casper-Ohm,“ sagte der Krämer und hielt dem Wirthe seine offene Tabaksdose hin, „Ihr seid doch nicht etwa wieder in einen Grenzproceß verzwirnet?“ „Ich? Wie meint Ihr das, Pfeffers?“ „Nun, ich dachte, Ihr wärt wieder einmal in der Stadt bei dem Winkeladvocaten, dem Actuariatsschreiber gewesen, bei dem man für die Kosten die Lügen scheffelweis drauf zu bekommt.“ <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0022" n="18"/> jung sind, haben schon mitunter solche Mucken; Euer Junker Wolff ist ja derzumalen auch bei dem Wartburgstanze mit gewesen.“</p> <p>Der Alte sagte nichts darauf; aber der Wirth wußte noch Weiteres zu erzählen, als wenn seine klugen Elstern ihm’s von allen Seiten zugetragen hätten. – Hier aus der Gegend sollte der Fremde sein; aber drüben bei den Preußen hatte man ihn jahrelang in einem dunklen Kerkerloch gehalten; weder die Sonne, noch die Sterne der Nacht hatte er dort gesehen; nur der qualmige Schein einer Thranlampe war ihm vergönnt gewesen; dabei hatte er ohne Kunde, ob Morgen oder Mitternacht, Tag aus Tag ein gesessen und viele dicke Bücher durchstudirt.</p> <p>„Aber, Casper-Ohm,“ sagte der Krämer und hielt dem Wirthe seine offene Tabaksdose hin, „Ihr seid doch nicht etwa wieder in einen Grenzproceß verzwirnet?“</p> <p>„Ich? Wie meint Ihr das, Pfeffers?“</p> <p>„Nun, ich dachte, Ihr wärt wieder einmal in der Stadt bei dem Winkeladvocaten, dem Actuariatsschreiber gewesen, bei dem man für die Kosten die Lügen scheffelweis drauf zu bekommt.“</p> </div> </body> </text> </TEI> [18/0022]
jung sind, haben schon mitunter solche Mucken; Euer Junker Wolff ist ja derzumalen auch bei dem Wartburgstanze mit gewesen.“
Der Alte sagte nichts darauf; aber der Wirth wußte noch Weiteres zu erzählen, als wenn seine klugen Elstern ihm’s von allen Seiten zugetragen hätten. – Hier aus der Gegend sollte der Fremde sein; aber drüben bei den Preußen hatte man ihn jahrelang in einem dunklen Kerkerloch gehalten; weder die Sonne, noch die Sterne der Nacht hatte er dort gesehen; nur der qualmige Schein einer Thranlampe war ihm vergönnt gewesen; dabei hatte er ohne Kunde, ob Morgen oder Mitternacht, Tag aus Tag ein gesessen und viele dicke Bücher durchstudirt.
„Aber, Casper-Ohm,“ sagte der Krämer und hielt dem Wirthe seine offene Tabaksdose hin, „Ihr seid doch nicht etwa wieder in einen Grenzproceß verzwirnet?“
„Ich? Wie meint Ihr das, Pfeffers?“
„Nun, ich dachte, Ihr wärt wieder einmal in der Stadt bei dem Winkeladvocaten, dem Actuariatsschreiber gewesen, bei dem man für die Kosten die Lügen scheffelweis drauf zu bekommt.“
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate
(2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat.
(2012-10-29T10:30:31Z)
Weitere Informationen:Dieses Werk stammt von Wikisource (Waldwinkel, Pole Poppenspäler). Quelle der Scans: Wikimedia Commons. Anmerkungen zur Transkription:
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |